DIE FRAUEN DER DIKTATOREN
reißen.
Und so heiraten die beiden am 23. Dezember 1947. Als sie auf dem Standesamt die Ehe schließen, lässt der vorausschauende Nicolae auch gleich den Namen seiner Frau ändern. Lenuţa, die „Süße“, klingt ihm nicht achtungsgebietend genug. Sollte er eines Tages höhere Funktionen übernehmen, möchte er nicht, dass alle Welt seine Frau „meine Süße“ nennt. Und so wird aus Lenuţa offiziell Elena.
Diese neue Identität wirkt obendrein auch noch verjüngend auf sie. Einmal auf dem Standesamt, ändert Elena, die zwei Jahre älter ist als ihr Mann, mit ihrem Namen auch gleich ihr Geburtsjahr. Nun steht auf ihrer Geburtsurkunde: Elena Ceauşescu, geboren am 7. Januar 1919.
Die Heilige Elena von Petresti
Was frau will …
Juni 1975, Golf von Akaba am Roten Meer. Das Ehepaar Ceauşescu ist zu Gast bei König Hussein von Jordanien, der sie in seiner Sommerresidenz untergebracht hat. Elena besteigt zum ersten Mal in ihrem Leben eine Jacht. Dieses schwimmende Luxusheim ist genau das, was sie will. Nach dem Abendessen gehen die beiden am Strand spazieren. „Ich will diese Jacht“, insistiert sie. „Ich werde nicht ohne sie nach Hause fahren.“ [9] Auch Nicolae ist von dieser Idee angetan. Warum nicht, eine eigene Jacht für Fahrten auf dem Schwarzen Meer? Was für ein kommunistisches Land wäre Rumänien, wenn sein Führer sich nicht eines solch harmlosen Vergnügens erfreuen darf? Er betraut den Dolmetscher sogleich mit einer höchst wichtigen Mission: Er soll König Hussein davon überzeugen, ihm und seiner Frau die Jacht zu überlassen. Tags darauf ruft der König an, von Elenas Hartnäckigkeit offensichtlich peinlich berührt: „Sie müssen verstehen, diese Jacht ist ein persönliches Geschenk an Alya [seine Tochter, die Prinzessin von Jordanien].“ Schweigen am anderen Ende der Leitung. Droht etwa gar der Abbruch der diplomatischen Beziehungen? Nein, man findet einen Mittelweg. „Ich werde sofort veranlassen, dass man eine weitere Jacht in den USA bestellt. Sollen wir sie auf den Namen ‚Freundschaft‘ taufen?“
Seit nunmehr zehn Jahren steht Elenas Mann an der Spitze der Kommunistischen Partei. Und Elenas Wille ist gewöhnlich Befehl. Dies geht so weit, dass sie eine völlig verzerrte Sicht auf die Welt entwickelt. „Heute ist Rumänien im Westen bekannter als der Eiffelturm und geachteter als die Königin von England. Das alles habt ihr dem Genossen und mir zu verdanken“, verkündet sie.
Auf den diplomatischen Reisen des Paares tun die Gastgeber alles, um Elenas unersättliche Gier nach Geschenken zu befriedigen. Neue Kleider für die First Lady? Einen neuen Sportwagen für die Kinder? Nichts einfacher als das. Ein kurzer Anruf im Kanzleramt der BRD oder im Büro des französischen Präsidenten genügt. Denn Elena hat klare Direktiven ausgegeben: Als Garderobe nur französische Kleider und zur Fortbewegung nur deutsche Autos. „Denk an die Deutschen“, sagt sie eines Tages zu ihrem Mann im Beisein von General Ion Pacepa, damaliger Chef des Geheimdienstes „Securitate“. „Du hast nur ‚Auto‘ gesagt und jedermann hat uns Autos angeboten. Wie viele haben wir jetzt schon? Den 600er-Mercedes für den Genossen [Ceauşescu selbst], das 450er-Coupé für Zoia [die Tochter des Paares] und zwei Audis für Nicu [ihren Sohn]. Und einen zehn Meter langen Wohnwagen als rollendes Büro für den Genossen.“
Doch damit ist ihren Ansprüchen noch nicht Genüge getan. Diplomatische Beziehungen scheinen in Elenas Augen in erster Linie zur Vermehrung ihres persönlichen Hab und Guts bestimmt zu sein: „Nimm dagegen diesen Idioten Hussein, Liebling! Kannst du dich noch an die Geschichte mit der Jacht erinnern?“
Ein Jahr nach ihrem Besuch bei König Hussein am Roten Meer wird in Istanbul eine Jacht angeliefert, die exakt der von Prinzessin Alya gleicht. Von dort aus wird sie in den geheimen Hafen Mangalia gebracht. Heute ist sie im Besitz eines Kreuzfahrtveranstalters. Auf dem Programm seiner Erlebnisreise „Auf den Spuren Draculas durch Rumänien“ steht auch ein unvergesslicher Abend auf der Jacht des „Conducătors“ – des Führers.
Das Paar ist also alles andere als ein Muster an Integrität. Doch eben dies ist der Eindruck, den Elena nach Ceauşescus Aufstieg bei der Bevölkerung erwecken will.
Als Nicolae im März 1965 zum Generalsekretär der Kommunistischen Partei ernannt wird, arbeitet das Paar einen ambitionierten Plan aus. Ihr Einfluss soll sich auf alle Bereiche der
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