Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)
selben Moment erklang hinter dem Mann ein verzücktes Kichern. Ihre Chefin Veronica und ihre Kollegin Amelia tauchten ebenfalls in der Tür auf. Jenny stand auf und ging zu ihnen.
«Wusstet ihr davon?»
«Ja, er ist zwar etwas früher dran, als ich dachte», antwortete Veronica mit einem Blick auf ihre exklusive Armbanduhr. «Aber doch, ich wusste davon.»
«Ich auch», erklärte Amelia. «Und ich bin so was von neidisch!»
«Wo werde ich denn hingebracht?» Jenny spürte, dass sie vor Aufregung kurz davor war, wie ein kleines Mädchen auf der Stelle zu hopsen.
«Wir verraten nichts», sagte Veronica und setzte eine ernste Miene auf. «Fahr du nur und entspann dich ein bisschen. Wir sehen uns morgen wieder.»
«Ich muss das hier nur kurz sichern und meine Sachen holen!», rief Jenny dem Fahrer zu.
Sie eilte zu ihrem Platz zurück. Von der Arbeit abgeholt! Und sie hatte nichts geahnt. Thomas hatte sich wirklich Mühe gegeben. Sie sicherte und schloss die Dokumente, mit denen sie gearbeitet hatte. Entspannen, hatte Veronica gesagt. Im Frühjahr hatten sie mal einen Prospekt vom Hasslö Spa in ihrem Briefkasten gehabt. Sie hatte damals gesagt, wie schön das aussah und wie gern sie einmal dort hinwolle. Hatte Thomas sich das etwa gemerkt? Sie drückte die Daumen. Jenny nahm ihre Jacke und ihre Handtasche vom Haken hinter der Tür. Dies könnte der schönste Hochzeitstag werden, den sie je erlebt hatte.
«Ich bin bereit.»
«Dann geht es jetzt los», sagte der Fahrer und machte eine ausholende Geste, um Jenny zu bedeuten, dass sie vorangehen sollte. Er lächelte erneut. Das sollte er öfter tun, dachte Jenny. Es ließ seine groben Gesichtszüge sanfter erscheinen und lenkte ein wenig von der grässlichen Narbe unter seinem linken Auge ab.
Sie verließen das Büro.
S ebastian hatte Ralph Svenssons Adresse von einem der Polizisten bekommen, die vor dem Presseraum warteten. Er war eindeutig noch nicht offiziell von den Ermittlungen suspendiert, denn der Polizist, der Sebastian aus Liljeholmen und von dem Mordfall Annette Willén wiedererkannte, hatte ihm freudig von den jüngsten Entwicklungen berichtet.
Er war selbst bei dem Zugriff dabei gewesen, hatte aber nichts Substanzielles zu erzählen. Es sei schnell gegangen, denn sie wollten den Mann sofort aus der Wohnung bringen. Ansonsten sei alles erwartungsgemäß verlaufen. Bis auf einen Schnitzer. Anscheinend war es Ralph Svensson gelungen, seinen Computer gegen die Wand zu schmettern und ihn auf diese Weise komplett zu zerstören. Ralph war in die Untersuchungshaft überführt worden, aber soweit der Polizist wusste, hatte man ihn noch nicht verhört.
Sebastian überlegte für eine Sekunde, ob es ihm gelingen konnte, ein eigenes Verhör mit Ralph zu arrangieren, schlug sich die Idee aber gleich wieder aus dem Kopf. Ohne Torkels direkte Zustimmung würde niemand Zugang zu dem Häftling erhalten, so war die Praxis. Die Wahrscheinlichkeit, dass Torkel einem solchen Treffen zustimmen würde, war nicht existent.
Also nahm er sich stattdessen ein Taxi nach Västertorp. Mit etwas Glück würde er Zugang zur Wohnung erhalten und vielleicht etwas finden.
Vor dem Haus stand ein Polizeiauto, aber der Eingang war unbewacht. Er ging zur Wohnung hinauf, wurde aber von einem kräftigen Polizisten aufgehalten, der auf dem Flur stand und fragte, wo er hinwollte. Sebastian bot all seine Überredungskunst auf und begann zu bitten und zu betteln. Nach einer Weile tauchte Ursula in ihrer weißen Schutzkleidung in der Türöffnung auf. Sie sah ihn verwundert an.
«Was machst du hier?»
«Ich dachte, ich könnte hereinkommen und mich ein bisschen umsehen. Falls du fertig bist?»
Sie musterte ihn und schüttelte den Kopf. «Ich weiß nicht einmal mehr, welchen Status du in den Ermittlungen hast. Bist du überhaupt noch dabei?»
Sebastian zuckte mit den Schultern. «Keine Ahnung.» Er war ehrlich, anders ging es mit Ursula gar nicht. «Aber ich würde nichts lieber tun, als diesen Fall zu lösen, das weißt du. Ich habe eben nur eine andere Auffassung davon, wie man das machen sollte.»
«Du hast zu vielen Dingen eine Meinung, das können wir ja auch verkraften. Aber normalerweise bist du einfach besser. Viel besser.»
«Das tut mir leid.»
«Es ist nicht deine Schuld. Wir hätten dich rauswerfen sollen, als du die Verbindung zwischen den Opfern erkannt hast», erwiderte sie trocken.
«Darf ich reinkommen? Meistens finde ich irgendetwas Brauchbares. Ich verspreche auch,
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