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Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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verkommen.
    «Ich mache mir nichts aus Geld.»
    «Mag sein, aber es schadet doch nicht, ein wenig zu haben.»
    «Wie viel hast du denn?»
    Sebastian angelte seine Geldbörse aus der Innentasche der Jacke und holte alles heraus, was er dabeihatte. Einige Hundertkronenscheine und einen Zwanziger.
    «Ich mache das nicht wegen dem Geld», brummte Trolle, kaum dass er die Scheine in der Hand fühlte.
    «Ich weiß.» Sebastian nickte. Falls Trolle sich in den letzten Jahren nicht komplett verändert hatte, stimmte das. Er tat nichts des Geldes wegen. Natürlich hatte er zu einem kleinen Zusatzverdienst nie nein gesagt, nicht einmal während seiner Zeit als Polizist, aber diese Aufwandsentschädigungen waren nie sein wahrer Antrieb gewesen.
    Es ging ihm darum, andere Leute fertigzumachen.
    Sie zu zerstören.
    Zu planen, zu warten, Informationen zu sammeln, das Geschehen zu steuern und am Ende das Leben der Leute in eine kleine Hölle zu verwandeln.
    Das war Trolles eigentliche Motivation. Das Gefühl, andere zu Marionetten zu machen. Das Geld war nur ein willkommener Bonus.
    «Darf ich reinkommen?», fragte Sebastian und steckte sein Portemonnaie wieder ein.
    «Du hast es dir also anders überlegt?» Trolle lachte so laut auf, dass es im ganzen Treppenhaus schallte, machte aber keine Anstalten, ihn hereinzulassen. Stattdessen presste er demonstrativ sein Gesicht in den Türspalt. «Jedenfalls brauchst du den alten Trolle …»
    Sebastian nickte und beugte sich vor, um das Gespräch etwas diskreter fortzuführen. «Ja, aber ich habe keine Lust, das von hier draußen aus zu diskutieren.»
    «Du bist doch sonst nicht so zimperlich. Bleib nur ruhig mal da stehen.» Trolle verzog sein Gesicht zu einem breiten, fast provokanten Wolfsgrinsen.
    Müde betrachtete Sebastian den feixenden Mann. Trolle war schon immer anstrengend gewesen, aber die Jahre und der Alkohol hatten diesen Charakterzug offenbar noch verschlimmert. Für eine kurze Schrecksekunde sah Sebastian sich selbst dort im Türrahmen stehen. Wenn er weitergetrunken hätte. Wenn er sich für die betäubenden Drogen entschieden hätte, mit denen er im Jahr nach dem Tsunami experimentiert hatte. Wenn er Stefan nicht gehabt hätte. Wenn er Vanja nicht gefunden hätte. Plötzlich erschien ihm das alles viel wichtiger. Er war nur vier «Wenns» davon entfernt, wie Trolle Hermansson zu enden. Ein Mann, der nichts mehr zu verlieren hatte.
    «Ich möchte, dass du die Sache bis zum Ende durchziehst. Alles herausfindest, was dir möglich ist. Über die ganze Familie, auch über die Mutter. Sie heißt Anna Eriksson …»
    «Ich weiß, wer sie ist», unterbrach Trolle ihn. Er holte tief und ein wenig rasselnd Luft und strich sich mit der Hand über die Bartstoppeln, als würde er kurz über das Angebot nachdenken. «Einverstanden. Aber dann musst du mir erzählen, warum.»
    «Warum was?» Sebastian fürchtete, dass Trolle die Antwort bereits kannte, hoffte aber, dass dem nicht so war.
    «Was ist an der Familie Eriksson/Lithner so besonders? Warum rennst du der Tochter hinterher? Sie ist doch wohl ein bisschen zu jung, sogar für dich.»
    «Du würdest es mir sowieso nicht glauben.»
    «Versuch es zu erklären.»
    «Nein!»
    Trolle sah Sebastians entschiedenen Blick und verstand, dass dieses Nein nicht verhandelbar war. Na ja, vermutlich würde er ihm den Hintergrund im Verlauf des weiteren Geschehens irgendwann entlocken können. Trolle hatte bereits beschlossen, den Auftrag anzunehmen, wollte aber noch einen Moment auskosten, wie unangenehm Sebastian das Thema und die gesamte Situation offensichtlich waren.
    «Ich habe dich gemocht, Sebastian. Wahrscheinlich als Einziger. Als du mich anriefst, habe ich ja gesagt, weil ich dich mag.» Trolle fixierte Sebastian mit seinem blutunterlaufenen Hundeblick, den man auch als verletztes Flehen deuten konnte. Freunde erzählen sich alles.
    «Du hast nicht ja gesagt, weil ich es war. Sondern weil du eine Chance gesehen hast, jemanden in den Dreck zu ziehen. Weil dir das einen Kick gibt. Ich kenne dich, Trolle, also versuch es gar nicht erst. Nimmst du meinen Auftrag nun an oder nicht?»
    Trolle lachte, diesmal weniger aufgesetzt. «Du magst mich nicht. Du bist nur hier, weil du niemand anderen hast.»
    «Genau wie du.»
    Die beiden Männer verstummten und sahen einander an. Dann streckte Trolle Sebastian die Hand entgegen, und der ergriff sie nach einigem Zögern. Trolles Hand war feucht. Kalt. Sein Handschlag aber war fest und stark.
    «Auch

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