Die Frauen des Journalisten (German Edition)
Inzwischen war es Januar geworden. Frau Marelli bereitete für ihren Chef das Tagesgeschäft vor, denn in einer Stunde würde die Wochenbesprechung beginnen. Sie nahm den ersten Anruf an diesem Morgen entgegen, der Schulfreund von Herrn Voigt war in der Leitung.
„Nein, Herr Voigt ist noch nicht da, rufen Sie doch bitte in zwanzig Minuten noch einmal an. Bitte nicht später, sonst ist er wieder weg.“
Sie legte ihrem Chef eine Mitteilung über den privaten Anruf auf seinen Schreibtisch, dann ging sie zurück in ihr Büro. Nach ungefähr fünfzehn Minuten sah sie besorgt auf ihre Uhr, ihr Chef ließ immer noch auf sich warten. Sonst rief er an, wenn er sich verspätete, heute kam nichts. Sie sah aus dem Fenster. Der dichte Nebel wollte sich nicht auflösen. Die chaotischen Verkehrsbedingungen, die sonst in den frühen Morgenstunden herrschten, hatten sich bestimmt noch verschärft. Da draußen wollte sie um diese Zeit auf keinen Fall stecken bleiben. Das Telefon klingelte wieder.
„Es tut mir sehr leid, Herr Voigt ist noch immer nicht hier. Ich mache mir schon Sorgen wegen der Straßenverhältnisse. Lassen Sie doch bitte Ihre Telefonnummer da, damit ich Sie später anrufen kann.“
Sie notierte die Telefonnummer und verabschiedete sich, weil auf einer anderen Leitung ein weiterer Anrufer wartete. Sie nahm den Anruf entgegen.
„Guten Morgen, Frau Marelli, bitte nicht erschrecken, aber ich rufe aus dem „Lazarett“ an.“
„Herr Voigt, Sie sind im Krankenhaus? Sind Sie krank?“
„Frau Marelli, es gab einen Verkehrsunfall, in den mehrere Fahrzeuge verwickelt wurden, ich leider auch. Durch einen seitlichen Aufprall bin verletzt worden und in welchem Umfang werden erst die Röntgenaufnahmen zeigen. Jetzt nur soviel, informieren Sie bitte meinen Vater, und er möchte in die Firma kommen, um mich einstweilen zu vertreten. Ich muss Schluss machen, die Röntgenaufnahmen sollen gemacht werden. Bis später.“
Frau Marelli, die ihren jungen Chef sehr mochte, war fast so besorgt wie eine Mutter um ihren Sohn. Hastig wählte sie die Nummer von Hermann Voigt. Es dauerte eine Weile, bis er sich meldete. Natürlich, für ihn war es noch sehr früh. Seine Stimme klang ein wenig belegt und auch barsch.
„Voigt hier.“
„Guten Morgen Herr Voigt...“
„Marelli, Sie zu so früher Stunde, da ist was nicht in Ordnung. Raus mit der Sprache.“
Frau Marelli war bereits bei Hermann Voigt Sekretärin gewesen, sie kannten sich schon seit vielen Jahren. Damals waren ihre Eltern wegen der Arbeit aus Italien nach Koblenz gekommen und hatten sie später nachkommen lassen. Hier in der Firma Voigt begann ihre Berufslaufbahn und sie war dann bis zur Chefsekretärin aufgestiegen. Eine sehr lange Zeit war sie in ihren Chef verliebt gewesen. Hermann Voigt hatte das immer gespürt, aber nie Gebrauch davon gemacht. Er schätzte seine Sekretärin als das, was sie war, eine ausgezeichnete Mitarbeiterin und das sollte so bleiben. Noch heute war ihr Verhältnis sehr vertrauensvoll.
„Herr Voigt, Ihr Sohn hatte einen Unfall und befindet sich zur Zeit im „Lazarett“. Genaues konnte er noch nicht sagen, weil gerade die Röntgenaufnahmen gemacht werden. Er bittet Sie ihn zu vertreten.“
Es trat eine kurze Stille ein.
„In Ordnung Marelli, danke für Ihren Anruf. Werde wohl Zeit brauchen, bis ich da bin.“
„Gut, Herr Voigt, bis später!“
Langsam wurde es draußen hell, aber der Nebel hielt sich ausdauernd.
Einige Wochen fiel Robert in der Firma nun aus. Der gerade Aufprall des fremden Autos auf seine linke Autotür hatte mehrere Knochenbrüche im Schulterbereich verursacht. Er musste operiert werden. Mit Schrauben und Platten wurden seine Knochen wieder gerichtet und direkt im Anschluss begannen kranken-gymnastische Übungen, damit die Kraft und Beweglichkeit seiner Schulter erhalten blieb. Nachts konnte er wenig schlafen, war dann tagsüber oft gereizt, häufig hatte er zudem Kopfschmerzen. Die Ärzte versicherten ihm, dass dafür kein Zusammenhang mit dem Unfall bestünde, aber Zweifel empfand er trotzdem. Während er im Krankenhaus lag, war sein Schulfreund, der dort arbeitete, ihn besuchen gekommen. So erfuhr Robert von dessen Anruf in seiner Firma am Tag des Unfalls.
„Also nein, du machst ja Sachen. Bei Nebel sollte man sich eben zweimal überlegen, ob man in ein Auto steigt.“, rief er schon an der Tür, als er Robert am nächsten Tag nach der Operation besuchte.
„So schlimm ist das alles nicht, die
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