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Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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hielt nach einem Taxi Ausschau. Normalerweise standen vor dem Hotel am Norra Bantorget welche, also ging sie dorthin. Eigentlich fuhr sie nicht besonders oft Taxi. Sie ging gern zu Fuß. Besonders, wenn das Wetter so schön war und Stockholm sich in seiner ganzen sommerlichen Pracht zeigte. Wäre heute ein Tag wie jeder andere, wäre sie sicher den ganzen Weg gelaufen. Aber heute war ein besonderer Tag, heute hatte sie ein Ziel, das sie so schnell wie möglich erreichen wollte. Der Tag war schneller fortgeschritten, als ihr lieb gewesen war. Es war wirklich merkwürdig mit der Zeit. Wie etwas so Konstantes trotzdem so relativ sein konnte. Wenn man etwas wirklich tun musste, verging die Zeit schnell. Wenn man sich nicht vorwärtsbewegte und nach einem Sinn suchte, verging sie langsam. Umgekehrt wäre es besser – wenn man für die wichtigen Stunden mehr Zeit hätte als für die des Stillstands. Ein Taxi kam auf sie zugefahren, es schien frei zu sein, also hob sie schnell den Arm, um es anzuhalten. Erfreut sah sie, dass es langsamer wurde und direkt vor ihr bremste. Sie schob den Koffer auf die Rückbank und setzte sich daneben. Ein Stück entfernt sah sie einen großgewachsenen Typen stehen, der sie anstarrte und auf die Straße sprang, nachdem sie die Autotür zugezogen hatte. Anscheinend suchte er auch ein Taxi, dachte sie, während sie beobachtete, wie er einen Wagen auf der anderen Straßenseite anzuhalten versuchte, der aber einfach weiterfuhr. Sie lächelte. Was für ein Glück, dass sie diesen hier bekommen hatte.
    Heute war unbestritten ihr Glückstag.
    Sie bat den Fahrer, sie nach Östermalm zu fahren.
    In Richtung Liebe.

S ebastian Bergman hatte den ganzen Tag versucht, Trolle zu erreichen. Sein Unbehagen wuchs mit jedem unbeantworteten Anruf. Seit sie sich vor Anna Erikssons Haus getrennt hatten, waren fast sechzehn Stunden vergangen. Sie waren einander noch nie so nahe gewesen wie in diesem Moment, und die Nähe, die Sebastian gespürt hatte, ließ seine Unruhe immer konkreter werden. Vor allem, da Anna Eriksson in Sicherheit war. Denn das hätte Trolle ihm auf jeden Fall mitgeteilt, war das doch der ganze Sinn der Aktion gewesen, ihre Wohnung zu überwachen.
    Sie zu beschützen.
    Vanja zu beschützen.
    Das Geheimnis zu schützen.
    Sebastian hatte keine Idee, was er noch tun konnte, außer weiterhin bei ihm anzurufen. Er sah keine andere Möglichkeit und fühlte sich vollkommen allein mit seiner Angst. Normalerweise brauchte er niemanden. Nur sich selbst. Aber jetzt kam sogar er an seine Grenzen.
    Um sich abzulenken, versuchte er, sich auf sein bevorstehendes Treffen mit Hinde zu konzentrieren. Zurzeit nutzte er dem Team wirklich nicht viel, da hatte Vanja ganz recht. Allerdings musste das neue Treffen mit Hinde auch erst einmal zustande kommen. Irritiert begann er, wegen der Genehmigung nach Torkel zu suchen. Edward Hinde war der Schlüssel zu allem. Sebastians Widerwille war wie weggeblasen. Jetzt lechzte er geradezu danach, Hinde allein konfrontieren zu dürfen, ohne sich um Vanja sorgen zu müssen. Diesmal würde er gewinnen. Ihn überrumpeln.
    Torkel war nicht in seinem Büro. Seine Sekretärin behauptete, er habe administrative Dinge zu erledigen, als Sebastian nach ihm fragte. Eine Besprechung mit der Führungsebene – in der Chefetage. Sebastian flitzte eine Treppe nach oben. Er ging zu dem Innenfenster des großen Konferenzraums, in dem solche Treffen normalerweise stattfanden. Dort drinnen saß tatsächlich Torkel mit ein paar anderen; eindeutig hohe Tiere. Einige trugen sogar diese alberne weiße Chefuniform mit goldenen Epauletten. Sebastian hasste Polizisten mit glänzenden Schulterstücken. Weiter konnte man sich doch gar nicht von der Polizeiarbeit entfernen. Diese Leute waren nie an Tatorten, man sah sie allenfalls mal im Fernsehen oder in Konferenzräumen wie diesem, mit Mineralwasser vor sich. Sebastian setzte sich demonstrativ mit einem Stuhl direkt vor die große Scheibe des Konferenzraums. Bisher hatte Torkel ihn noch nicht entdeckt oder tat zumindest so. Sebastians Frustration wuchs, und als er eine Viertelstunde lang dort gesessen hatte, riss ihm der Geduldsfaden. Er stand auf und stieß ohne Vorwarnung die Tür auf.
    «Hallöchen! Löst ihr gerade den Palme-Mord?»
    Alle verstummten und starrten ihn an. Einige der Gesichter weckten eine vage Erinnerung aus früheren Zeiten bei ihm, aber die meisten kannte Sebastian nicht. Der Einzige, den er gut kannte, stand jedoch

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