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Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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Weil sie eine bessere Polizistin war? Vermutlich.
    Also schwieg er. Das war Antwort genug.

R alph hatte sich gerade an den Computer gesetzt und loggte sich auf fyghor.se ein. Er wollte dem Meister eine Nachricht schicken, in der er sein Versagen gestand. Er hatte gestern, solange es hell war, vor Ellinors Hauseingang gewartet und gehofft, dass sie zurückkommen würde. Aber das war sie nicht.
    Als er nach Hause gekommen war, war er erschöpft und müde gewesen. Er hatte seine gewohnte Runde gedreht und alle Lampen in der richtigen Reihenfolge eingeschaltet. Dann hatte er innegehalten. Ratlos. Die Sporttasche und der Proviant. Was sollte er damit anstellen? Leider schien es so, als müsste er ein neues Ritual für den Fall seines Versagens finden. Er überlegte eine Weile, wie er es gestalten könnte, und kam zu dem Schluss, dass es am besten und natürlichsten wäre, das Vorbereitungsritual auszuführen, allerdings in umgekehrter Reihenfolge.
    Er nahm die Chlorin-Flasche aus der Tüte und stellte sie zurück in den Schrank unter der Spüle, legte alle Nahrungsmittel und Getränke wieder in den Kühlschrank, faltete die Tüte zusammen und legte sie in den Besenschrank. Danach ging er ins Schlafzimmer, packte die Nylonstrümpfe und das Nachthemd aus und legte sie in die oberste Schublade. Anschließend geriet er ins Stocken.
    Eigentlich müsste er jetzt die Sporttasche in die Lücke zwischen den zwei Stapeln legen, aber wohin mit dem Messer? Es war nicht benutzt, aber bei all den Rückschlägen, die er in letzter Zeit erlitten hatte, war das Bedürfnis, dem Ritual auf den Punkt genau zu folgen, nur umso größer. Er beschloss, mit der Tasche zur Spüle in der Küche zu gehen. Dort nahm er das Messer heraus, spülte und trocknete es und legte es zusammen mit einer neuen Plastiktüte in die Tasche. Die alte entsorgte er im Mülleimer unter der Spüle und ging erneut mit der Tasche ins Schlafzimmer. Jetzt konnte er sie in die oberste Kommodenschublade legen und sie schließen.
    Erschöpft fiel er ins Bett. Im Zimmer war es hell und warm, die Hundert-Watt-Lampen, die in jeder Ecke standen, beruhigten ihn, sie verjagten die Schatten und jedes kleine bisschen der beängstigenden Dunkelheit.
    Er hatte einige Stunden geschlafen, war aus seinem traumlosen Schlaf erwacht und hatte versucht, sich wieder aufzuraffen. Den Vormittag hatte er damit zugebracht, Ellinor Bergkvist zu suchen. In der Arbeit war sie nicht, und man hatte ihm nicht sagen wollen, wann sie voraussichtlich wieder zurückkäme. Er hatte bei Taxi Stockholm angerufen und gefragt, wo der Wagen mit dem Kennzeichen JXU 346 den Fahrgast abgesetzt hatte, den er gestern gegen sechzehn Uhr in der Västmannagatan aufgenommen hatte. So eine Information gaben sie jedoch nicht einfach so weiter, und als sie nachfragten, wer er eigentlich sei, legte er schnell auf. Er hatte sie nicht gefunden. Er hatte versagt.
    Ralph tippte den Benutzernamen und das Kennwort ein. Eine Nachricht vom Meister. Letzte Nacht gesendet. Der Inhalt war kurz und knapp.
    «Du bist jetzt ich.»
    Mehr stand dort nicht. Ralph erhob sich und drehte eine Runde durchs Zimmer, verwirrt, aber auch ein wenig aufgekratzt. Was auch immer das genau bedeuten mochte, es war eine Anerkennung. Er war zu einem Ebenbürtigen erklärt worden. Anders ließ sich die Nachricht nicht interpretieren. Ihm wurde innerlich ganz warm, mit so etwas hatte er absolut nicht gerechnet.
    Aber was bedeutete es? Würde er keine weiteren Aufträge mehr von seinem Meister erhalten? Würde er vollkommen eigenverantwortlich handeln? Sich selbst weiterentwickeln?
    Diesen Gedanken hing er gerade nach, als er an der Haustür einen Schlag hörte, der wie eine kleinere Explosion klang. Sekunden später sah er schwarzgekleidete Gestalten mit Helmen und etwas, das wie Maschinengewehre aussah, auf ihn zurennen, die Läufe ihrer Waffen gegen ihn gerichtet.
    «Polizei! Auf den Boden!», schrien die Gestalten. Blitzschnell stürzte Ralph sich auf den Computer, bekam ihn zu fassen und warf ihn mit voller Wucht gegen die Wand. Plastik und Elektronikteilchen regneten durch die Luft. Er rannte zu den Resten des Computers und trampelte darauf herum, bis er von den starken Männern gepackt und auf den Boden gedrückt wurde.
    Als sie seine Arme auf den Rücken bogen und ihm Handschellen anlegten, wehrte er sich nicht einmal. Er blickte nur auf den zerstörten Computer, der vor ihm auf dem Boden lag. Er hatte den Meister geschützt.
    Sie waren grob zu ihm,

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