Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)
kaum mehr als lauwarm bezeichnen konnte. Dann ging sie in den Flur hinaus, wo sie beinahe mit Ursula zusammengestoßen wäre. Einige Schritte hinter ihr trottete Sebastian. Vanja ignorierte ihn.
«Guten Morgen», sagte sie, demonstrativ nur an Ursula gewandt.
«Hallo. Du siehst müde aus.»
Vanja nickte nur und versuchte schnell, sich eine angemessene Ausrede einfallen zu lassen. All die negativen Gedanken vom Vorabend und ein ordentlicher Kater mitten in der Woche waren nichts, was sie gern zur Schau stellen wollte. Sie wählte einen akzeptablen Grund für die schwarzen Ringe unter ihren Augen. Besorgnis.
«Meine Großmutter ist krank.»
«Oh nein, das tut mir leid», sagte Ursula voller Mitleid. «Hoffentlich nichts Ernstes?»
«Nein. Anna ist hingefahren. Sie wird mich hoffentlich anrufen …»
Sebastian lächelte erleichtert vor sich hin, während er weiterging. Anna war gefahren. Hatte die Stadt verlassen. Eine Sache weniger, um die er sich sorgen musste. Er hatte viel über alles nachgedacht. Was er getan hatte. Was er hätte tun sollen. Was er tun musste. Wenn er wirklich eine Dummheit begangen und den Mörder zu Anna Eriksson geführt hatte, wäre es das Beste gewesen, zwei Polizisten in der Wohnung zu postieren, die auf den Täter warteten. Sie in die Wohnung zu schmuggeln. Valdemar weggehen zu lassen, den Anschein zu erwecken, dass Anna allein zu Hause war, und dann darauf zu warten, dass der Nachahmungstäter auftauchte. Es wäre nicht nur das Beste gewesen, sondern auch das Richtigste, aber es war unmöglich. Wie sollte Sebastian sagen, dass er fürchtete, Anna Eriksson könne das nächste Opfer sein, wenn alle Opfer nur eines gemein hatten? Das war unmöglich. Also musste er sich auf Trolle verlassen. Der nicht ans Telefon ging, schon den ganzen Vormittag nicht. Das beunruhigte Sebastian. Er nahm erneut sein Handy und wählte Trolles Nummer, während er den anderen in den Besprechungsraum folgte und sich setzte. Es klingelte, mehrmals. Niemand antwortete.
«Sebastian …» Torkel sah ihn ungeduldig an. «Wir wollen anfangen.»
Sebastian beendete den Anruf und steckte sein Handy seufzend wieder in die Tasche. Vanja streckte sich nach der Wasserflasche, die mitten auf dem Tisch stand.
«Okay», begann Torkel zur Einleitung. «Lasst uns schnell die neusten Fakten austauschen. Vanja, willst du anfangen?»
Vanja schluckte hastig den letzten Schluck Wasser und räusperte sich leicht. «Ich habe herausgefunden, dass Rodriguez nichts mit dem Autodiebstahl zu tun haben kann. Der blaue Ford Focus wurde zwei Tage nachdem Rodriguez eine etwas unglückliche Abkürzung über die E4 nehmen wollte gestohlen. Anscheinend war er stockbesoffen.»
«Sonst noch was Neues?»
«Nicht, was Rodriguez betrifft. Es deutet nichts darauf hin, dass er überhaupt involviert ist.»
Torkel nickte. Eine Idee, die sich als Sackgasse erwiesen hatte. Und davon gab es in diesem Fall viele. Allzu viele. Er wandte sich Billy zu. «Billy …»
Billy streckte den Rücken durch und sprach im Grunde genommen jene Notizen laut aus, bei denen er gerade unterbrochen worden war. «Ich glaube, dass hier jemand jemandem hilft.»
«Na, herzlichen Glückwunsch, Einstein!» Sebastian applaudierte demonstrativ. «Es ist doch wohl sonnenklar, dass ihm jemand hilft.»
«Ich meine nicht mit den Morden. Ich meine mit Informationen. Kontakten. Ich glaube, dass er einen Helfer in Lövhaga hat.»
Sebastian wurde still. Alle beugten sich interessiert vor. Natürlich war es kein revolutionärer Einfall, sie hatten schon früher in diese Richtung gedacht, aber Billy schien einen neuen Zugang gefunden haben, der zu etwas führen konnte.
«Ich habe bei Victor Bäckman nachgefragt, der dort der Sicherheitsverantwortliche ist», fuhr Billy fort. «Keiner der Insassen im Hochsicherheitstrakt kann über die Computer kommunizieren. Zwei haben jedoch das Recht zu telefonieren. Ihre Gespräche werden auf Band aufgenommen, die Mitschriften habe ich hier.» Er nahm einen dicken Stapel mit fünf zusammengehefteten Ausdrucken und reichte sie herum. Alle begannen sofort, darin zu blättern.
«Auf den ersten Blick kann ich nichts finden, aber sie können natürlich eine Art Code verwenden.»
«Mit wem telefonieren sie denn?», fragte Torkel und war definitiv ein wenig beeindruckt.
«Ich habe eine Liste.» Billy gab fünf weitere Ausdrucke weiter. Namen, Adressen und Telefonnummern. «Besonders viele sind es nicht. Der eine ruft meistens seine Freundin an,
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