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Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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das allerdings nur so wenige taten, hatte Jenny mitunter das Gefühl, dass Thomas ganz einfach nicht der Beste war. Manchmal vielleicht nicht einmal gut. An Ehrgeiz mangelte es ihm nicht, aber mitunter machte er die Dinge unnötig kompliziert. Er versuchte, seine Fehler und Schwächen zu vertuschen, und je mehr er daran arbeitete, desto deutlicher kamen sie paradoxerweise zum Vorschein. Aber er war viel besser darin geworden, offener mit anderen Menschen umzugehen. Zumindest zu Hause. Wie es sich an seiner neuen Arbeitsstelle verhielt, wusste sie nicht, aber dass er sie bekommen hatte, war ein Geschenk des Himmels gewesen. Vorher hatte er sich unzulänglich gefühlt, sowohl bei der Arbeit als auch zu Hause. Die Enttäuschung darüber, dass Jenny nicht schwanger wurde, hatte an ihnen gezehrt und ihre Beziehung belastet. Dennoch hatte sie nie daran gezweifelt, dass sie es hinbekämen. Thomas schon, vermutete sie, aber sie nicht.
    Dann wurde er angeschossen. In die Brust, wenn man ihn fragte. In die Schulter, sagten alle anderen. Doch ganz gleich, wo die Kugel wirklich eingeschlagen war, so hatte dieses Erlebnis jedenfalls eine Alarmglocke schrillen lassen. Bei ihnen beiden. Es öffnete ihnen die Augen für die wichtigen Dinge im Leben. Das klang natürlich banal und seicht wie ein Vogelbad, aber es stimmte.
    Die Arbeit war wichtig, aber sie war nicht alles.
    Kinder waren wichtig, aber man konnte sie auch adoptieren.
    Sie beide zusammen jedoch waren unersetzlich.
    Und jetzt waren sie wieder ganz die Alten. Oder mehr als das. Sie war glücklich und sicher, dass Thomas es auch war. Sie hörte ihn in der Küche rumoren. Die Erdbeeren hatte sie gestern in der hintersten Ecke des Kühlschranks entdeckt und ahnte, dass er sie in Schokolade tauchen würde. Wenn sie ehrlich war, wusste sie schon genau, wie das Frühstück aussehen würde. Es hatte bisher an jedem Geburtstag und an jedem Hochzeitstag aus exakt denselben Zutaten bestanden. Das war ja auch nicht verkehrt, sie mochte Rührei, Bacon, getoastetes Brot mit Himbeermarmelade, Melone und Erdbeeren mit Schokoglasur, aber es überraschte sie nicht. Das tat Thomas nur selten. Heute hätte er sie tatsächlich überraschen können, wenn sie nicht kürzlich nach einem USB-Stick gesucht hatte, den sie im Auto vermutete. Vielleicht war er irgendwie im Handschuhfach gelandet. Das war nicht der Fall gewesen, aber dort hatte eine kleine rote Schachtel gelegen, die ausschließlich Schmuck enthalten konnte. Einen Ring, um genau zu sein. Einen richtig edlen Ring. Sie würde die Überraschte spielen müssen, freute sich aber auch ehrlich darüber.
    Sie hörte, wie Thomas das Haus verließ – um den Ring zu holen, vermutete sie – und wieder zurückkam. Kurz darauf stieg er die Treppe hinauf. Sie entschied, sich nicht mehr schlafend zu stellen. Die Tür ging auf, und sie lächelte ihn an.
    Mein Gott, wie sehr sie ihn liebte.

    Anschließend war sie zu spät zur Arbeit gekommen.
    Aber das war nicht weiter schlimm. Sie hatte die ganze Woche über im Büro gearbeitet. Es war viel zu tun gewesen, aber sie hatte das Gefühl, dort effektiver zu sein, als wenn sie einen Kunden besuchte. Denn außerhalb des Büros gehörte auch der soziale Umgang dazu, der ihr mitunter zeitraubender zu sein schien als die eigentliche Arbeit. Außerdem hinkte sie auch mit ihrer Zusatzausbildung hinterher. Das höhere Steuerprüferexamen rückte näher. Sie wollte sich autorisieren lassen. Zugelassene Steuerprüfer waren eigentlich zwar nicht mehr als das, zugelassen, aber wenn sie autorisiert wäre, hätte sie mehr Möglichkeiten und würde höhere Honorare erhalten. Heute Abend würde sie jedoch wieder nicht zum Lernen kommen. Sie war sich ziemlich sicher, dass Thomas einen Tisch im Karlsson på Taket gebucht hatte. Das tat er immer.
    Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als jemand an den Türrahmen klopfte. Als sie aufblickte, sah sie einen Mann in Taxifahreruniform dort stehen.
    «Jenny Haraldsson?»
    «Ja?»
    «Ich soll Sie abholen.»
    «Wie bitte?»
    «Ich soll Sie abholen», wiederholte der Mann.
    Jenny warf einen kurzen Blick in den aufgeschlagenen Kalender auf ihrem Schreibtisch. Der ganze Tag war leer, bis auf eine Notiz ganz oben, dass heute ihr Hochzeitstag war.
    «Nein, das muss ein Missverständnis sein …» Sie sah den Mann erneut an. «Wohin sollen Sie mich denn fahren?»
    «Ich glaube, das soll eine Überraschung bleiben.» Der Mann im Türrahmen grinste breit.
    Jetzt fiel der Groschen. Im

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