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Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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Tür den ganzen Tag geschlossen war. Jenny hatte sie nicht zugezogen. Warum sollte sie? Er atmete tief ein, ehe er weiterging. Er zuckte zusammen, als er Abba plötzlich hörte. Sein Telefon. Er meldete sich, ohne auf das Display zu sehen.
    «Haraldsson.»
    Er hoffte, dass sie es wäre. Dass er ihre Stimme hören dürfte. Dass alles gut wäre, nur ein albernes Missverständnis.
    «Hier ist Victor Bäckman», drang es aus dem Handy.
    Nicht Jenny. Nichts war gut. Die Enttäuschung übermannte ihn sofort, und er konnte sich nur mit letzter Kraft auf den Beinen halten.
    «Edward Hinde ist im Gemeinschaftsraum zusammengebrochen und hat große Mengen an Blut erbrochen.»
    «Was?»
    «Ja … Er scheint ziemlich schlimm dran zu sein, wir können uns hier nicht um ihn kümmern. Offenbar hat er irgendwas mit dem Magen.»
    «Okay …» Haraldsson hörte, was Victor sagte, und verstand nicht, warum er das ausgerechnet jetzt erfahren musste. Er konnte die Information in diesem Moment ohnehin nicht verarbeiten.
    «Der Krankenwagen ist gleich da, deshalb rufe ich auch an. Sie müssten einem Transport ins Krankenhaus zustimmen.»
    «Muss ich?»
    «Ja. Sollen wir ihn ins Krankenhaus bringen lassen?»
    Wie aus dem Nichts schoss Haraldsson ein Gedanke durch den Kopf, ein Bild, eine Erinnerung: Hinde sitzt in seiner Zelle auf dem Bett. Haraldsson selbst steht an der Tür, mit Gänsehaut auf dem Unterarm.
    Hindes tiefe Stimme. «Antworten Sie mit Ja.»
    «Worauf?»
    «Sie werden schon noch verstehen, wann der Moment gekommen ist – und worum es geht. Antworten Sie dann einfach mit Ja.»
    «Sind Sie noch dran?», fragte Victor an seinem Ohr.
    «Was? Ja.»
    «Sollen wir ihn verlegen? Ja oder nein.»
    Antworten Sie dann einfach mit Ja.
    Haraldsson versuchte, die Tragweite dessen zu begreifen, was er gerade gehört hatte, die Verbindung, die er gerade hergestellt hatte.
    Hinde hatte also die ganze Zeit gewusst, dass er krank werden würde. Dass dieses Gespräch stattfinden und genau diese Frage gestellt werden würde. Es musste so sein. Aber wie? Spielte er nur, oder … Hatte das irgendwas mit den Sachen zu tun, die Haraldsson ihm gegeben hatte? Rote Beete und eine Flasche aus der Apotheke. Irgendein Name, der südamerikanisch klang. Icacaca … irgendwas. Warum war er krank? Vorgetäuscht oder echt? Um abgeholt zu werden. Nach draußen zu kommen. Zu fliehen. Sollte er Victor warnen? Ihm von seinem Verdacht erzählen?
    Antworten Sie dann einfach mit Ja.
    Dieser Anweisung beinhaltete nicht die Möglichkeit, zu warnen oder etwas zu verhindern. Es war die einfache Aufforderung, nur ein Wort zu sagen. Eine Zustimmung zu geben. Einem Befehl zu gehorchen. So sehr Haraldsson es auch versuchte, er konnte die Konsequenzen nicht absehen. Die Vorzüge und Nachteile nicht gegeneinander abwägen. In seinem Kopf herrschte Chaos. Die Schlafzimmertür war geschlossen. Er musste die letzten Schritte gehen. Musste es wissen.
    «Hallo? Sind Sie noch dran?»
    Haraldsson legte die Hand auf die Türklinke. Atmete tief durch. Schloss die Augen. Betete zu einem Gott, an den er nicht einmal glaubte. Mit einem kurzen Ausatmen stieß er die Tür auf. Schnell, wie wenn man ein Pflaster abzog. Auf das Schlimmste gefasst und gleichzeitig nicht darauf vorbereitet.
    Das Zimmer war leer.
    Jenny war immer noch weg.
    «Ja», sagte er. Es klang eher wie ein kurzes Knarren.
    «Was haben Sie gesagt?», fragte Victor.
    Haraldsson räusperte sich. «Ja», wiederholte er mit festerer Stimme. «Verlegen Sie ihn.»
    «Okay. Wo sind Sie eigentlich? Kommen Sie heute noch mal rein?»
    Haraldsson legte auf. Er steckte das Handy wieder in die Tasche. Stand in der Tür zu seinem leeren Schlafzimmer und fing an zu weinen.

B evor Ursula es wagte, den heutigen Arbeitstag zu beenden, fragte sie sicherheitshalber noch beim SKL in Linköping nach, ob die beiden sterilen Pakete mit dem sichergestellten DNA-Material aus Svenssons Wohnung dort angekommen waren. Sie hatte sie einige Stunden zuvor mit einem Spezialtransport dorthin geschickt, und wenn alles nach Plan verlief, sollte Torkel sich schon bei seinem ersten Verhör morgen Vormittag auf die vorläufigen Ergebnisse stützen können. Sie bekam den technischen Chef an den Apparat, Walter Steen, der sie beruhigen konnte. Alles sehe gut aus, das SKL habe seine Arbeit begonnen, und er werde persönlich dafür sorgen, dass sie das Ergebnis morgen weitergaben. Das reichte Ursula aus, sie kannte Steen schon lange und wusste, dass er sein Wort

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