Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)
auf.
«Sebastian, die Tür war aus gutem Grund geschlossen», sagte Torkel mit unterdrücktem Zorn in der Stimme. «Wir haben ein Meeting.»
«Ja, das sehe ich. Aber ich muss Hinde heute treffen. Heute! Wir können nicht länger warten.»
«Wir haben noch keine neue Besuchserlaubnis. Ich beschleunige den Vorgang ja schon, so sehr ich kann.»
«Dann musst du eben mehr können! Kümmere dich darum!»
«Darüber reden wir aber nicht hier und jetzt, Sebastian.» Torkel warf den anderen im Raum einen entschuldigenden Blick zu, ehe er sich wieder Sebastian zuwandte. «Und nun geh bitte!»
«Wenn ich diese Erlaubnis bekomme, mache ich mich sofort aus dem Staub. Versprochen.»
Sebastian betrachtete die Menschen am Tisch. Sie beäugten ihn mit einer Mischung aus Erstaunen und Verachtung. Er merkte, dass er auf einem ziemlichen Holzweg war, aber er hatte keine Lust mehr, ihre affigen Regeln zu befolgen. Es standen Leben auf dem Spiel. Und nicht nur sein eigenes.
«Deine herausgeputzten Freunde hier wollen den Fall doch sicher auch lösen, bevor er der fünften Frau den Hals durchschneidet. Und ich bin der Schlüssel dazu.»
Sebastian sah, wie Torkels Augen vor Wut zu glühen begannen. Jetzt war er eindeutig zu weit gegangen. Eine Frau, die rechts neben Torkel gesessen hatte, stand kontrolliert auf. Sebastian erkannte, dass es die Chefin der Reichspolizei war.
«Ich glaube nicht, dass wir uns kennen», sagte sie mit einer Stimme, die garantiert Frostbeulen verursachte. Eine zivilisierte Art und Weise zu fragen: Wer zum Teufel bist du?
«Nein, das stimmt», entgegnete Sebastian und setzte sein gewinnendstes Lächeln auf. «Aber wenn Sie mir helfen, diese Genehmigung zu erhalten, gebe ich Ihnen gern mal die Gelegenheit zum Kennenlernen.»
Torkel ging schnell auf Sebastian zu und packte ihn hart am Arm.
«Bitte entschuldigen Sie mich. Ich bin gleich zurück.»
Er schleifte Sebastian mit hinaus und schloss die Tür hinter sich.
«Was tust du da, verdammt noch mal? Bist du jetzt völlig durchgedreht? Willst du, dass ich dich rausschmeiße?!»
«Warum dauert das so ewig? Liegt das etwa an Haraldsson, der sich querstellt?»
«Ich weiß es nicht! Und es spielt auch keine Rolle! Wir müssen darauf warten. Du bist eben kein Polizist, deshalb dauert es ein bisschen länger. Und wenn dir das nicht passt, kannst du gleich deine Sachen packen.»
«Na klar. Damit kannst du mir so oft drohen, wie du willst. Ich bin der Einzige, der die Morde stoppen kann. Und das weißt du.»
«Stimmt, deine Expertise und dein untrüglicher Instinkt haben uns bisher ja auch sehr gut vorangebracht.»
«Sarkasmus steht dir nicht, Torkel.»
Sie schwiegen eine Weile.
Torkel seufzte schwer und sammelte sich. «Okay, aber bitte schön: Fahr jetzt nach Hause. Du kostest zu viel.»
«Ich arbeite umsonst.»
«Ich meinte nicht das Geld.»
Sebastian sah Torkel an und verkniff sich den letzten Kommentar, der ihm auf der Zunge lag.
«Ich sage Bescheid, sobald die Erlaubnis da ist.»
Anschließend öffnete Torkel die Tür und ging wieder in seine Sitzung. Sebastian hörte, wie er sich entschuldigte, bevor die Tür hinter ihm zufiel und die Stimmen nur noch als undeutliches Gemurmel wahrzunehmen waren.
Im ersten Moment wollte Sebastian erneut hineingehen. Sich noch mehr blamieren.
Aber er war bereits zu weit gegangen. Viel zu weit.
Nach seinem Auftritt stand er mehr als schlecht da.
Ausnahmsweise hörte er auf Torkel und fuhr nach Hause.
Das dauerte ziemlich lange. Er war gezwungen, zuerst nach eventuellen Verfolgern Ausschau zu halten. Vor allem nach einem silberfarbenen Toyota. Aber eigentlich beäugte er alle Autos, die vorbeifuhren oder am Straßenrand parkten, mit einem gewissen Misstrauen. Er spähte überall hinein, denn der Mörder hatte das Auto ja auch früher schon einmal gewechselt und konnte es wieder tun. Er lief im Zickzack nach Hause, drehte Kreise und nahm sich viel Zeit. Erst als er wirklich überzeugt war, dass ihm niemand folgte, ging er durch seinen Hauseingang in der Grev Magnigatan. Stieg die Treppen zu seiner Wohnung hinauf. Betrat sie und setzte sich in seinem Zimmer aufs Bett.
Seine ständige Beunruhigung darüber, verfolgt zu werden. Die Geheimnisse. Das doppelte Spiel. Trolle. Die Frauen. Vanja. All das zehrte an ihm und brachte ihn dazu, irrational zu handeln, und wenn er so weitermachte wie eben, würde er Hinde wahrscheinlich gar nicht mehr treffen dürfen. Eine Organisation wie die Polizei akzeptierte nur ein
Weitere Kostenlose Bücher