Die Frauen des Journalisten (German Edition)
war konzentriert, kalt, als er sie ansah. Schließlich sagte der Vater noch: „Sie möchte mit uns sprechen.“
„Seid ihr fertig mit dem Frühstück?“, entgegnete Robert freundlich an Irene gewandt.
„Wir haben noch ein großes Programm vor uns und das Auto habe ich auch schon vorfahren lassen.“
Alle drei erhoben sich. Irene hakte sich beim Hinausgehen bei ihrem Vater unter, während Robert zu Dominique an den Tisch trat.
„Ich melde mich bei Ihnen, auf Wiedersehen!“
„Danke, ich werde warten.“ Dominique neigte ihren Kopf zum Abschied. Dann ging auch Robert hinaus. Nachdem die drei das Restaurant verlassen hatten, winkte sie nach einem Kellner.
„Bitte bringen Sie mir ein Glas Champagner.“
Das brauchte sie jetzt, damit sie ihre Fassung wieder gewann. Der Champagner tat seine Wirkung, sie fühlte sich danach etwas entspannter. Am liebsten wäre sie nun aufgesprungen und hätte Lienhardt sofort von diesem zufälligen Zusammentreffen erzählt, aber dann besann sie sich. Besser wäre es zuerst allein mit Voigt zu sprechen, denn vermutlich wusste der überhaupt nichts von Wortmann und Claudia. Sie sah aus dem Fenster, von Abreisen konnte jetzt keine Rede mehr sein. Was also tun, bis Voigt sich meldete?
Die Sonne schien immer noch, der Himmel war fast wolkenlos. Sie entschloss sich, einen Spaziergang durch die Innenstadt zu machen, denn inzwischen war ihr die Stadt nicht mehr fremd. Alles, was nötig war, hatte sie schon bei sich, sie konnte also sofort aufbrechen. An der Rezeption bat sie um einen Stadtplan, der auch Empfehlungen für Besichtigungen enthielt. Während sie darin blätterte, ging sie in Richtung Ausgang. Gerade als sie das Hotel verlassen wollte, hörte sie hinter sich eine Frauenstimme.
„Frau Enright, warten Sie bitte!“
Dominique blieb stehen und drehte sich verwundert um. Keine fünf Schritte hinter ihr kam eine Dame schnell auf sie zu.
„Entschuldigen Sie bitte, wenn ich Sie aufhalte, aber es geht um Irene Wortmann.“
Dominique sah die Dame an. Dunkle, leicht gewellte Haare, vielleicht ein wenig älter als sie, eine dezente Brille.
„Wer sind Sie, ich verstehe nicht?“
„Können wir uns bitte kurz setzen, ich erkläre Ihnen alles.“
Die Dame war ein wenig außer Atem und deutete daher auf eine schwarze lederne Sitzgruppe zwischen üppigen Grünpflanzen. Dominique, neugierig geworden, folgte der Dame und nahm Platz.
„Mein Name ist Elena Marelli und ich bin die Lebensgefährtin von Irenes Vater. Bevor die drei zu ihrem Ausflug aufgebrochen sind, haben sie mir von ihrem zufälligen Zusammentreffen im Restaurant erzählt. Eigentlich wollten wir zu viert unterwegs sein, aber dann fand ich alles so spannend, dass ich darum gebeten habe mit Ihnen sprechen zu dürfen. Ich bin sozusagen eine Außenstehende und wir beide können gelassener miteinander umgehen, mit dieser seltsamen Situation. Erwähnen möchte ich noch, dass ich Frau Voigt, so heißt sie jetzt wieder, über Monate hier in Leipzig begleitet habe. Sind Sie einverstanden?“
Zuerst war Dominique so verblüfft, dass sie gar nicht antworten konnte. Als Frau Marelli aber ihr freundlich lächelnd die Hand reichte, griff sie zu.
„Natürlich bin ich einverstanden und auch dankbar, dass wir so schnell in Kontakt kommen. Nur hier müssen wir doch nicht bleiben, ich wollte gerade in die City.“
„Ich kenne Leipzig inzwischen ziemlich gut und begleite Sie gern, da können Sie vorerst Ihren Stadtplan einstecken.“
„Also, gehen wir!“
***
Längst war es hell im Zimmer, der Verkehrslärm, der durch das dünne Fensterglas drang, hatte stetig zugenommen. Claudia aber konnte nicht aufstehen, die Beine eng an den Körper gezogen, die Bettdecke fest um ihren Körper gewickelt, lag sie mit offenen Augen da. Die Schmerzen hatten nachgelassen, sie fror. Trotzdem sie eine bleierne Müdigkeit spürte, war der erlösende Schlaf nicht gekommen. Langsam begann sie ihre Beine zu strecken, schob die Decke zur Seite und setzte sich auf den Bettrand. Ihr gegenüber an der Wand hing Irenes Morgenmantel, den zog sie sich an. Unentschlossen blieb sie an Tür stehen, drehte sich dann um, suchend sah sie im Zimmer umher. Ihre Bekleidung hatte sie im Badezimmer gelassen, dorthin ging sie nun. Sie zwang sich die Sachen anzuziehen, wie sollte sie sonst die Wohnung verlassen können. Ohne in den Spiegel zu sehen, kämmte sie ihre Haare durch, danach verließ sie die Wohnung. Gleichgültig zog sie die Tür hinter sich
Weitere Kostenlose Bücher