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Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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mein dritter.»
    «Wie bitte?»
    «Anstaltsleiter. Sie sind mein dritter.»
    «Aha …»
    Es wurde still in dem kahlen Raum. Das schwache Surren des Lüftungssystems war das einzige Geräusch. Kein Laut vom Korridor, nichts, das von draußen hereindrang. Edward fixierte den neuen Anstaltsleiter und hatte nicht vor, das Schweigen als Erster zu brechen.
    Haraldsson räusperte sich. «Ich dachte, ich komme mal vorbei und sage Hallo», erklärte er und lächelte Hinde nervös an.
    Hinde lächelte höflich zurück. «Das ist aber nett von Ihnen.»
    Wieder schwiegen sie. Haraldsson rutschte ein wenig auf seinem Stuhl hin und her. Edward blieb stumm und musterte den Besucher. Niemand kam jemals einfach vorbei, nur um ihm Hallo zu sagen. Der Mann gegenüber wollte irgendetwas. Hinde wusste noch nicht, was, aber wenn er weiterhin einfach unbeweglich und schweigend sitzen bliebe, würde er es schon noch früh genug erfahren.
    «Fühlen Sie sich hier wohl?», fragte Haraldsson in einem Tonfall, als sei Hinde gerade von zu Hause in seine erste eigene Bude gezogen.
    Edward musste sich das Lachen verkneifen. Er beobachtete den unsicheren Mann vor sich. Der erste Anstaltschef war ein harter Knochen gewesen und hatte noch zwei Jahre bis zum Ruhestand vor sich gehabt, als Hinde nach Lövhaga kam. Er machte Edward von Anfang an deutlich, dass er keinerlei «Fisimatenten» duldete. Wie sich herausstellte, meinte er damit, dass Hinde sich ausschließlich auf vorbestimmten Wegen bewegen und nur dann sprechen durfte, wenn es ihm erlaubt wurde. Im Grunde genommen sollte er aufhören, überhaupt eigenständig zu denken. Damals hatte er viel Zeit in der Isolationshaft verbringen müssen. Den zweiten Leiter, der zwölf Jahre blieb, hatte er hingegen nur schemenhaft zu Gesicht bekommen und nie ein Wort mit ihm gewechselt, soweit er sich erinnerte. Aber es konnte sich durchaus lohnen, den dritten hier, Thomas Haraldsson, näher kennenzulernen. Hinde lächelte den Mann entwaffnend an.
    «Ja, gut, danke. Und Sie?»
    «Es ist ja erst mein dritter Tag, aber bisher …»
    Erneutes Schweigen. Aber dem nervösen Mann auf der anderen Seite des Tischs schien der inhaltsleere Smalltalk gut zu gefallen, weshalb Edward von seiner Strategie abwich, ihm das Gespräch zu überlassen. Er lächelte Haraldsson erneut an.
    «Wie heißt Ihre Frau?»
    «Warum?»
    Edward deutete mit einem Kopfnicken auf Haraldssons linke Hand, die über seiner rechten vor ihm auf dem Tisch lag.
    «Der Ring. Ich habe gesehen, dass Sie verheiratet sind. Aber vielleicht gehören Sie ja auch zu diesen modernen Männern, die mit einem anderen Mann verheiratet sind?»
    «Nein, nein, um Gottes willen.» Haraldsson wedelte abwehrend mit den Händen. «Ich bin nicht …» Er verstummte. Weshalb glaubte Hinde das von ihm? Wie kam er darauf? Noch nie hatte jemand zu Haraldsson gesagt, er sehe schwul aus. Niemand.
    «Jenny heißt sie. Meine Frau. Jenny Haraldsson.»
    Edward lächelte in sich hinein. Es gab keine bessere Möglichkeit, etwas über die Frau eines anderen herauszufinden, als anzudeuten, derjenige sei vielleicht nicht hetero.
    «Kinder?»
    «Unser erstes ist unterwegs.»
    «Wie schön. Junge oder Mädchen?»
    «Wissen wir nicht.»
    «Sie lassen sich also überraschen.»
    «Ja.»
    «Ich habe noch nie eine schwangere Frau getötet.»
    Mit einem Mal war Haraldsson leicht verunsichert. Bisher war doch alles so gut gelaufen. Ein erster Kontakt, ein wenig alltägliches Geplauder, um Hinde etwas aufzulockern und das Gespräch dann auf die Reichsmordkommission zu lenken. Doch Hindes letzter Kommentar erschien ihm ein wenig verwirrend und beängstigend. Sollte das heißen, dass Hinde sich nicht vorstellen konnte, eine Schwangere zu töten, weil hier für ihn eine Grenze war, oder bedeutete es, dass er lediglich noch nie die Chance dazu gehabt hatte? Haraldsson schauderte. Er wollte es lieber gar nicht wissen. Es war an der Zeit, das Gespräch in die geplante Richtung zu lenken.
    «Die Reichsmordkommission möchte mit Ihnen sprechen», sagte er in einem möglichst neutralen und beiläufigen Tonfall.
    Da war es.
    Das wahre Anliegen seines Gastes.
    Edward sah zum ersten Mal in diesem Gespräch aufrichtig interessiert aus. Er richtete sich auf seinem Stuhl auf, und sein leicht apathischer Blick wurde mit einem Mal klar. Wach. Durchdringend.
    «Sind sie jetzt gerade hier?»
    «Nein, aber sie werden in ein oder zwei Tagen kommen.»
    «Was wollen sie?»
    «Das haben sie nicht gesagt. Was glauben

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