Die Frauen der Calhouns 05 - Megan
verlieren. Ich wollte nichts sagen oder tun, was dich irgendwie verärgern würde oder dir unangenehm sein könnte.«
»Haben wir das nicht längst hinter uns gelassen, Megan?«
»Du sicher früher als ich.« Seufzend legte Megan den Bleistift fort. »Vielleicht ist es schwerer, die andere Frau zu sein.«
»Warst du das?«, hakte Suzanna leise nach. »Oder war ich das?«
Megan schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht sagen, dass ich die Zeit zurückdrehen und alles anders machen möchte, denn dann hätte ich Kevin nicht.« Ruhig begegnete sie Suzannas Blick. »Ich weiß, du betrachtest Kevin als Bruder deiner Kinder und liebst ihn.«
»Ja, das tue ich.«
»Und du sollst wissen, dass ich deine Kinder als meine Familie betrachte und sie ebenso liebe.«
Suzanna legte ihre Hand auf Megans. »Das weiß ich doch. Eigentlich bin ich hergekommen, weil ich dich fragen wollte, ob Kevin mit zu uns kommen kann. Ich arbeite heute im Gewächshaus, und es macht den dreien immer unheimlichen Spaß, dabei zu sein – vor allem, weil es Pizza zum Lunch gibt.«
»Natürlich darf er. Das gleicht dann auch aus, dass er letztens die Krawatte tragen musste.«
Suzanna schmunzelte vergnügt. »Ich musste Alex nahezu fesseln, um ihm seine zu binden. Ich kann nur hoffen, dass Tante Coco so schnell keine formelle Dinnerparty mehr plant.« Sie neigte fragend den Kopf. »Da wir gerade von Tante Coco reden … hast du sie heute schon gesehen?«
»Nur kurz, nach dem Frühstück. Warum?«
»Hat sie vor sich hin gesummt?«
»Ich glaube schon.« Megan legte nachdenklich die Zungenspitze an die Oberlippe. »Wenn ich es recht bedenke, summt sie schon seit Tagen vor sich hin.«
»Gerade eben hat sie auch gesummt. Und ihr teuerstes Parfüm hatte sie aufgetragen.« Suzanna runzelte leicht die Stirn. »Ich frage mich, ob Trents Vater … Aber er ist ja wieder nach Boston zurückgefahren, deshalb dachte ich, dass kein Grund zur Sorge besteht. Er ist ein netter Mann, und wir alle mögen ihn, aber … Nun, er war immerhin viermal verheiratet, und er scheint sich noch immer umzusehen.«
»Ist mir auch aufgefallen.« Sie debattierte nur kurz mit sich, dann räusperte sie sich. »Ehrlich gesagt, ich glaube nicht, dass Cocos Interesse in diese Richtung geht.«
»Nicht?«
»Dutch«, sagte Megan nur.
Suzanna blickte sie verständnislos an. »Wie?«
»Ich glaube, sie und Dutch sind … ineinander verliebt.«
»Dutch? Unser Dutch? Aber sie beklagt sich doch bitterlich über ihn, und er nimmt jede Gelegenheit wahr, um sie anzublaffen. Sie streiten sich ständig und …« Suzannas Stimme erstarb. Sie presste die Hand vor den Mund und starrte Megan an. »Oh oh …«
Volle drei Sekunden schafften es die beiden Frauen, sich pflichtschuldig zusammenzunehmen, bevor sie in schallendes Gelächter ausbrachen. Megan bereitete es keine Mühe, in einen schwesterlichen Schwatz über ein anderes Familienmitglied zu verfallen. Erst berichtete sie Suzanna von der Episode in der Küche, dann beschrieb sie die Szene auf der Terrasse.
»Das hättest du sehen müssen, da flogen die Funken. Zuerst befürchtete ich, sie würden einander jeden Moment an die Kehle gehen, dann wurde mir klar, dass es sich dabei eher um ein Balzritual handelte.«
»Ein Balzritual«, wiederholte Suzanna perplex. »Glaubst du wirklich, die beiden …?«
Megan hob die Augenbrauen. »Na, sie summt recht häufig in letzter Zeit.«
»Unbestreitbar.« Suzanna bedachte die Kombination genauer und musste feststellen, dass sie ihr durchaus gefiel. »Ich denke, ich werde einen kurzen Abstecher in die Küche machen, bevor ich nach Hause gehe. Mal sehen, wie die Atmosphäre so ist.«
»Ich erwarte einen vollständigen Bericht, das ist dir hoffentlich klar.«
»Sollst du bekommen.« Kichernd richtete Suzanna sich auf. »Der Mond in jener Nacht war wohl nicht zu verachten.«
»Das denke ich auch«, murmelte Megan.
Die Hand an der Türklinke, drehte Suzanna sich noch einmal um. »Nathaniel ist auch nicht zu verachten.«
»Ich dachte, wir reden hier über Dutch.«
»Wir reden über Romantik«, berichtigte Suzanna. »Bis später dann.«
Mit gerunzelter Stirn starrte Megan auf die Tür, die hinter Suzanna ins Schloss fiel. Himmel, war sie wirklich so leicht zu durchschauen?
Nachdem Megan den ganzen Morgen über den Büchern von The Retreat gesessen hatte, gönnte sie sich eine kleine Belohnung und nahm sich Fergus’ Kladde vor. Es machte ihr Spaß, die Kosten für Kutschpferde und Wagenräder zu
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