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Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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schließlich doch gegeben. Es gab zwar eine starke Indizienkette, aber die Bewertung von Hindes Zeugenaussage stellte natürlich ein Problem dar. Eine Verurteilung zur lebenslangen Haft stützte dessen Glaubwürdigkeit nicht unbedingt. Torkel hatte ziemlich viel Überredungskunst aufbringen müssen. Doch schon nach einigen Minuten wusste Torkel, dass Hallén ihm die Genehmigung letztendlich erteilen würde. Dies war einer jener Fälle, die mit hoher öffentlicher Aufmerksamkeit verbunden waren und deswegen für eine Karriere entscheidend sein konnten. Eine Hausdurchsuchung aufgrund von vagen Vermutungen zu genehmigen war nicht so gravierend, wie überhaupt nicht zu reagieren.
    Torkel hatte Billy gebeten, schnell ein Team für die Öffnung der Wohnung zusammenzustellen, und kurz darauf setzten sie sich ins Auto. Er wollte vor Ort bereit sein, sobald sie grünes Licht bekamen. Sie konnten es sich nicht leisten, mit Transporten und Logistik Zeit zu verlieren. Vanja würde dazustoßen, so schnell sie konnte. Torkel hatte versprochen, auf sie zu warten, sofern es ging. Sebastian informierte er nicht einmal.
    Billy parkte in einem Wendehammer hinter einigen roten Mietsblöcken aus den Fünfzigern. Ralph Svenssons Wohnung lag dreihundert Meter davon entfernt auf einer kleinen Anhöhe, etwas näher am Zentrum von Västertorp, dessen Blütezeit längst vergangen war. Billy kontaktierte den Einsatzleiter, der versprach, in spätestens fünf Minuten da zu sein. Dann rief er Ursula an und erklärte ihr, wo sie geparkt hatten.
    Torkel drehte eine Runde und nahm die grüne Umgebung mit den vielen Bäumen und die freistehenden Hochhäuser in Augenschein. Der laue Wind wehte Essensgerüche und Musik aus den oberen Fenstern herunter. Irgendwo war ein Lachen zu hören. Eine Horde lärmender Kinder hatte sich ein Stück entfernt um einen Sandkasten versammelt. Alles wirkte sommerlich friedvoll.
    Billy ging zum Kofferraum, öffnete ihn und kramte eine schusssichere Weste hervor, die er sich umlegte.
    Torkel beobachtete ihn erstaunt. «Wir überlassen der Spitze den Zugriff.»
    «Ich will aber dabei sein. Es ist doch immerhin unser Fall.»
    «Das stimmt. Aber um das zu beweisen, müssen wir keine Türen eintreten.»
    «Okay. Dann gehe ich eben nur als Beobachter mit.»
    Torkel schüttelte den Kopf. Irgendwas war in den letzten Wochen wirklich mit Billy passiert. Früher hatte es ihm nie Probleme bereitet, die zweite Geige zu spielen und sowohl ihn als auch – in erster Linie – Vanja zu unterstützen, wenn es um Informationstechnik ging. Jetzt wollte er auf einmal mit vorgehaltener Waffe Wohnungen erstürmen.
    «Wir verhalten uns so, wie wir es immer getan haben», sagte Torkel entschieden. «Die anderen sichern den Verdächtigen. Wir übernehmen später.»
    Billy nickte, zog die Weste jedoch nicht wieder aus. Wie er so dastand, glich er einem bockigen Teenager.
    «Du kannst dieses Ding meinetwegen gern anbehalten. Aber du bleibst bei mir.»
    «Okay. Du entscheidest», erwiderte Billy mürrisch.
    «Allerdings.»
    Torkel trat einen Schritt auf ihn zu und legte seine Hand auf Billys Schulter. «Sag mal, ist irgendwas vorgefallen? Mir scheint, als gäbe es da einige Spannungen im Team. Vor allem zwischen dir und Vanja.»
    Billy antwortete nicht.
    Torkel nahm seine Hand nicht weg. «Du musst mit mir darüber reden. Wir sind ein Team. Momentan kommt es mir allerdings manchmal nicht ganz so vor …»
    «Findest du, dass ich ein guter Polizist bin?» Billy drehte sich um und sah ihn mit ehrlicher Miene an.
    Soweit Torkel sich erinnerte, war es das erste Mal, dass Billy einen gewissen Selbstzweifel an den Tag legte. «Wenn das nicht so wäre, würdest du nicht für mich arbeiten.»
    Billy nickte. «Aber wenn wir ein Team sind, warum werden wir dann unterschiedlich behandelt?»
    «Weil wir unterschiedlich sind», antwortete Torkel wie selbstverständlich. «Wir haben unterschiedliche Stärken und unterschiedliche Schwächen. Das macht uns ja erst zu einem Team. Wir ergänzen uns gegenseitig.»
    «Und Vanja ist die beste Polizistin.»
    «Das habe ich nicht gesagt.»
    «Okay, aber mal angenommen, Vanja hätte sich die Weste übergezogen und als Beobachterin dabei sein wollen – hättest du sie auch aufgehalten?»
    Torkel wollte gerade wie selbstverständlich ja sagen, was ihm schon auf der Zunge lag, als er innehielt und begriff, dass Billy vielleicht doch recht hatte. Wäre er Vanja gegenüber auch so bestimmt aufgetreten? Vermutlich nicht.

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