Die Frauen der Calhouns 05 - Megan
aufgefallen.« Sie drehte sich in seinen Armen, legte die Hände an seine Brust, um ihn aufzuhalten. »Ich muss jetzt wirklich gehen.«
»Ich auch. Vermutlich lässt du dich nicht überreden, mit mir rauszukommen?«
»Mit dem Schiff, um Wale zu suchen?« Sie legte den Kopf leicht schief. »Wenn du mit in mein Büro kommst, um Belege zu sortieren.«
Er krümmte sich leicht. »Also wohl nicht. Was ist mit heute Abend?«
Sehnsucht, heiß und drängend, erfasste sie. »Ich muss an Kevin denken. Ich kann meine Nächte nicht hier bei dir verbringen, während er woanders schläft.«
»Kann ich verstehen. Aber du könntest deine Terrassentüren ja vielleicht unverschlossen lassen …«
»Damit du dich hineinschleichen kannst?«, fragte sie streng.
»So ungefähr.«
»Gute Idee.« Lachend machte sie sich aus seinen Armen frei. »Fährst du mich jetzt endlich zu meinem Wagen zurück?«
»Muss ich wohl.« Hand in Hand stiegen sie die Treppe hinunter. »Megan …« Er hasste es, dieses Thema anzusprechen, wenn die Sonne strahlend schien und seine Stimmung so unbeschwert war. »Solltest du etwas von Dumont hören… Wenn er sich irgendwie an dich oder Kevin heranmacht, will ich das wissen. Schrei, trommle, schicke Rauchzeichen, aber gib mir Bescheid.«
Sie drückte aufmunternd seine Finger. »Ich bezweifle, dass er sich noch einmal blicken lässt, nach dem unfreiwilligen Bad, das du ihm verabreicht hast. Mach dir keine Sorgen, Nathaniel, ich werde schon allein mit ihm fertig.«
»Ab mit der Rübe!«, lautete Vogels Vorschlag, doch Nathaniel lächelte nicht einmal.
»Es geht nicht darum, mit wem oder was du allein fertig wirst.« Er hielt die Haustür für sie auf. »Vielleicht hat die letzte Nacht deiner Ansicht nach mir nicht das Recht gegeben, auf dich und deinen Jungen aufzupassen … nun, meiner Meinung nach schon. Und ich werde auf euch aufpassen.« Auch die Wagentür hielt er für sie auf. »Ich will es ganz einfach ausdrücken: Entweder, du versprichst mir, dass du es mir sagst, oder ich erledige das mit ihm jetzt sofort.«
Der Protest lag ihr schon auf der Zunge, doch dann erinnerte sie sich an Nathaniels Miene, als er Baxter gegen die Wand gerammt hatte. »Das traue ich dir sogar zu.«
»Darauf kannst du jede Wette eingehen.«
Sie bemühte sich, den Ärger von der simplen Freude, sich beschützt zu fühlen, zu trennen. Es gelang ihr nicht. »Ich würde dir ja gerne danken für deine Fürsorglichkeit, aber ich bin nicht sicher, ob ich das so bedenkenlos kann. Ich passe schon sehr lange auf Kevin und mich auf.«
»Die Dinge ändern sich.«
»Stimmt.« Sie fragte sich, was hinter diesen ruhigen grauen Augen wohl vorgehen mochte. »Ich ziehe es vor, wenn sie sich Schritt für Schritt verändern.«
»Ich tue mein Bestes, Meg, um mich auf dein Tempo einzustellen.« Und wenn ihn das frustrierte, so würde er damit fertig werden müssen. »Ein schlichtes Ja oder Nein reicht.«
Hier ging es nicht nur um sie selbst, sondern auch um Kevin. Nathaniel bot an, sie beide zu beschützen. Stolz war unangebracht, wenn es um das Wohlergehen ihres Sohnes ging. Im Wagen drehte sie sich im Sitz zu ihm um.
»Du hast wirklich eine ganz besondere Art, deinen Kopf durchzusetzen. Und dann tust du so, als sei es unvermeidlich gewesen.«
»Das ist es meist auch.« Er setzte rückwärts und lenkte den Wagen Richtung Shipshape.
Bei ihrer Ankunft wartete bereits ein Begrüßungskomitee auf sie – Holt und, zu Megans Überraschung, ihr Bruder Sloan.
»Die Kinder habe ich im The Towers abgesetzt«, sagte Holt, bevor Megan fragen konnte. »Dein Hund ist auch dabei, Nate.«
»Danke.« Megan war kaum aus dem Auto ausgestiegen, als Sloan sie bei den Schultern packte und ihr eindringlich in die Augen blickte.
»Ist alles in Ordnung mit dir? Warum, zum Teufel, hast du mich nicht angerufen? Hat dieser Mistkerl dich angerührt?«
»Mir geht es gut, Sloan.« Sie umfasste sein Gesicht und küsste ihn beruhigend auf die Wange. »Und angerufen habe ich dich nicht, weil bereits zwei Ritter in voller Rüstung für mich in den Kampf gezogen waren. Er mag mich angerührt haben, aber ich habe ihm die Fäuste in die Rippen gerammt. Ich glaube sogar, ich habe ihm die Lippe aufgeschlagen.«
Sloan stieß einen unflätigen Fluch aus und zog Megan in seine Arme. »Ich hätte ihn schon umbringen sollen, als du mir zum ersten Mal von ihm erzähltest.«
»Lass«, bat sie, »es ist vorbei. Ich will nicht, dass Kevin etwas davon erfährt. Komm, ich
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