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DIE FRAUEN DER DIKTATOREN

DIE FRAUEN DER DIKTATOREN

Titel: DIE FRAUEN DER DIKTATOREN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Ducret
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Europa vom Krieg. Clara will mit Mussolini reden, sie hat Angst und macht sich Sorgen. Benito aber schneidet ihr das Wort ab: „Weiberkram!“ Gedemütigt schweigt sie. Er schreibt: „Dein Intimleben beherrscht der Instinkt. Wie eine Katze, die plötzlich zuschlägt, verletzt du die Beute und lässt sie ihren Schmerz fühlen, der dich nicht zu kümmern braucht.“ Doch ob ihr Geliebter nun das neue Imperium Romanum zu errichten versucht oder nicht, ihre romantischen Neigungen verlangen nach Nahrung. Nach drei Jahren hat sich die heimlichste Liebe Italiens abgenutzt. Benito muss sich um die Weltlage kümmern. Er ist schweigsam, wütend, gewalttätig und über die Maßen reizbar.
    Am 10. Juni 1940 zeigt sich Mussolini noch angespannter. Er hatte eine schwere Nacht: Schließlich erklärt man nicht jeden Tag der Welt den Krieg. Er ruft Claretta vormittags zwei Mal an. Einmal streitet er mit ihr, dann wieder will er sich versöhnen. Er empfindet eine Art krankhafter Euphorie. In wenigen Stunden wird er zu mehreren Tausend Italienern sprechen, die sich vor dem Palazzo versammelt haben, um seine Rede zu hören. Clara, die von all dem keine Ahnung hat, fragt ihn: „Was hast du nur? Liebst du mich denn nicht mehr? Bist du nicht mehr mein?“ Und so entlädt sich die gesamte Anspannung eines Tages, der alles andere als einfach werden wird, über ihr. Doch dieses Mal hat der „Duce“ vielleicht nicht ganz unrecht: „Zum Teufel, wie kannst du nur solchen Schwachsinn reden, wenn in ein paar Stunden das Schicksal ganz Italiens auf dem Spiel steht?“
    Damit legt er auf. Clara weint. Dann aber überfallen ihn Gewissensbisse und er ruft erneut an und schmeichelt sich wieder ein. Nachmittags ruft er ein weiteres Mal an, eine halbe Stunde vor der offiziellen Verkündung des Kriegseintritts. Myriam geht an den Apparat. Er sagt brüsk zu ihr: „In einer halben Stunde werde ich den Krieg erklären.“ Schockiert fragt ihn das Mädchen: „Wird es ein kurzer Krieg werden?“ Doch die Antwort lautet: „Nein, es wird ein langer Krieg werden.“
    Italien lässt seine Soldaten in Frankreich einmarschieren, in Jugoslawien, ins britisch regierte Ägypten und in Libyen. Am selben Tag hat Clara eine große Neuigkeit zu verkünden. Sie erwartet ein Kind. Die Soldaten des „Duce“ werden an allen Fronten geschlagen. Mussolinis Krieg beginnt jämmerlich. Claras Sommer verläuft da schon angenehmer. Sie weilt mit ihrer Familie zur Sommerfrische im schicken Grand Hotel von Rimini und ist endlich glücklich. Mussolini ruft sie jeden Tag an. Er ist so liebevoll wie in den Anfangszeiten ihrer Liebe. Leider verspürt Clara am 18. August heftige Schmerzen im Bauch. Sie windet sich im Bett. Die Diagnose fährt ihr wie ein Messerstich ins Herz: Bauchhöhlenschwangerschaft. Am 27. August wird sie in Rom notoperiert. „Ich habe für dich gebetet“, wird ihr Mussolini ganz einfach sagen. Ihre Beziehung ist im Laufe der Zeit erstorben.
    Clara ist keine Unbekannte mehr, muss sich aber immer noch verstecken. Sie ist „die Andere“ des „Duce“, die alle hassen. Man schimpft, sie lasse sich aushalten, nennt sie „Geier“ oder „kleine Pompadour“. Sie weiß, welches Schicksal sie erwartet: „Ich werde aus Liebe sterben. Ich werde mich selbst umbringen oder sie werden es erledigen. Jeder sieht mich auf seine Weise und glaubt, dies sei die richtige. Ich komme mir vor, als sähe ich mich in einem der Zerrspiegel auf dem Jahrmarkt, in denen man sehr dünn, sehr klein oder verzerrt erscheint. Die Pompadour? Warum nicht gleich Kleopatra? Was wissen diese Leute denn von mir?“
    Clara hängt sich an Benito, der in ihrem Leben jedoch immer mehr zum Schatten wird. Nur gelegentlich besucht er sie im Tierkreis-Zimmer des Palazzos. Mussolini ist extrem schweigsam und einsilbig geworden. Schließlich kommt der Todesstoß. Sein Sohn Bruno, der Flieger, stirbt mit 23 Jahren, als er im August 1941 über Pisa abgeschossen wird. Dies ist ein herber Schlag für Mussolinis Moral. Das Schicksal ist ihm nicht mehr wohlgesinnt.
    Nach den Rückschlägen an der Russlandfront im Jahr 1942 fühlt er sich gedemütigt. Er hat alles Selbstvertrauen verloren. Von der Liebe Claras fühlt er sich zunehmend erdrückt. Er kann ihre Hingabe, ihre Tränen, ihre dauernd um seinen Hals hängenden Arme nicht mehr ertragen. Für ihn ist der Traum vorüber, er bringt es nicht einmal über sich, sie in Sicherheit zu wiegen. Er will sie verlassen und jagt sie mehrfach aus dem Palazzo,

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