Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
Vom Netzwerk:
gleich ins Bett schlüpfen oder erst ein Gläschen Champagner trinken?»
    «Ich trinke nicht.»
    «Nicht mal Champagner?»
    «Nein.»
    «Langweiler.» Sie lächelte ihn flirtend an. «Dann bleibt ja wohl nur noch eine Alternative.»
    Sie warf ihr langes Haar in den Nacken und sah ihn mit diesem Blick an, dem er nur so schwer wiederstehen konnte. Er war kurz davor, der Versuchung nach Nähe zu unterliegen. Aber dann überraschte er sich selbst. «Sollen wir nicht erst kochen? Der Nachbar kommt doch bald.»
    Sie sah ihn voll gespielter Enttäuschung an. «Langweiler.»
    Sie machte auf dem Absatz kehrt und ging in die Küche. Er folgte ihr, um ihr beim Auspacken der Ware zu helfen.
    Er war, gelinde gesagt, verwundert über seine eigenen Prioritäten. Seinem Nachbarn den Vorzug vor Sex zu geben, das war neu für ihn.

    Sie diktierte das Menü. Seine kulinarischen Fähigkeiten waren begrenzt, und so gab er sich damit zufrieden, das Gemüse zu waschen, um es anschließend zu schneiden. Ellinor redete am laufenden Band, während sie das Fleisch mit Öl einpinselte. Sie hatte Pläne für seine Wohnung und für den Spätsommer und sorgte sich um ihre Blumen; sie überlegte, sie herzuholen. Sebastian lauschte die meiste Zeit schweigend, nicht so sehr dem, was sie sagte, sondern mehr dem Klang ihrer Stimme. Er ließ sich in keine Diskussionen verwickeln. Sie war ein bisschen wie das Glas Champagner neben ihr. Perlend und wohlschmeckend und am besten, wenn man nur kurz daran nippte.
    «Ist es in Ordnung, wenn ich das Radio anmache?», fragte sie plötzlich. Er hatte nicht einmal gewusst, dass er ein Radio besaß. Wo stand es überhaupt?
    «Na klar.»
    «Ich liebe es, wenn Musik läuft, während man so vor sich hin werkelt. Zusammen.» Sie schaltete das kleine Radio an, das oben auf dem Gewürzregal stand, wie er jetzt sah. Er versuchte sich zu erinnern, wie es in seine Wohnung gelangt war, jedoch ohne Erfolg. Jetzt erklang eine schmachtende Liebesballade. Er musste fast lachen. Sie war nicht einmal wie normaler Champagner, sie war rosafarbener Champagner. Die Sorte, die er immer gemieden hatte. Die er nur verächtlich angesehen hatte.
    «Das ist Harmonie – das Schmuseradio», zwitscherte sie. «Ich liebe Harmonie!»
    «Ich auch», behauptete er, obwohl er erst in dieser Sekunde erfahren hatte, dass es einen Radiosender mit einem derart beknackten Namen gab.
    Ellinor ging für einen Moment ins Gästezimmer. Er legte die zerkleinerten Salatblätter in eine Schüssel und überlegte, ob er irgendein Dressing hatte. Gekauft hatte er jedenfalls keines. Eigentlich hatte er vorgehabt, einen teuren Balsamico zu besorgen, es nach seinem ausgiebigen Besuch an der Käsetheke aber wieder vergessen.
    Ellinor kam zurück. «Ach übrigens, ich habe ein bisschen geputzt und das hier gefunden. Sieht so aus, als wären es wichtige Papiere. Wo soll ich die denn hintun?» Sie hielt Trolles Plastiktüte hoch.
    In ihrer Hand sah sie so leicht aus. Wenn er sie trug, wog sie viel schwerer. Bedeutend schwerer.
    Plötzlich sah er Trolle vor sich. Sein beruhigendes Lachen, bevor er zum letzten Mal um die Ecke bog und für immer verschwand. Er sah sich selbst dort mit der Tüte stehen, nur ein paar Meter von der Storskärsgatan und dem verschwindenden Trolle entfernt. Es war erst wenige Tage her und kam ihm doch wie eine Ewigkeit vor. Das Nebengleis war plötzlich wieder zum Hauptgleis geworden, innerhalb weniger Sekunden.
    So dicht lagen sie beieinander, diese beiden Welten. Sie verliefen Seite an Seite. Alles, was nötig war, um sie zu trennen, war eine Plastiktüte voller Schuld. Er schluckte und blickte in seine Salatschüssel. Er wollte zurück zum rosafarbenen Champagner. Jetzt sofort.
    «Ach, das ist nur Müll. Wirf sie einfach weg», sagte er so nonchalant er konnte.
    «Bist du sicher? Ich will ja nicht aus Versehen etwas wegwerfen, das vielleicht wichtig ist.»
    «Ich bin mir ganz sicher.» Er lächelte sie an, um zu betonen, wie unwichtig ihm der Inhalt der Plastiktüte war.
    Sie nickte und verschwand wieder nach draußen. Sang im Hinausgehen einen Song mit, der gerade im Radio lief. Er viertelte einige Tomaten. Wenn er sich jetzt entscheiden dürfte, dann würden das Lied im Radio und die Frau, die im Zimmer nebenan sang, nie verschwinden und ihm für immer die Illusion eines Lebens schaffen. Aber er durfte nicht.
    So funktionierte es nicht.
    Das Lied war zu Ende, und die Werbung kam, jemand wollte einen SMS-Kredit verkaufen.
    Danach kamen die

Weitere Kostenlose Bücher