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Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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nicht mehr dazu, ehe sein Mageninhalt in gewaltigen Schwallen aus ihm herausschoss. Die Mithäftlinge, die am nächsten bei ihm standen, sprangen angeekelt beiseite. Die Aufseher, die sich genähert hatten, als er zusammengebrochen war, blieben abrupt stehen, unsicher, was sie tun sollten. Es war eine bekannte Tatsache, dass das Personal im Strafvollzug wenig über Krankheiten wusste. Hinde hatte darauf spekuliert, und die beiden, die heute Dienst taten, enttäuschten ihn in dieser Hinsicht nicht. Sie standen wie paralysiert da. Genau wie geplant. Ihm drehte sich erneut der Magen um. Zu seiner Freude sah Hinde durch seine tränennassen Augen, dass diese Portion fast schwarz und sehr zähflüssig war. Die richtige Konsistenz, die richtige Farbe. Die Rote Beete hatte mit der Magensäure reagiert, und die meisten Farbpigmente waren weg. Wenn man nicht zu nahe kam und daran roch, würde sie unmöglich von einer inneren Blutung zu unterscheiden sein. Hinde rechnete kaltblütig damit, dass niemand die Nase in das stecken würde, was er nun zum dritten Mal erbrach, diesmal in einem etwas schwächeren Strahl. Der eine Wärter hatte bereits sein Funkgerät genommen und schlug Alarm, der andere überlegte noch, wie er sich Hinde nähern sollte, ohne in dessen Mageninhalt zu trampeln. Die Krämpfe ebbten ab. Hinde atmete durch die Nase und schluckte einen Teil des Erbrochenen, der in ihr hängengeblieben war. Es schmeckte nach Rote Beete und Ipecacuanha. Hinde krümmte sich zusammen und schrie noch einmal laut vor Schmerz, ehe er dazu überging, sich von einer Seite auf die andere zu rollen und hilflos zu wimmern. Einer der Aufseher kam zu ihm, kniete sich neben den Häftling und legte behutsam eine Hand auf seine Schulter. Hinde hustete kurz, was ihm offenbar große Qualen bereitete.
    «Helfen Sie mir», jammerte er mit schwacher Stimme. «Bitte helfen Sie mir!»
    «Keine Sorge, das werden wir», sagte der Wärter, ohne zu begreifen, wie sehr er damit recht hatte.

H araldsson war in neuer Rekordzeit nach Hause gefahren und hatte dabei gegen alle Geschwindigkeitsbegrenzungen und Verkehrsregeln verstoßen. Seine Sorge wuchs und trieb ihn an. Er bog in die Garageneinfahrt ein und bremste, stellte den Motor ab und stieg aus.
    Eine Frau vom Spa hatte sich gemeldet, eine andere als die, mit der er zuvor gesprochen hatte. Jenny Haraldsson sei nicht aufgetaucht. Ob er zufällig wisse, ob sie sich nur verspätet hätte? Er sagte es, wie es war. Er glaubte nicht, dass sie noch käme. Die Frau informierte ihn darüber, dass sie bei einer so späten Stornierung gezwungen sei, fünfundsiebzig Prozent des Preises zu berechnen. Sie entschuldigte sich dafür. Ihm war es egal. Eine unnötige Ausgabe war noch sein kleinstes Problem. Er schloss die Haustür auf und ging hinein.
    «Jenny!»
    Stille schlug ihm entgegen. Ohne seine Schuhe auszuziehen, betrat er das Haus.
    «Jenny! Bist du hier?!»
    Weiterhin Stille. Hastig ging er ins Wohnzimmer, dann in die Küche, warf einen Blick in das kombinierte Gäste- und Nähzimmer. Riss die Tür zur Waschküche und zur Toilette auf.
    Leer.
    Still.
    Er ging in den Flur zurück und die Treppe hinauf. Einige Stufen vor dem oberen Absatz blieb er stehen. Es war merkwürdig, wie das Gehirn arbeitete. Er hatte an nichts gedacht, die Besorgnis hatte alles andere verdrängt. Aber jetzt, plötzlich, fiel es ihm ein. Hinde und die vier Morde aus den Neunzigern. Alle gleich. Der Nachahmungstäter, Ralph Svensson, von den Zeitungen als «Sommerschlächter» bezeichnet. Auch hier vier Frauen. Er hatte darüber gelesen. Die Art der Durchführung. Identisch.
    Gefesselt, vergewaltigt und mit durchgeschnittenen Hälsen.
    Zu Hause, in ihren Schlafzimmern.
    Haraldsson hob den Blick. Zu ihrem Schlafzimmer. Jennys und seinem. Dort hatten sie heute Morgen noch gefrühstückt und sich geliebt. Die Tür war geschlossen. Das war sie normalerweise nicht. Warum sollten sie sie auch zumachen, wenn niemand zu Hause war? Ein leises Geräusch unterbrach die Stille, und Haraldsson begriff, dass es aus ihm selbst kam. Ein leichtes Wimmern. Verletzt. Verängstigt. Er musste sich die Treppe hochzwingen. Schritt für Schritt. Als er oben war, klammerte er sich am letzten Stück des Treppengeländers fest, um nicht rücklings wieder herunterzufallen. Er konnte die verschlossene Tür nicht aus den Augen lassen. Musste sie anstarren. Insbesondere jetzt, im Sommer, würde es viel zu warm werden, um überhaupt dort schlafen zu können, wenn die

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