Die Frauen der Calhouns 05 - Megan
ihr zeigen, wo es langging!
Coco riss die Augen auf, als dieser unmögliche Mann seine Lippen hart auf ihren Mund presste. Nur … sehen konnte sie nichts. Nicht, wenn ihre fein säuberlich geordnete Welt plötzlich zu schwanken begann. Warum sonst wohl sollte sie sich so an ihn klammern?
Sie würde ihm eine saftige Ohrfeige versetzen. Ganz bestimmt. Jede Sekunde würde es passieren. Da war er sicher.
In Gedanken verfluchte Dutch die Frauen. Alle Frauen, ausnahmslos. Und vor allem große, verführerisch riechende Frauen mit verlockenden Rundungen und einem dunkelroten Kirschenmund. Für die Reize einer Frau war er immer empfänglich gewesen.
Er schob sie abrupt von sich ab, ohne jedoch den Griff von ihren Schultern zu lockern. »Eines sollten wir klarstellen …«
»Jetzt passen Sie mal auf …«, setzte Coco im gleichen Moment an.
Und dann sprangen sie beide auseinander wie ertappte Kinder, als die Küchentür aufschwang.
Megan blieb wie angewurzelt auf der Schwelle stehen. Es war absolut unmöglich, dass sie gesehen hatte, was sie gesehen hatte! Nein, sie musste sich getäuscht haben. Denn Coco prüfte ja auch gerade ihren Braten im Ofen, und Dutch stand am Tisch und siebte Mehl in eine Schüssel. Nein, die beiden hatten sich ganz sicher nicht geküsst. Oder?
Allerdings schienen beide recht erhitzte Gesichter zu haben, wie Megan feststellte. »Entschuldigt, ich wollte nicht stören …«
»Oh, Megan.« Coco fuhr sich mit fahrigen Fingern über die Frisur. Ihre Haut prickelte am ganzen Leib. Aus Verlegenheit und Ärger, wie sie sich versicherte. »Was kann ich für dich tun, Liebes?«
»Ich habe da ein paar Fragen zum Küchenbudget.« Sie konnte es nicht verhindern, ihr Blick wanderte wie von allein zwischen Dutch und Coco hin und her. Und die Luft in der Küche war dicker als Cocos Hausmacher-Erbseneintopf. »Ich kann auch später wiederkommen …«
»Aber nein.« Coco wischte die feuchten Handflächen an ihrer Schürze ab. »Wir sind nur ein bisschen in Hektik, wegen Trentons Ankunft.«
»Trenton? Oh, Trents Vater kommt ja. Das hatte ich ganz vergessen.« Unauffällig wich sie zurück. »Das mit dem Budget hat auch noch Zeit bis später …«
»Nein, nein.« Lass mich nicht allein, Megan! »Jetzt ist so gut wie später. Hier ist alles unter Kontrolle. Gehen wir doch in dein Büro, Liebes.« Sie hängte sich bei Megan ein. »Mr van Horne macht es sicher nichts aus, für ein paar Minuten zu übernehmen.« Ohne auf seine Zustimmung zu warten, schob sie Megan zur Tür hinaus. »Immer diese Details, nicht wahr?«, flötete sie übertrieben unbeschwert, während sie sich an Megans Arm wie an den rettenden Strohhalm klammerte. »Je mehr man von ihnen bearbeitet, desto mehr tauchen auf.«
»Coco, ist alles in Ordnung mit dir?«
»Aber ja doch.« Dennoch presste sie eine Hand auf ihr Herz. »Ein kleiner Zusammenstoß mit Mr van Horne. Nichts, womit ich nicht fertig werde.« Hoffte sie. Inbrünstig. »Nun, wie weit bist du mit den Büchern gediehen? Ich hatte ja gehofft, du hättest schon Zeit für Fergus’ Buch gefunden.«
»Um genau zu sein, ich …«
»Natürlich sollst du dich nicht überarbeiten.« Aufgelöst, wie Coco war, hatte sie nicht ein Wort von dem, was Megan gesagt hatte, gehört. »Du sollst dich hier wie zu Hause fühlen und dich entspannen, etwas Spaß haben und dich amüsieren. Wir alle müssen uns entspannen, nach den Aufregungen im letzten Jahr. Niemand von uns würde jetzt noch eine Krise durchstehen können.«
»Weder habe noch brauche ich eine Reservierung!«
Die herrische Stimme ließ Coco mitten in der Bewegung erstarren. Das hektische Rot auf ihren Wangen machte jäh einer Leichenblässe Platz.
»Grundgütiger, das darf einfach nicht sein!«
»Coco?« Megan fühlte das Zittern, das Coco durchlief, und fasste ihren Arm fester. Ob sie die große Frau auffangen konnte, falls sie ohnmächtig wurde?
»Junger Mann.« Die resolute Stimme hallte an den Wänden wider. »Wissen Sie eigentlich, wer ich bin?«
»Tante Colleen«, flüsterte Coco mit bebenden Lippen. Ein ersticktes Stöhnen entschlüpfte ihr, dann riss sie sich zusammen und ging tapfer in die Lobby. »Tante Colleen.« Jetzt klang ihre Stimme ganz anders. »Was für eine nette Überraschung.«
»Was für ein Schock, meinst du wohl eher.« Colleen hielt ihrer Nichte die Wange für den Begrüßungskuss hin, dann pochte sie mit ihrem Gehstock auf den Boden. Colleen war groß, hager und wirkte nachgiebig wie Stahl in ihrem
Weitere Kostenlose Bücher