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Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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hier entscheidet, dachte sie. Seine wässrigen Augen glänzten vor Erwartung.
    Sie war überzeugt davon, dass es Hinde keine Probleme bereiten würde, sie zu töten. Aber sein Blick verriet noch mehr über ihn. Dass er die Situation genoss und sein Ritual mit ihr gemeinsam durchführen wollte.
    Dass er in Lövhaga ihr Haar berühren wollte, war ein Teil dessen, was gerade geschah. Das begriff sie nun. Sebastian hatte die ganze Zeit über recht gehabt. Es hatte einen Grund dafür gegeben, dass Hinde sie unter vier Augen hatte treffen wollen. Er hatte ihr nahekommen wollen. Sie berühren. Und sie hatte es zugelassen. Damals hatte sie gedacht, dies sei ein geringer Preis dafür, Ralphs Namen zu erfahren. Dieser Meinung war sie jetzt nicht mehr.
    Es war entsetzlich, sich plötzlich selbst an einem künftigen Tatort zu befinden. Als Opfer vorgesehen zu sein. Und es war grausam, die Bedeutung all dieser Details zu kennen. Nichts entging ihr mehr. Die Nylonstrümpfe, die neben ihren Füßen lagen. Das Nachthemd, das über dem Bettende hing. Das Messer, das er in der Hand hielt.
    Die anderen Frauen hatten den Vorteil gehabt, nicht zu wissen, was ihnen bevorstand.
    Im Gegensatz zu ihr.
    Sie kannte jeden Moment dieses Rituals.
    Gleichzeitig gab ihr das auch ein wenig Hoffnung. In gewisser Weise hatte sie die Zeit auf ihrer Seite. Je länger sie sich am Leben halten konnte, desto mehr Zeit bekamen diejenigen, die nach ihr suchten. Denn das taten sie, das wusste sie. Edward Hinde wurde sicherlich überall gesucht. Er war kein unbekannter Mörder. Er war keiner, der aus Lövhaga ausbrechen konnte, ohne dass eine Großfahndung eingeleitet wurde.
    Sie suchten. Sie suchten.
    Jedenfalls war sie gezwungen, sich das einzureden.
    Plötzlich zerrte Hinde sie in eine sitzende Stellung hoch und riss ihr das Oberteil und den Sport-BH vom Leib. Die Attacke war aus dem Nichts gekommen. Er wollte anfangen. Jetzt trug sie nur noch ihren Slip. Sie ärgerte sich über ihren ersten Instinkt, ihre Brüste zu bedecken. Das machte sie nur schwach. Also ließ sie ihre Arme sinken, dass er sie angucken konnte. Es war trotz allem nur ihr Körper. Und jetzt musste sie um ihr Leben kämpfen.
    Er warf ihr das Nachthemd zu. Es landete auf ihren Knien.
    «Zieh es an!»
    Sie blickte auf das Stück Stoff hinunter. So ging es also vor sich. Die anderen hatten das Nachthemd freiwillig angezogen.
    «Willst du etwas wissen, was alle, sogar Sebastian, übersehen haben? Ich habe mich immer gewundert, wie das möglich sein kann. Aber es liegt wohl daran, dass dies der am meisten unterschätzte unserer fünf Sinne ist.»
    Sie sah ihn ausdruckslos an.
    «Ralph habe ich es auch nicht erzählt. Aber du wirst es bald erfahren, Vanja. Bald haben wir keine Geheimnisse mehr voreinander.»
    Er ging durch das Zimmer und zog etwas aus einem Umzugskarton, der ein Stück entfernt stand. Dann kehrte er mit einem kleinen, eckigen Parfümflakon in der Hand zurück. Er lächelte sie an und drückte ein paarmal darauf, um ihren nackten Körper zu bestäuben. Sie spürte, wie der feine, feuchte Parfümnebel ihren Hals erreichte.
    «Mamas Lieblingsparfüm.»
    Es roch stark.
    Sie erkannte es wieder.
    Chanel N o  5.

I n den letzten Minuten hatte der Funkverkehr zugenommen. Erst hatte das nördliche Team bestätigt, dass es die Ausgangsposition erreicht hatte. Nach einer Weile teilte das Team vor Torkel und Sebastian dasselbe mit. Die beiden Männer hatten sich neben die Schmalseite des Schuppens gestellt, von wo aus sie die beste Sicht auf das Haus hatten, das noch immer so einsam dalag wie zuvor. Die Stille wirkte fast schon betäubend. Sogar die Fliegen hatten zu summen aufgehört. Sebastian war von Kopf bis Fuß angespannt. Er fühlte sich verschwitzt, sein ganzer Körper glühte. Er war an Tatorte, Verhöre und Vorlesungen gewohnt. Aber nicht an das hier.
    Hier fühlte er sich nur noch machtlos. Sein Leben stand auf dem Spiel, dennoch musste er das ganze Geschehen von einem Tribünenplatz aus beobachten.
    «Jetzt gehen sie rein», sagte Torkel im selben Moment, als Sebastian sah, wie sich sechs schwarz gekleidete Gestalten ein Stück vom Haus entfernt aus dem Gras erhoben. Jetzt mussten sie nur noch zwanzig kritische Meter zurücklegen. Sie rannten, so schnell sie konnten, das Ziel fest vor Augen. Ihre Hosenbeine wurden mit Klebeband zusammengehalten, sodass man lediglich das leise Rascheln des Grases hörte, das von ihren schwarzen Stiefeln plattgedrückt wurde.
    Sebastian starrte

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