Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)
Weise, wie er ging, ärgerte sie. Bewusst schnittig. Als würde er gerade auf einem Laufsteg eine Sommerkollektion vorführen, anstatt kurz vor Mitternacht in einer dreckigen Tiefgarage zu seinem Auto zu gehen. Er stieg in einen schwarzen Saab und brauste davon. Ursula wartete, bis er verschwunden war, ehe sie erneut den Motor anließ, einen Gang einlegte und davonfuhr.
Sie musste nach Hause kommen, bevor es zu spät war.
T orkel überlegte eine Zeitlang, wie er auf Ursulas SMS reagieren sollte. Axel Weber war ein guter Journalist, und wenn er über den Fall informiert war, konnte es nur noch eine Frage der Zeit sein, ehe er den Zusammenhang zwischen den Morden ahnte. Vielleicht war er sogar schon darauf gekommen. Torkel setzte sich an seinen Computer und prüfte, ob auf der Homepage des Expressen etwas über die Morde zu finden war. Doch die Hitzewelle war noch immer das Thema Nummer 1. Erst als er vier Artikel nach unten scrollte, fand er etwas über den letzten Mord.
Bisher waren sie also noch nicht weit gekommen. Aber Weber hatte versucht, ihn zu erreichen. Torkel griff nach seinem Handy. Es würde Weber wohl weniger stutzig machen, wenn er ihn während der Bürozeiten zurückrief, aber er wollte sofort herausfinden, was der Journalist wusste. Torkel hatte den Journalisten in seinem Telefonbuch gespeichert, und der meldete sich sofort.
«Ja, Weber.»
«Hallo, hier ist Torkel Höglund von der Reichsmordkommission. Sie hatten versucht, mich zu erreichen?»
«Ja, wie schön, dass Sie mich zurückrufen! Ich bin gerade aus dem Urlaub zurückgekommen … und habe gelesen, dass drei Frauen ermordet wurden.»
Kein Smalltalk. Direkt zur Sache. Torkel schwieg. Urlaub. Das erklärte, warum Weber den Zusammenhang nicht früher erkannt hatte.
«Im Laufe eines Monats», fuhr Weber fort, als Torkel nicht antwortete.
«Ja, ja …»
«Obendrein im Großraum Stockholm … Ich habe mich ein bisschen umgehört, und es scheint ja vieles darauf hinzudeuten, dass es ein und derselbe Täter ist, noch dazu, wenn die Reichsmordkommission involviert ist, also … Ja, ich frage mich, ob Sie mir Genaueres sagen können?»
Torkel überlegte schnell. Er hatte zwei Alternativen. Bekräftigen oder nicht kommentieren. Wenn möglich, vermied Torkel es, die Presse anzulügen, es sei denn, der Fall erforderte das. Das traf diesmal nicht zu. Fakt war, dass er bereits mit dem Gedanken gespielt hatte, eine Pressekonferenz einzuberufen. Eine begrenzte Menge an Informationen herauszugeben, um im Gegenzug ein paar Tipps zu bekommen und neue Ansatzpunkte zu gewinnen. Aber darauf wollte er sich vorbereiten und genau überlegen, welche Informationen er herausgeben würde. Er wollte auf keinen Fall zu viel sagen. Deshalb sagte er bloß: «Ich kann das nicht kommentieren.»
«Sie wollen nicht bestätigen, dass es sich um einen Serientäter handelt?»
«Nein.»
«Würden Sie es denn dementieren?»
«Ich will es nicht kommentieren.»
Torkel und Weber wussten beide, dass nicht dementieren und nicht kommentieren ein und dasselbe bedeuteten, und gleichzeitig würde nie jemand behaupten können, dass Torkel wichtige Informationen an die Presse weitergegeben hätte. Das musste er auch gar nicht, denn es gab zu viele andere Polizisten in diesem Haus, die nur zu gern Informationen ausplauderten. Nicht in seinem Team, aber im Haus. So viele, dass es manchmal bei Zeugenkonfrontationen und Verhören problematisch war.
Denn viele wussten zu vieles zu früh.
«Ich werde morgen Vormittag eine Pressekonferenz geben.»
«Warum?»
«Das werden Sie erfahren, wenn Sie kommen.»
«Ich komme. Und ich werde die Informationen, die ich bereits habe, verwenden.»
«Ich weiß.»
«Danke, dass Sie mich zurückgerufen haben.»
Torkel legte auf. Pressekonferenz. Morgen. Auch gut. Mit Weber an den Fersen mussten sie mit der Neuigkeit an die Öffentlichkeit gehen, um irgendeine Form von Kontrolle über den Informationsfluss zu wahren. Es war immer ein Balanceakt. Wenn sie sie ihr Wissen zu lange geheim hielten, konnten sich Gerüchte verbreiten. Was womöglich eine anstrengende Debatte über die allgemeine Sicherheit lostreten würde. Und darüber, warum die Polizei darüber geschwiegen hatte, dass ein Serienmörder am Werk war. Und ja, sie brauchten Hinweise aus der Bevölkerung. Torkel hätte am liebsten weitere Spuren gehabt, bevor der Fall an die Öffentlichkeit kam. Vielleicht sogar einige Verdächtige eingekreist, damit das öffentliche Interesse den Fall
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