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Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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stattfinden soll, von extremer Wichtigkeit. Hierbei spielt nicht in erster Linie die geographische Lage wie beispielsweise der Abstand vom Wohnort, die Möglichkeiten, dorthin zu gelangen oder die Fluchtwege eine Rolle. Sie alle sind dem symbolischen Wert untergeordnet …

    Er übersprang einige Zeilen.

Bei der Entscheidung, in der privaten Umgebung des Opfers zuzuschlagen, geht es nicht so sehr um Kontrolle. In sämtlichen Fällen war er zum ersten Mal in der Wohnung des Opfers, als er den Mord beging. Stattdessen ist bei der Wahl des Tatorts primär ein Gefühl von Geborgenheit wichtig. Es mag widersprüchlich erscheinen, dass er sich an einem Ort sicher fühlte, den er zum ersten Mal betrat. Doch an einem Ort, an dem die Frauen nicht erwarten, dass man sie angreift, ist das Risiko geringer, dass sie Widerstand leisten oder zu flüchten versuchen …

    Sebastian verstummte und überflog hastig die Seite.
    «Hier!»

Wenn es aus irgendeinem Grund nicht möglich ist, das Verbrechen in der Wohnung des Opfers durchzuführen, ist es am wahrscheinlichsten, dass er aufgibt. Als letzte Alternative, so erklärt Hinde selbst, kann er sich vorstellen, einen jener Orte nachzustellen oder, noch besser, wieder zu besuchen, die ihm am meisten bedeuteten. Zum Beispiel den Ort, an dem die Phantasien oder die Mordserie einst begannen.

    Sebastian schlug das Buch zu.
    «Wo die Mordserie begann», wiederholte Torkel. «Wo hat der erste Mord stattgefunden?»
    «Ich erinnere mich nicht mehr an die exakte Adresse, aber es war im Süden der Stadt. Västberga oder Midsommarkransen oder etwas in der Art.»
    «Billy muss das herausfinden.»
    Torkel verließ das Zimmer, um Billy zu suchen. Sebastian folgte ihm.
    «Die Phantasien müssen bei ihm zu Hause eingesetzt haben», sagte er. «Nach dem Tod der Mutter. Als die Übergriffe begannen.»
    Torkel und er sahen sich an. Die Erwartung und Spannung war geradezu greifbar.
    «Sein Elternhaus liegt in Märsta.»

E dwards Mutter, Sofie Hinde, hatte bis zu ihrem Tod in ihrem eigenen Elternhaus gelebt. Ein einsamer Bauernhof in der Nähe von Rickeby, nördlich von Märsta. Dort war Edward aufgewachsen. Sebastian hatte den Hof zweimal besucht, als er Ende der Neunziger sein erstes Buch geschrieben hatte. Schon damals war das Gebäude unbewohnt und verlassen gewesen.
    Torkel und Sebastian saßen in einem Leitfahrzeug der Einsatzgruppe und rasten mit Blaulicht auf der E4 in Richtung Norden. Hinter ihnen folgten zwei große Kastenwagen, in denen sich die übrige Einsatzgruppe befand. Torkel und der Einsatzleiter hatten eine Karte vor sich und diskutierten. Die Polizei in Märsta hatte die Zufahrtswege zum Haus bereits abgesperrt, aber Torkel hatte entschieden, dass die Einsatzgruppe selbst den eigentlichen Zugriff durchführen sollte, denn sie hatten sowohl die Ausbildung als auch die Ausrüstung dafür. Die Polizei von Märsta sollte nur als Reserveeinheit fungieren.
    Es war ein komplizierter Einsatz. Zwar lag das Haus ein wenig abseits, da es jedoch von offenen Feldern umgeben war, würde es schwer werden, sich unentdeckt anzunähern. Dass die Geisel eine Polizistin war, erhöhte die Nervosität und den Druck auf alle zusätzlich. Natürlich waren sie in Momenten wie diesen immer angespannt, aber wenn es diesmal schiefging, wäre es in gewisser Weise noch schlimmer. Das Leben einer Kollegin stand auf dem Spiel.
    Sebastian hatte die ganze Fahrt über geschwiegen, abgesehen davon, dass er seine Erinnerungen an den Ort möglichst detailliert an den Einsatzleiter weitergegeben hatte. Leider waren es nicht viele. Er wusste noch, dass das Gebäude groß gewesen war. Zwei Stockwerke. Heruntergekommen. Am besten erinnerte er sich an den kleinen Raum unter der Treppe, in dem Edward als Kind gesessen hatte. Das würde er nie vergessen. Kalt und roh, mit einer einzigen Glühbirne an der Decke. Grobe Bodendielen und ein Geruch nach altem Urin. Je mehr er an diesen dunklen Ort zurückdachte, desto banger wurde ihm. Schon der Gedanke an Vanja in Edwards Elternhaus war unerträglich.
    Als sie bei Upplands Väsby waren, kam ein Bericht von Billy. Er hatte die Adresse des Hauses in Midsommarkransen im Archiv gefunden und war mit einem zweiten Einsatzteam auf dem Weg dorthin. Er versprach, sich wieder zu melden, sobald er mehr wusste.
    Also waren sie jetzt zwei Teams. Mit ein und demselben Ziel: Vanja zu retten. Torkel sah von der Karte auf und zu Sebastian hinüber.
    «Glaubst du, dass sie in Märsta

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