Die Frauen des Journalisten (German Edition)
ja doch noch in dieser Woche.“, rief der Vater erfreut, als Robert am späten Nachmittag das Haus betrat. Nachdem er aber den ernsten Gesichtsausdruck seines Sohnes sah, wusste er sofort, dass es Sorgen waren, die ihn hergeführt hatten.
„Komm, wir setzen uns drüben hin.“
Die gemütliche Sitzecke stand zum Teil neben dem weiten Fenster, ließ aber auch den Blick in den Garten und über den Fluss zu.
„Gibt es Probleme in der Firma?“, fragte der Vater besorgt.
„Nein Vater, in der Firma nicht. Es ist etwas anderes. Vater ich war auf keiner Geschäftsreise zuletzt, ich war in Leipzig, bei Irene. Ich wollte dich später damit überraschen, aber es ist alles ganz anders gekommen.“
Der Vater sah ihn an, so als habe er nicht richtig verstanden.
„Wo warst du?“
„Du hast mich schon richtig verstanden. Ich wollte es dir später sagen, aber dann... Ich glaubte, dass es dich bedrücken würde, wie ich Irene vorgefunden habe, was ich gesehen habe. Nun muss aber eine wichtige Angelegenheit geregelt werden, die ich jetzt mit dir besprechen möchte.“
Hermann Voigt konnte es immer noch nicht fassen, dass der Sohn ohne ihn nach Leipzig gefahren war.
„Nun erzähle mir bitte alles nacheinander, wie du darauf gekommen bist.“, forderte er Robert auf.
„Wenn du sie sehen könntest, Vater! Es war für mich unglaublich, sie ist dir wie aus dem Gesicht geschnitten.“, begann er zuerst begeistert seine Erzählung, die sich aber bald sehr traurig anhörte.
Am Ende seines Berichtes angelangt war er aufgestanden und an den Tisch mit den Getränken getreten.
„Möchtest du auch einen Cognac?“
„Ja, das ist das Richtige nach deinem Bericht. Nun gut, ich denke, du hast alles gut gemacht. Wir müssen so schnell wie möglich unsere Beziehung zu Irene regeln. Alle nötigen Unterlagen, woraus hervor geht, dass sie meine Tochter ist, habe ich hier. Du weißt ja, dass die beiden damals nachkommen sollten. Gleich am nächsten Dienstag werde ich mich in der Stadtverwaltung beraten lassen.“
Er drehte das leere Glas zwischen seinen Fingern.
„Angenommen wir haben die Fürsorge für Irene, würde dein Schulfreund uns begleiten, damit er ihren Zustand untersuchen kann?“
„Darüber haben wir nicht gesprochen. Lass uns zuerst die amtliche Seite klären, Anträge stellen, Antworten abwarten, es werden Wochen vergehen. Die Behörden lassen sich Zeit.“
„Komm, wir wollen noch ein paar Schritte gehen, frische Luft tut uns jetzt gut.“
„Du hast recht, Vater.“
Der Abend war mild und klar. Im Westen konnte man noch einen rötlichen Schimmer am Himmel von der untergegangenen Sonne erkennen. Sie entfernten sich auf der schmalen Straße Richtung Fluss.
***
Südlich von Leipzig , in einem sehr kleinen Dorf, sollte die Großmutter von Claudia Metzler leben. Lienhardt und Galuba waren unmittelbar am nächsten Tag, nachdem ihnen der ehemalige Kollege von Galuba die Anschrift gebracht hatte, dorthin gefahren. Außer der Zufahrtsstraße endeten die übrigen Straßen des Dorfes, die fast in der Mitte des Dorfes eine Kreuzung bildeten, entweder vor einem kleinen Waldflecken oder in den umliegenden Feldern. An der Kreuzung erweiterte sich die rechte Straße ein wenig zu einem winzigen Dorfplatz. Vermutlich gab es früher in einem der drei größeren Häuser, die an dem Platz standen, einen kleinen Laden, denn über einem Eingang waren noch einige Buchstaben zu erkennen. Zwei Reihen einstöckiger Häuschen standen sich an dieser Straße gegenüber, vor denen kleine Kinder spielten.
In der Nähe eines größeren Gebäudes, rechts neben dem kleinen Platz, dass wohl einst der LPG gehört hatte, stellten die beiden ihr Auto ab um zu Fuß nach dem Haus von Claudias Großmutter zu suchen. Fast am Ende der einen Straße, die sich in einem zugewachsenen Feldweg verlief, fanden sie das kleine Haus. Es stand in einem großen, von Maschendraht umzäunten Garten. An der Zauntür fanden sie eine Klingel, aber es stand ein anderer Name darauf. Sie läuteten. Bis auf die Straße war das schrille Geräusch zu hören, niemand kam.
Plötzlich, bevor sie noch einmal klingeln konnten, schoss ein wild bellender schwarzer Hund um die Hausecke. Er sprang hinter dem Zaun wie ein Verrückter herum und kläffte die Männer zähnefletschend an. Das hörte nun auch eine Nachbarin, die neugierig herantrat.
„Da ist niemand zu Hause. Die kommen erst abends von der Arbeit.“
Galuba machte zwei Schritte auf die Frau zu.
„Wir
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