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DIE FRAUEN DER DIKTATOREN

DIE FRAUEN DER DIKTATOREN

Titel: DIE FRAUEN DER DIKTATOREN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Ducret
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ist bezeichnend: Als Valéry Bokassa endlich erreicht, ist dieser voll wie eine Strandhaubitze und nicht in der Lage, ein vernünftiges Wort zu äußern. Die Verhandlungen werden zunächst einmal verschoben. Erst ein paar Tage nach seiner Wahl erwirkt Valéry die Freilassung seines Führers.
    So zeigte Bokassa, dass man seinen Launen und seinen gelegentlichen Unabhängigkeitsbestrebungen würde Rechnung tragen müssen. Nachdem das erste Gewitter am zentralafrikanisch-französischen Himmel sich verzogen hat, hebt die Präsidentenmaschine in Bangui Richtung Frankreich ab. Als er am Flughafen von Châteauroux ankommt, bemängelt Bokassa als Erstes, dass seine Motorradeskorte nicht angemessen lang für einen Staatschef seiner Bedeutung ist. Sofort steigt er wieder ins Flugzeug und macht sich auf den Rückweg. Erst als sein Außenminister mit einer doppelten Motorradeskorte über die gesperrte Straße vom Flughafen Orly bis zum Hotel Intercontinental gebracht und noch am selben Tag vom Staatspräsidenten persönlich empfangen wird, erklärt Bokassa sich bereit, Frankreich zu besuchen. Am 15. September 1974 kommt er neuerlich nach Frankreich und empfängt dessen neuen Präsidenten und seinen Minister für Zusammenarbeit auf dem gerade erworbenen Landgut in Cottencière.
    Bokassa ist von Giscard begeistert. Mit diesem Freund seines Volkes sieht er ganz neue Formen reibungsloser Zusammenarbeit am Horizont heraufdämmern. Außerdem hat man ihm einen Staatsbesuch in Zentralafrika zugesagt. Am 5. März 1975 ist es so weit: Bangui erhält zum ersten Mal Besuch von einem französischen Staatschef.
    Die ersten Worte von Valéry Giscard d’Estaing fallen geradezu hymnisch aus: „Sei gegrüßt, Erde Afrikas. Sei gegrüßt, Volk von Afrika, das meinem Herzen nahesteht und das ich immer besuche, sobald sich mir eine Gelegenheit bietet. Ich kenne seine Frohnatur, sein tiefes Wohlwollen. Glauben Sie mir, Herr Präsident auf Lebenszeit, Frankreich steht voller Solidarität an der Seite dieses Zentralafrika, das sich unter Ihrer Herrschaft verstärkt um wirtschaftliche, kulturelle und menschliche Entwicklung bemüht.“
    Dann fliegen die beiden Herren Präsidenten nach Avakava, um gemeinsam dem Waidwerk zu frönen. Bokassas Jagdstil ist allerdings nicht ganz nach Giscards Geschmack. Er liebt es, allein durch den Busch zu streifen. Bokassa hingegen veranstaltet eine Treibjagd mit dem Landrover, bei der er vorzugsweise auf leicht jagbares Wild geht. Ein Zeuge bestätigt, er habe Bokassa mit dem Gewehr auf kurze Distanz vier Mal eine Antilope verfehlen sehen. Schließlich erwischt er sie an einem Bein, fährt ganz nahe heran und gibt ihr den Todesschuss. Giscard, der ziemlich erschöpft ist, als er in Zentralafrika ankommt, begeht einen unverzeihlichen Fauxpas: Er sucht seinen alten Freund Laboureur auf und geht mit ihm in den Busch. Dabei tut Bokassa wirklich alles, damit es dem französischen Präsidenten in Zentralafrika gefällt. Wirklich alles.
    Doch schließlich und endlich scheint Giscard sogar Geschmack an der Gegenwart und den Landgütern seines „Seelenverwandten“ Jean-Bédel zu finden. Von August 1976 an kommt er jedenfalls öfter zur Jagd. Und Bokassa verwöhnt ihn regelrecht: So erhält Giscard durch Dekret des zentralafrikanischen Landwirtschaftsministeriums ein Jagdrevier von mehr als 700.000 Hektar Fläche zugewiesen. In diesem Gebiet, das etwa so groß ist wie das französische Département Finistère, kann Valéry sogar Elefanten jagen. Kaum ist er jedoch in dieser Oase der Ruhe eingetroffen, wo er sich ein wenig erholen will, erfüllt auch schon Bokassas Präsidentenmaschine den Himmel mit röhrendem Motorenlärm. Der Präsident will eben mal zu einer Spontanvisite vorbeischauen und erklärt dem erstaunten Giscard: „Ich weiß, dass Sie hier sind, um Ferien zu machen, aber ich kann Sie doch nicht einfach hierher kommen lassen, ohne Sie zu begrüßen.“ Bei seinem Hofstaat beschwert Bokassa sich allerdings recht bald über die Undankbarkeit des französischen Präsidenten, der nicht einen Cent für den Unterhalt des Anwesens „spende“. Der französische Präsident machte gleichwohl einen Abstecher nach Bangui. Heute sagt er über seinen schwierigen Gastgeber: „Bokassa war ein vereinnahmender Typ. Er wusste, wie er einen an den Haken bekam, und wenn er einen einmal hatte, war es schwierig, ihn wieder loszuwerden.“ Während des Dinners, das am 19. August zu seinen Ehren gegeben wird, geht Giscard geschickt auf

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