Die Frauen der Calhouns 2. Amanda
luftigen, pastellfarbenen Büro und blickte auf seinen kahl werdenden Schädel hinunter, während er seine wöchentliche Liste von Klagen durchging.
»Das Reinigungspersonal braucht zwanzig Minuten zu lang. Bei meiner Stichprobe im dritten Stock habe ich diese Verpackung unter dem Bett in 302 entdeckt.« Er winkte mit der winzigen, durchsichtigen Hülle wie mit einer Fahne. »Ich erwarte von Ihnen, dass Sie die Dinge besser im Griff haben, Miss Calhoun.«
»Ja, Sir.« Du aufgeblasener kleiner Jammerlappen, setzte sie im Stillen hinzu. »Ich werde persönlich mit dem Reinigungspersonal sprechen.«
»Vergessen Sie es nicht.« Er hob sein stets griffbereites Klemmbrett hoch. »Das Tempo des Zimmerservice liegt um acht Prozent zurück. Wenn die Verschlechterung weiter anhält, wird die Effizienz bis zum Höhepunkt der Saison auf zwölf Prozent zurückgehen.«
Im Gegensatz zu Stenerson hatte Amanda zu den Spitzenzeiten von Frühstück und Dinner Dienst in der Küche getan. »Wenn wir vielleicht noch einen oder zwei Kellner einstellen würden«, setzte sie an.
»Die Lösung liegt nicht darin, dass wir mehr Mitarbeiter einstellen, sondern mehr Effizienz aus denen herausholen, die wir bereits haben.« Er tippte mit einem Finger auf das Klemmbrett. »Ich erwarte, dass der Zimmerservice am Ende der nächsten Woche sein Maximum erreicht.«
»Ja, Sir.« Du anmaßender Gartenzwerg, war diesmal ihr stummer Kommentar.
»Ich erwarte, dass Sie die Ärmel hochkrempeln und einspringen, wann immer es nötig ist, Miss Calhoun.« Er verschränkte seine weichen weißen Hände und lehnte sich zurück. Noch bevor er den Mund öffnete, wusste Amanda, was kommen würde. Sie hätte seine Ansprache auswendig hersagen können.
»Vor fünfundzwanzig Jahren habe ich genau in diesem Hotel den Gästen die Tabletts gebracht. Durch bloße Entschlossenheit und eine positive Einstellung habe ich meinen Weg zu der Position erarbeitet, die ich heute innehabe. Wenn Sie Erfolg haben wollen, vielleicht sogar dieses Büro übernehmen wollen, wenn ich mich einmal zur Ruhe setze, müssen Sie ganz von dem BayWatch durchdrungen sein. Ganz gleich, ob Sie essen, schlafen oder trinken – alles muss das BayWatch sein. Die Effizienz unserer Mitarbeiter spiegelt direkt Ihre eigene Effizienz wider, Miss Calhoun.«
»Ja, Sir.« Sie wollte ihm sagen, dass sie in einem Jahr ihre eigenen Mitarbeiter und ihr eigenes Büro haben würde und er seinem Prügelknaben einen Abschiedskuss geben konnte. Aber sie sagte es ihm nicht. Bis es so weit war, brauchte sie den Job und den wöchentlichen Gehaltsscheck. »Ich werde sofort eine Besprechung mit dem Küchenpersonal ansetzen.«
»Gut, gut. Also, ich möchte, dass Sie heute Abend zur Verfügung stehen, da ich nicht erreichbar sein werde.«
Wie immer, dachte sie, murmelte jedoch ihre Zustimmung.
»Oh, und überprüfen Sie die Augustreservierungen. Ach ja, und sprechen Sie mit dem Poolaufseher wegen fehlender Handtücher. Uns sind in diesem Monat schon fünf weggekommen.«
»Ja, Sir.« Noch etwas?, fragte sie sich. Soll ich dir die Schuhe putzen, den Wagen waschen?
»Das wäre alles.«
Amanda öffnete die Tür und kämpfte darum, ihre makellos professionelle Maske nicht verrutschen zu lassen. Im Moment wollte sie nichts anderes tun, als ihren Kopf ein paar Minuten lang hingebungsvoll gegen die Wand zu schlagen.
Bevor sie sich jedoch an einen abgeschiedenen, ruhigen Platz zurückziehen konnte, um ihrem Wunsch nachzugeben, wurde sie an die Rezeption gerufen.
Sloan suchte sich einen Platz in der Hotelhalle, nur um sie zu beobachten. Er war überrascht, dass Amanda noch immer arbeitete. Er hatte einen vollen Tag in The Towers gearbeitet, und die verschrammte Aktentasche neben seinem Sessel beulte sich von Notizen, Skizzen und Vermessungsplänen aus. Er war bereit für ein großes Bier und ein ordentliches Steak medium.
Aber da war sie, beschwichtigte Gäste, gab den Angestellten an der Rezeption Anweisungen, unterschrieb Papiere. Und sah dabei so kühl und frisch aus wie Wasser im Frühling. Er beobachtete, wie sie einen Ohrclip abzog und in ihrer Handfläche hin- und herrollen ließ, während sie einen Anruf entgegennahm.
Es war eine der kleinen Freuden des Lebens, sie zu beobachten, fand er. All dieser Schwung, diese Energie und diese Selbstbeherrschung.
Beinahe mühelos, dachte er lächelnd.
Zwischen ihren Augenbrauen stand eine tiefe Falte – Enttäuschung, dachte er. Ärger. Oder schlichter Starrsinn. Er
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