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Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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Wohnzimmertür und betrachtete sie. Warum interessierte es sie so sehr, wie er auf Webers Anfrage reagierte? Sie hatte ihn informiert, und nun lag die Sache in seinem Zuständigkeitsbereich. Aber er war froh, dass sie da war, und hätte alles dafür getan, damit sie blieb.
    «Ich werde morgen früh eine Pressekonferenz einberufen. Weber hat den Zusammenhang erkannt.»
    «Mit Hinde?»
    «Nein, aber dass die einzelnen Morde zusammenhängen.»
    «Aha …»
    Sie nickte und ging wieder in den Flur.
    «Ich wollte nur nachfragen, ob du meine SMS bekommen hast. Ich muss jetzt nach Hause.»
    Sie war so schön.
    «Du hättest doch anrufen können.»
    «Mein Akku war leer.»
    Eine glatte Lüge. Ursula sah ihm an, dass er sie durchschaute.
    «Ich muss jetzt gehen.»
    Er überlegte, was er sagen musste, um sie zum Bleiben zu bewegen.
    Sie überlegte, was sie sagen musste, um bleiben zu dürfen.
    Also standen sie beide stumm da.
    Schließlich war er derjenige, der das Schweigen brach. Er versuchte, sich möglichst gewählt auszudrücken, aber wie immer waren seine ersten Worte banaler, als er es sich vorgenommen hatte. «Wie geht es dir eigentlich, Ursula?»
    Sie sah ihn an und setzte sich auf den weißen Stuhl neben der Tür, den sonst kaum jemand mehr benutzte. Sie war direkter.
    «Was wollen wir tun?»
    «Wie meinst du das?»
    «Mit dir und mir?»
    «Ich weiß nicht.» Er verfluchte sich selbst dafür, dass er nicht sagen konnte, was er fühlte. Seine nächste Antwort musste ehrlicher ausfallen, entschied er. Ganz ehrlich. Sie sah ihn an, aber er konnte ihren Blick nicht deuten.
    «Vielleicht sollte ich die Abteilung wechseln?», meinte sie. Dieser unerwartete Vorschlag ließ all seinen Willen zu Ehrlichkeit blitzartig verschwinden. Ihm folgte eine schwelende Unruhe.
    «Warte mal, wovon redest du? Warum?»
    Das lief nicht so, wie er es sich erhofft hatte. Immerhin gelang es ihm, seinen Körper unter Kontrolle zu bekommen, und er griff nach ihrer Hand. Er konnte zwar vielleicht nicht sagen, was er sich wünschte, aber seine Hände konnten es ihr zeigen.
    «Ich war vor ein paar Wochen in Paris.»
    «Ich weiß, mit Micke.»
    «Es war so merkwürdig. Wir haben alles getan, was man an einem romantischen Wochenende so tun sollte. Aber je mehr wir uns bemühten, desto mehr sehnte ich mich nach Hause.»
    «Aber so bist du ja auch nicht du.»
    «Wie bin ich denn?»
    Ihre Verwirrung schien ehrlich. Torkel lächelte sie an und streichelte ihre Hand, die in seiner Hand allmählich warm wurde.
    «Du bist … komplizierter. Nie ganz zufrieden, nie ganz entspannt. Du bist Ursula.»
    «Das heißt, es läuft immer alles nach meinen Bedingungen?»
    Jetzt konnte er ruhig ehrlich sein.
    «Ja. So war es immer schon.»
    «Aber du hast kein Problem damit?»
    «Nein. Ich glaube nicht, dass ich dich ändern kann. Ich glaube nicht einmal, dass ich das will.»
    Sie sah ihn an und stand auf.
    Aber nicht um zu gehen, sondern um zu bleiben.

    Als sie gegen drei nach Hause kam, schlich sie sich in Bellas Zimmer. Bella schlief manchmal noch dort, wenn sie aus Uppsala zu Besuch war und einen Ort zum Übernachten brauchte. Ursula hoffte fast darauf, dass die Tochter sie mit einem spontanen, unangemeldeten Besuch überrascht hätte, doch das Zimmer war leer. Bella war schon seit mehreren Wochen nicht mehr hier gewesen. Das letzte Mal hatten ihr Freund Andreas und sie Anfang Juni ein paar Tage dort geschlafen, ehe sie nach Norwegen weitergereist waren, um dort über die Ferien in einem Restaurant zu jobben und Geld zusammenzusparen, bevor das nächste Semester begann. Ursula schob einen Kleiderstapel von Bella zur Seite, setzte sich auf den Schreibtischstuhl und betrachtete das leere, ordentlich gemachte Bett. Auf dem Nachttisch lag immer noch Bellas Lieblingsnachthemd, ein schwarzes Green-Day-T-Shirt, das sie sich erbettelt hatte, als sie mit fünfzehn auf einem Konzert gewesen war. Ursula hatte sie dort hingefahren. Im Auto hatten sie eine große Diskussion über den Shirtkauf geführt, bei der Ursula behauptet hatte, das T-Shirt sei viel zu teuer, und Bella fast genauso energisch darauf bestanden hatte, dass es notwendig, um nicht zu sagen lebenswichtig für sie sei.
    Ihre Tochter war so gut – im Studium, beim Volleyball, ja, überall. Sie erinnerte Ursula an sich selbst. Bestleistungen in der Schule, immer ein Buch in der Hand, als wäre Wissen das Einzige, was man brauchte, um das Leben zu verstehen. Ursula hatte das Gefühl, dass sie dringend versuchen

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