Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)
warteten, bis er sie erreicht hatte. Sie verrieten keinerlei Gefühlsregung. Als begegneten sie einer Erinnerung, die sie längst hinter sich gelassen hatten.
Sebastian blieb vor ihnen stehen.
«Wir müssen reden», sagte Torkel.
Er wollte es ihnen leichtmachen und reichte Torkel den Passierschein, den er erst Anfang der Woche erhalten hatte.
«Ich fahre jetzt nach Hause.»
«Okay …» Torkel nahm die Karte entgegen und nickte seinem ehemaligen Kollegen und Freund zu.
«Mir tut das alles sehr leid», murmelte Sebastian.
«Immerhin haben wir ihn gefasst», sagte Torkel. Er hatte keine Lust, sich zu streiten.
Sebastian auch nicht. Aber er musste sie warnen, selbst wenn sie wahrscheinlich nicht auf ihn hören wollten. Er tat es seinem eigenen Gewissen zuliebe. «Hinde ist noch nicht fertig. Ich hoffe, das wisst ihr?»
«Was sollte er denn noch tun können?», hörte er Vanja fragen.
«Ich weiß es nicht. Aber er ist noch nicht fertig.» Er steckte die Hände in die Taschen seines Jacketts und spürte Trolles Führerschein. «Im Gegensatz zu mir. Also ist das jetzt euer Problem.»
Er wollte davongehen, brachte es aber nicht über sich. Vermutlich war das sein letzter Moment mit Vanja. Er würde sie nicht mehr verfolgen. Nie wieder in einem Baum hängen und hoffen, sie zu sehen. Der Traum war vorbei, denn mehr als das war es nie gewesen. Dies war der einzige Abschied, den er bekommen würde. Ein letzter Augenblick mit der Tochter, die er nie richtig gehabt hatte.
Die er sich nur insgeheim gewünscht hatte.
Er flüsterte fast. «Sei vorsichtig. Versprich mir das.»
Sie verstand seinen traurigen Blick nicht.
«Glaubst du wirklich nicht, dass es Ralph war?»
«Doch. Aber wisst ihr, was mich beunruhigt?»
«Dass du den Fall nicht selbst gelöst hast?» Vanjas Stimme war spitz. Offensichtlich kämpfte sie immer noch in dem Krieg, den er längst hinter sich gelassen hatte.
«Nein. Dass ihr nicht sehen wollt, dass Edward hinter allem steckt. Er gibt nie auf. Niemals.»
Dann ging er.
Ein besonders großer Abschied war das nicht gewesen.
Aber es war der einzige, den er bekommen konnte.
R alph Svensson.
Einer der Putzmänner. So nah und doch außer Reichweite. Für Haraldsson war der Tag gelaufen. Nicht einmal der Gedanke an den bevorstehenden Abend konnte ihn noch aufmuntern. Die Reichsmordkommission hatte den Namen von Hinde bekommen. Sie hatten Ralph Svensson gefasst, schon eine knappe Stunde nachdem Vanja Lithner Lövhaga verlassen hatte, ohne noch mit ihm zu sprechen. Obwohl das seine Bedingung dafür gewesen war, dass sie Hinde überhaupt treffen durfte. Sie hatte ihre Abmachung nicht eingehalten. Er hätte es wissen müssen, auf die Leute von der Reichsmordkommission war nun mal kein Verlass. Sie enttäuschten ihn immer wieder. Was konnte Vanja Hinde angeboten haben, dass er ihr sofort einen Namen gab. Er selbst hatte eine Beziehung zu Hinde aufgebaut, sich kooperativ gezeigt, vereinbarungsgemäß geliefert. Was hatte sie, was er nicht hatte? Die Antwort lag auf der Hand, aber sie hatten wohl nicht … Sie konnte doch nicht darauf eingegangen sein, dass … Gewiss waren sie in dem Besucherraum allein, aber trotzdem. Dafür schien sie auch nicht der Typ zu sein.
Ein Klingelton unterbrach seine Spekulationen. Abba. Das Handy. Er nahm es und sah auf das Display. Eine Handynummer, die er nicht kannte.
«Thomas Haraldsson.»
«Hallo, hier ist Taxi Västerås», sagte eine männliche Stimme. «Sie hatten heute eine Fahrt bestellt.»
Haraldsson runzelte die Stirn. Riefen sie etwa jetzt an, um den Auftrag zu bestätigen? Waren sie damit nicht etwas spät dran? Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Eigentlich sollten sie Jenny in diesem Moment abholen.
«Ja, genau», antwortete er abwartend.
«Wir sind aber gerade bei der betreffenden Adresse, aber sie ist nicht da.»
«Wie, sie ist nicht da?» Haraldsson vermutete, dass der Taxifahrer meinte, Jenny wäre gerade nicht an ihrem Platz. Alles andere war höchst unwahrscheinlich. Die Firma war zwar nicht die größte, aber irgendjemand musste doch wohl wissen, wo sie war.
Jenny musste da sein.
Sollte da sein.
Also lautete seine logische Folgefrage: «Sind Sie am richtigen Ort?»
«Engelbrektsgatan 6. Die Kolleginnen Ihrer Frau sagen, es sei schon ein anderer Taxifahrer gekommen und hätte sie abgeholt. Am Vormittag.»
«Aha, haben Sie denn zwei Taxen geschickt?»
«Nein, deshalb rufe ich ja an! Haben Sie noch einen anderen Fahrdienst
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