Die Frauen des Journalisten (German Edition)
gewesen, hatte er Dominique seinen Entschluss mitgeteilt. Sie waren wie gewöhnlich gegen 19 Uhr zu Hause gewesen. Er hatte beim Abendessen wenig gegessen, aber mehr Wein getrunken als sonst. Später lag er dann auf der Couch. Der Fernseher war eingeschaltet, nur nahm er die Sendung nicht wahr. Einige Male sah Dominique zu ihm hin, schwieg aber.
„Ich werde wieder nach Berlin zurück gehen, mein Entscheidung steht fest.“
Endlich konnte er es aussprechen.
„Ich kann hier...“
„Du brauchst nicht weiter zu sprechen, ich habe es schon längst gewusst. Ich beobachte deinen inneren Kampf seit einigen Tagen. Deine Entscheidung zu gehen, musst du allein tragen, ich werde dich nicht überreden zu bleiben.“ Sie hatte sanft, leise gesprochen.
„Danke. Die ganzen letzten Wochen war ich wohl so sehr mit mir selbst beschäftigt, dass ich gar nicht bemerkt habe, wie du mich siehst. Alles ist so schnell gegangen, alles war so überwältigend... Es ist wie ein Zwang, meine innere Stimme drängt mich `Du musst hier raus´. Ich liebe dich und ich werde dich vermissen, jeden Tag, aber ich kann nicht bleiben, nicht jetzt. Manchmal ist es, als bekäme ich keine Luft mehr, manchmal als stünde ich an einem Abgrund.“
„Wir haben Zeit Michael, tue was für dich richtig ist, alles andere würde unsere Beziehung zerstören.“
Er war ihr unendlich dankbar gewesen, dass sie ihn verstand, ihn gehen ließ.
Mitten in einem Satz brach er plötzlich ab, legte langsam den Stift auf das Papier und stand ebenso langsam auf. Immer noch am Tisch stehend sah er sich gedankenverloren um. Das hier würde bald vorbei sein, auf Röder konnte er sich verlassen. Und was dann? Glich die Situation nicht der von damals. Er würde wieder arbeitslos sein, danach. Nur würde diesmal ein Neuanfang weitaus schwerer werden. Sie hatten ihn in der Luft zerrissen, vorverurteilt, beschimpft. Inzwischen kannte er seine Kollegen gut, sie würden ihm keine Tür aufhalten. Für eine gewisse Zeit würde er von seinen Ersparnissen leben können, aber ohne Arbeit zu sein, das würde er nicht aushalten.
***
„Nachdem Herr Wortmann aus Leipzig weggezogen ist, habe ich nie wieder etwas von ihm gehört und nun erzählen Sie mir diese schlimme Geschichte. Als wir uns zuletzt trafen, hat er mir erzählt, wie er mit seiner Frau zusammen gekommen war. Da hatte er mir fast schon Leid getan. Man sieht eben die Dinge anders, wenn man mehr Einzelheiten über einen Menschen weiß. Vor allem aber und das ist das Wichtigste, was ich damals gelernt habe, man muss sich immer beide Seiten anhören. Damals ging es mir nicht um die Ehe der beiden, Außenstehende können dabei sowieso fast nie helfen, sondern die Frau tat mir leid. Ich sah doch jeden Tag, dass sie krank war.“
Lienhardt legte beschwichtigend seine Hand auf Frau Martins Arm.
„Wissen Sie, ich kenne Wortmanns Geschichte in Bezug auf seine Ehe ziemlich genau. Uns geht es um Irene, was aus ihr geworden ist, nachdem sie allein war. Sagt Ihnen der Name der jungen Frau, die ihn angezeigt, hat etwas? Hatte sie vielleicht Kontakt zu Irene? Gibt es vielleicht eine Verbindung zwischen den beiden Frauen?“
Frau Martin sah nachdenklich in ihre leere Tasse.
„Der Name sagt mir nichts. Haben Sie vielleicht ein Foto?“
„Warum? Ein Foto könnte ich besorgen, kein Problem. Aber warum?“
„Na ja, als Irene in die Tagesklinik ging, da hat sie mal von einer jungen Frau gesprochen, die ihr wohl besonders aufgefallen ist. Später habe ich sie einige Male mit ihr gesehen.“
„Und Sie wissen, dass es diese junge Frau war?“
„Ja, Irene hatte sie mir einmal vorgestellt, als wir uns zufällig trafen. An einen Namen kann ich mich nicht erinnern, aber wenn Sie ein Foto hätten...“
„Gut, ich besorge ein Foto.“
„Später habe ich mal versucht sie zu besuchen. Ich war dann arbeitslos, hatte viel Zeit, da kommt einem so manches in den Sinn. Irene war ja nicht wieder in den Betrieb zurück gekommen. Na gut, ich wollte sie besuchen, über vergangene Zeiten reden und so.... Die Wohnung war leer. Alles weg. Ich versuchte noch im Haus jemanden zu finden, der sie gekannt hatte. Nichts. Mehrere Wohnungen waren leer. Einige neue Mieter waren eingezogen, die noch nie von ihr gehört hatten. Ich glaube, inzwischen haben sie das Haus sogar abgerissen. Schrecklich, alles verändert sich so schnell.“
„Da fällt mir etwas ein, die Tagesklinik, wo war die, Frau Martin?“, fragte jetzt Galuba.
„Die war
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