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Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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und so tun, als wäre nichts passiert.
    Haraldsson verließ sein Büro und fuhr nach Hause.

E dward Hinde saß im Schneidersitz auf seinem Bett. Die Augen geschlossen. Er atmete ruhig und regelmäßig.
    Konzentriert.
    Gefasst.
    Nach innen gewandt.
    Sobald sich die ersten Gerüchte über Ralph in der Abteilung verbreitet hatten, war er ans Werk gegangen. Er hatte einem der Wärter gegenüber angedeutet, dass es ihm nicht gutginge und er sich deshalb für eine Weile in seine Zelle zurückziehen und ausruhen wolle. Dort angekommen, zog er die Tür fest hinter sich zu, kroch unter das Bett und fing sofort an, das Gitter des Ventils abzuschrauben. Er arbeitete schnell, wohl wissend, dass dies der schwächste Punkt seines Plans war. Es war höchst unwahrscheinlich, dass ein anderer Häftling hereinkam. Und sollte es trotzdem passieren, war das eine kurze Ablenkung, mehr nicht. Aber wenn ein Wärter die Tür öffnete, wäre es vorbei. Dieser Druck trieb ihn an, er hatte das Gitter noch nie so schnell abgenommen. Er reckte sich und zog die Gabel heraus, die er gestern aus der Kantine hatte mitgehen lassen, zusammen mit dem Glas, das er von Thomas Haraldsson bekommen hatte.
    Siebenhundertfünfzig Gramm eingelegte Rote Beete.
    Hinde steckte das Gitter wieder auf die Öffnung, schraubte es jedoch nicht an. Er stand auf, stopfte die Gabel in seinen Strumpf und ließ das Einweckglas unter seinem Pullover verschwinden. Dies war das nächste Gefahrenmoment. Selbst wenn er sich die Hände vor den Bauch hielt, als hätte er Schmerzen, könnte ein wachsames Auge das Glas trotzdem entdecken. Aber dieses Risiko musste er eingehen. In leicht gekrümmter Haltung verließ er die Zelle und eilte in Richtung Toilette
    Die Hände vor den Bauch gepresst. Schlurfende, schnelle Schritte. Ein Mann mit einem dringenden Bedürfnis.
    In einer der Toiletten angekommen, holte er das Glas heraus und stellte es auf den Rand des Waschbeckens. Er zog einen ordentlichen Stapel Papiertücher aus dem Spender und verteilte sie auf dem Klodeckel. Dann öffnete er das Glas, angelte mit der Gabel einige Scheiben heraus, ließ sie auf den Papierservietten abtropfen und begann sie anschließend sorgfältig zu zerdrücken. Als nicht das kleinste Stück Rote Beete mehr übrig war, sondern nur noch ein feines Mus, kratzte er die breiige Masse mit der Gabel auf und steckte sie in den Mund. Diese Prozedur wiederholte er so lange, bis das Glas leer war. Am Ende musste er mit sich kämpfen, denn siebenhundertfünfzig Gramm Rote Beete waren mehr, als er gedacht hatte. Bevor er die Toilette verließ, nahm er das Glas mit der roten Lake und trank es in großen Zügen aus. Dann spülte er das Behältnis, steckte es wieder unter den Pullover und die Gabel in den Strumpf, und ging in die Zelle zurück. Dort angekommen, machte er sich nicht die Mühe, das Glas erneut zu verstecken. Es musste genügen, es hinter den Schreibtisch zu stellen. Er setzte sich auf das Bett, kreuzte die Beine und schloss die Augen.
    Planung. Geduld. Entschlossenheit.
    Jetzt hatte er fast eine Stunde auf dem Bett gesessen. Roland Johansson musste seinen Auftrag in Västerås inzwischen erledigt haben. Also war er bereit für den nächsten. Höchste Zeit für die zweite Phase.
    Langsam und kontrolliert streckte Hinde seine Beine aus und stand auf, nur um kurz darauf erneut unter das Bett zu kriechen und die Flasche hervorzuholen, die er ebenfalls von Haraldsson bekommen hatte.
    Ipecacuanha.
    Brechwurzel.
    Zweihundertfünfzig Milliliter.
    Er schraubte den Deckel auf und stürzte den Inhalt der Flasche in zwei Schlucken herunter. Ein Genuss war das nicht, aber das spielte keine Rolle, denn er würde das Zeug ohnehin nicht lange bei sich behalten. Bevor er die Zelle verließ, entschloss er sich, die leeren Behälter doch wieder im Ventil zu verstecken. Es wäre dumm, wenn sein Vorhaben aus reiner Faulheit und Nachlässigkeit missläge. Er spürte jedoch, dass er es nicht mehr schaffen würde, das Gitter wieder anzuschrauben. In seinem Magen blubberte es. Er ging in den Gemeinschaftsraum, hielt sich noch immer die Hände vor den Bauch. Sein Kiefer verkrampfte sich, und er fühlte, wie er zu schwitzen begann. Mitten im Raum blieb er stehen.
    Showtime!
    Als er die ersten Anzeichen spürte, dass sich sein Magen zusammenkrampfte, sackte er zu Boden. Schreiend. Alle anderen im Raum erstarrten und glotzten nur. Hinde hielt sich den Magen und wand sich auf dem Boden. Er holte Luft, um erneut zu schreien, kam aber

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