Die Frauen des Journalisten (German Edition)
erst die Lücken ausfüllen, die noch offen sind. Ich meine nicht Frau Metzler, sondern es betrifft die Frau von Michael. Wie auch immer Frau Metzler an solches Wissen gelangt ist, sie weiß etwas aus Michaels Vergangenheit, da bin ich ganz sicher.“
Röder sah sie nachdenklich an. Er nahm sein Glas, lehnte sich zurück, trank in kleinen Schlucken.
„Machen Sie doch bitte den Recorder an, etwas von unserer alten Musik, ja?“
Sie ging ins Büro und stellte die Musik an. Durch das offene Fenster fragte sie dann:
„Ist die Lautstärke gut?“
„Noch ein wenig mehr.“
Dominique setzte sich wieder an den Tisch und sah Röder abwartend an. Inzwischen hatte er sein Glas geleert und sich eine Zigarette angezündet.
„Sie rauchen?“
„Gelegentlich. Bei manchen Geschichten brauche ich das.“
Er begann zu erzählen. Er sprach leise, die Musik im Hintergrund verschluckte manches Wort. Aber Dominique verstand immer, was er ausdrücken wollte.
Vor ihr entstand das Bild einer unbeschwerten Studentenzeit, bis Irene in das Leben von Michael trat. Röder erzählte die Geschichte einer Ehe, die keine gewesen war, bis zu deren Ende. Nicht ein mal hatte sie ihn unterbrochen, aber am Ende der Geschichte konnte sie nicht mehr sitzen bleiben.
Sie erhob sich und ging in den hinteren Teil des Gartens. Unter den Sträuchern, die vor dem Zaun wuchsen und so einen natürlichen Übergang in den Wald schufen, standen noch einige blühende Stauden. Sie beugte sich gelegentlich hinunter und die entfernte geschickt die verblühten Teile. Als ihre Hand keine weiteren Pflanzenteile mehr fassen konnte, kam sie an den Tisch zurück. Sie legte das kleine Bündel neben ihren Stuhl und streifte ihre Hände an der Hose ab. Wie beiläufig sagte sie:
„Frau Metzler weiß von all dem, da bin ich ganz sicher.“
Nun schwiegen beide, so als gäbe es nur die Musik für sie.
Röder sprach zuerst wieder.
„ In Leipzig ist ein Detektiv für mich tätig. Wie wäre es, wenn sie dorthin fahren und sich anhören, was er inzwischen heraus gefunden hat? Ach, da gibt es dann noch einen ehemaligen Kommissar, mit dem sich mein Lienhardt zusammen getan hat. Ihre intuitive Art, ich meine, so wie Sie sich einfühlen in die Beziehung dieser drei Menschen, wäre das vielleicht hilfreich. Was meinen Sie?“
„Hm, Leipzig, Ostdeutschland.... Warum nicht? Die beiden Männer stecken bestimmt tief in der Geschichte drin, es wäre einen Versuch wert. Also gut, vielleicht ist es sogar besser, wenn ich mich vorerst nicht weiter hier mit Frau Metzler beschäftige. Wir werden so tun, als sei ich abgereist. Einen entsprechenden Hinweis werde ich der Nachbarin geben.“
„Möchten Sie, dass ich mich um eine Unterkunft in Leipzig bemühe und um Ihre Anreise?“
„Sicher gut gemeint von Ihnen, aber ich mache es schon selbst. Hier habe ich doch Zeit genug, mich um solche Einzelheiten selbst zu kümmern. Wenn ich so weit bin, rufe ich Sie an.“
Röder machte eine Geste, die sein Einverständnis erkennen ließ.
„ Ach, lassen Sie mir doch bitte die Telefonnummer von Ihrem Detektiv da. Wie war der Name?“
„Lienhardt.“
Er schrieb Lienhardts Hotel und die Telefonnummer auf seine Visitenkarte und legte sie dann neben ihr Glas.
Bereits am Tag darauf hatte Dominique alle Vorbereitungen für ihre Fahrt nach Leipzig erledigt. Das Hotelzimmer war reserviert, eine Bahnkarte 1. Klasse bestellt, nur Lienhardt hatte sie noch nicht angerufen. Erst in Leipzig wollte sie das tun. Nichts drängte sie. Röder wusste inzwischen Bescheid, das war genug. Bevor sie am nächsten Morgen ein Taxi nach Berlin brachte, klingelte sie noch bei der Nachbarin. Heute war sie elegant gekleidet, New Yorker Mode, und ausdrucksvoll geschminkt. Die Augen der Nachbarin waren ihr Spiegel, sie genoss es kurz. Um ihren Mund zeigte sich ein kaum wahrnehmbares Lächeln, als sie die Nachbarin ansprach.
„Ich muss zurück nach New York, deshalb möchte ich Sie bitten, gelegentlich hinüber sehen. Nur so über den Zaun. Es kann auch sein, dass eine junge Frau mich suchen wird, richten Sie ihr bitte aus, ich sei in wenigen Wochen wieder hier.“
„Sie sind Amerikanerin?“, fragte die Nachbarin erstaunt.
„Ja, haben Sie das nicht gewusst?“
„Nein, ich...“
Ein Taxi hielt vor Wortmanns Haus. Dominique drehte sich um und gab dem Fahrer ein Zeichen. Dann, an die Nachbarin gewandt:
„Vielen Dank im Voraus, wir sehen uns wieder.“
Sie stieg in das Taxi und gab dem Fahrer ihre
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