Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)
sich ein Stück, um die Pläne für den Abend mit ihr zu besprechen.
Torkel sah Vanja an. «Hallén wird heute Nachmittag eine Pressekonferenz haben wollen. Ich möchte, dass du dabei bist.»
Vanja war aufrichtig erstaunt. «Aber die übernimmst du doch sonst immer selbst?»
«Ja, aber diesmal hätte ich dich gern dabei. Dank dir haben wir diesen Fall gelöst.»
Sie lächelte ihn an und erinnerte sich wieder, warum sie sich seinerzeit bei Torkel Höglund und der Reichsmordkommission beworben hatte. Weil er ein guter Chef war. Und ein guter Menschenkenner. Er verstand, dass alle Menschen das Gefühl brauchten dazuzugehören.
S ebastian war um kurz vor eins zurück im Polizeipräsidium gewesen und hatte Torkel und die anderen gesucht. Erst hatte ihm niemand sagen können, wo sie steckten. Bei einem Einsatz, so erfuhr er schließlich von einem der uniformierten Polizisten, den er meistens grüßte. Irgendwo südlich von Stockholm, und es sei gut gelaufen. Frustriert versuchte Sebastian, jemanden zu erreichen. Er begann mit Torkel und arbeitete sich in der Hierarchie abwärts. Keiner ging an sein Handy. Dann hatte er eine Idee und spazierte zum Untersuchungsgefängnis hinüber, das direkt an das Präsidium angeschlossen war, um zu sehen, ob er dort jemanden antraf. Vielleicht waren sie dabei, diesen Ralph Svensson einzusperren, dessen Namen Hinde aus irgendeinem unerfindlichen Grund Vanja genannt hatte. Aber auch dort war keiner. Und niemand wollte ihm verraten, ob ein Häftling erwartet wurde. Er befand sich wieder mal im Niemandsland. Einem Ort, an dem er nicht zu existieren schien. Er ging hinaus zum Fridhelmsplan und der bewachten Garageneinfahrt, die sie mit größter Wahrscheinlichkeit benutzen würden, wenn sie zurückkamen. Ein Stück davon entfernt setzte er sich ins Gras und wartete einfach nur ab. Der Mann im Wachhäuschen beobachtete ihn misstrauisch, ließ ihn jedoch dort sitzen. Schließlich befand er sich auf einem öffentlichen Platz und hatte nichts Unerlaubtes getan. Ein Mann mittleren Alters mit einem zerknitterten Jackett, der sich nach einer Weile in das hohe Gras legte. Für den Wachmann musste er aussehen wie ein Alkoholiker, der auf dem Weg zum Kronobergsparken gewesen war, dann aber nicht weiterlaufen konnte und sich deshalb auf der erstbesten Grünfläche niedergelassen hatte. Fehlte nur noch die Flasche.
Er fühlte sich vollkommen wertlos. Die besten Universitätsabschlüsse, Jahre der Weiterbildung, unter anderem an der Quantico Academy des FBI in den USA, Bestsellerautor, jahrelang einer der besten Profiler Schwedens – und das Einzige, worauf er noch hoffen konnte, war die Rückkehr der anderen und dass sie ihn auf magische Weise wieder in ihr Team aufnehmen würden. Das war der einzige Plan, die einzige Lösung, die er aus seiner enormen Werkzeugkiste des Wissens noch hervorkramen konnte: nicht locker zu lassen.
Sein Telefon klingelte, und er holte es eifrig hervor. Es könnte einer von ihnen sein. Aber so war es nicht. Es war eine Nummer, die er kannte, obwohl sie ihn noch nie angerufen hatte.
Seine eigene Festnetznummer.
Er ging ran.
Natürlich war es Ellinor.
Er war fest entschlossen, seinen Frust an ihr auszulassen, sie anzubrüllen, sie seinen Schmerz spüren zu lassen. Aber sie klang so fröhlich, dass er wieder davon abkam. Ihre Stimme war so perlend und mitreißend.
«Entschuldige, Liebling, ich weiß, wie nervig es sein kann, wenn jemand bei der Arbeit anruft und stört. Aber ich mache mir ein bisschen Sorgen, dass du böse auf mich sein könntest.»
«Warum?»
«Weil ich die Wohnung verlassen habe.»
«Warum hast du das getan?»
Seine Wut verwandelte sich in Sorge. Möglicherweise war sie unberechtigt, denn wenn die Verhaftung gelungen war und Ralph tatsächlich derjenige war, den sie suchten, war die Gefahr beseitigt. Dann konnte sie gehen. Für immer. Er konnte sie vor die Tür setzen.
«Also … ich habe nicht direkt das Haus verlassen.»
«Was? Wohin bist du denn dann gegangen?»
«Zu den Nachbarn. Ich wollte mich vorstellen.»
Sebastian verstummte. Alles Negative, was er anfangs gespürt hatte, wurde plötzlich von dem merkwürdigen Gefühl verdrängt, dass er sich in einer Parallelwelt zu Ellinor befand. Im Grunde waren sie vollkommen inkompatibel. Hatten überhaupt nichts miteinander gemein. Konnten einander niemals finden.
«Ich habe keinen Kontakt zu meinen Nachbarn», sagte Sebastian kurz.
«Ja, das haben sie auch gesagt. Aber sie sind sehr
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