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Die Frauen des Journalisten (German Edition)

Die Frauen des Journalisten (German Edition)

Titel: Die Frauen des Journalisten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerlind Schmidt
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zu.
    Eine halbe Stunde später kam sie zu Hause an. Den Weg von Irenes Wohnung war sie zu Fuß gegangen, weil der Gedanke an die Enge in der Straßenbahn ihr zuwider war. So wie sie war stieg sie unter ihre Dusche, drehte das Wasser fast heiß auf, erst dann zog sie ihre Sachen aus. Der Duft der Seife und des Shampoos  breiteten sich in dem Wasserdampf aus. Langsam drang die Wärme des Wassers in ihren Körper und ihre Muskeln begannen sich zu entspannen. Erst als sie in dem warmen Wasserdampf kaum noch atmen konnte, stellte sie das Wasser ab. Warm und trocken, eingewickelt in ihren Bademantel, betrat sie ihre kleine Küche. Hier war nichts, was sie an die vergangenen Stunden erinnern konnte. Nun spürte sie auch Hunger und Durst.
    Zuerst bereitete sie die Kaffeemaschine vor, dann die Pfanne für Spiegeleier, zu denen sie eine Scheibe Brot legte. In warme Milch rührte sie gesüßtes Kakaopulver, damit begann sie ihre Mahlzeit. Kaffeeduft erfüllte bald die ganze Küche und in der Pfanne zischten leise die Spiegeleier. Während sie dann aß, konnte sie von dem kleinen quadratischen Tisch, der direkt unter dem Küchenfenster stand, auf die Rasenfläche mit dem Wäschetrockenplatz sehen. Sie aß und trank, fast wäre sie danach am Tisch eingeschlafen.
     
    Als Claudia in ihrem Bett wieder wach wurde, waren mehr als zehn Stunden vergangen. Langsam kamen die Erinnerungen zurück ohne die Empfindung des Ekels. Sie zwang sich nicht darüber nachzudenken, was ihr dieser Mann angetan hatte. Sie musste sich doch um Irene kümmern. Wie sollte sie herausfinden, ob man Irene gefunden hatte? Noch einmal in das gleiche Polizeirevier gehen? Plötzlich aber wurde ihr bewusst, dass jedes andere Revier über die gleichen Informationen verfügen musste. Unten in der Hauptstraße war doch ebenfalls eines, dort würde sie hingehen. Nun stand sie schnell auf, essen, anziehen, alles geschah fast gleichzeitig. Wenig später war sie schon unterwegs und kam atemlos auf dem Revier an. Erstaunt sah sie der diensthabende Polizist an.
    „Langsam, langsam junge Frau, erst mal tief Luft holen, sonst fallen Sie noch um.“
    Sobald Claudia wieder ruhig sprechen konnte, trug sie ihr Anliegen vor.
    „Das ist richtig, Sie müssen nicht in den anderen Stadtbezirk wegen Ihrer Nachfrage. Ich werde nachsehen. Bitte nehmen Sie draußen so lange Platz.“
    Claudia konnte durch eine große Scheibe vom Wartebereich beobachten, was der Polizist tat, und dass er mit einem Kollegen sprach. Ungefähr zehn Minuten, die ihr wie eine Ewigkeit vorkamen, musste sie warten,  dann wurde sie wieder herein gebeten. Diesmal sprach der zweite Polizist mit ihr.
    „Frau Metzler, wir haben eine Frau auf dem Grundstück Ihrer Großmutter gefunden, die behauptet Claudia Metzler zu sein. Könnte das Ihre Freundin sein?“
    „Aber dort wohnt doch niemand mehr. Warten Sie. Ja, einmal war ich mit Irene dort, als meine Großmutter noch lebte. Sicher, sie wusste wie man dort hin kommt. Wo ist sie denn jetzt?“
    „Wir haben sie in ein Krankenhaus gebracht, weil sie einen völlig verwirrten Eindruck gemacht hat. Wären  Sie einverstanden, wenn ein Kollege Sie dort hin bringt? Sie können den Ärzten vielleicht  helfen.“
    „Aber ja, ich bin einverstanden. Können wir gleich fahren?“
    Ungefähr eine Stunde später stand Claudia neben einem Polizisten an Irenes Bett. Schon vorher hatte eine sehr junge Ärztin ihnen erklärt, dass Irene kaum reagieren würde, weil man ihr starke Medikamente zur Beruhigung gegeben habe. Claudia nahm vorsichtig Irenes Hand, die kraftlos auf der Bettdecke lag.
    „Irene, was machst du nur?“, sprach Claudia die Freundin leise an. Es kam keine Reaktion.
    „Irene...“
    Eine quälende Pause entstand, bis der Polizist seine Hand auf Claudias Schulter legte. Sie erschrak. Schob die fremde Hand heftig weg.
    „Kommen Sie, Sie können nichts für Ihre Freundin tun. Wir wissen jetzt wer sie ist. Kommen Sie, ich bringe Sie in die Stadt zurück.“
    „Danke, aber ich möchte jetzt lieber allein sein.“ Claudias Stimme hatte einen rauen, abweisenden Unterton, so dass der Polizist sie erstaunt ansah.
    „Auf Wiedersehen!“ Claudia drehte sich um und ging in entgegen gesetzter Richtung wie  sie vorher gekommen waren, den Gang entlang.
    Der Polizist sah ihr nach, bis sie an der nächsten Gangbiegung nicht mehr zu sehen war. Seinem Gesichtsausdruck nach war er unschlüssig, ob er ebenfalls gehen sollte. Zuerst sah es so aus, als wolle er Claudia

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