Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)
um.
«Verteidigst du ihn etwa?»
«Ich sag doch nur …»
«Schluss jetzt! Alle beide!» Torkel unterbrach die Diskussion, als würde er zwei zankende Kinder trennen. «Red weiter, Sebastian.»
Sebastian vermied es, Vanja anzusehen, als er sich dem letzten Bild zuwandte. Es war die blonde Frau aus Nynäshamn. Das Opfer Nummer 2.
«Jeanette Jansson … Ich erkenne sie nicht wieder, leider erinnere ich mich kein bisschen an sie. Aber ich habe in einer der Befragungen gelesen, dass ihr Spitzname ‹JoJo› war, und ich war … ich habe einige Jahre nach dem Studium mal mit einer ‹JoJo› geschlafen. In Växjö … und sie war blond und hatte hier eine Narbe.» Sebastian zeigte auf seine Oberlippe. «Jeanette Jansson kommt aus Växjö und wurde als Kind wegen einer Hasenscharte operiert …»
Es wurde vollkommen still im Raum. Vanja starrte Sebastian verächtlich an.
Der sah plötzlich unglaublich müde und alt aus. «Dass gerade diese Frauen sterben mussten, ist also meine Schuld», sagte er kleinlaut. «Ich bin die Verbindung, nach der ihr gesucht habt. Ich – und Hinde.»
Billy setzte dort an, wo der logisch denkende Teil seines Gehirns etwas zu fassen bekam. «Aber Edward Hinde sitzt in Lövhaga hinter Gittern. Können wir wirklich sicher sein, dass er etwas damit zu tun hat?»
«Dass jemand Hindes Morde bis ins kleinste Detail kopiert und mich damit ansprechen will – ohne dass er etwas damit zu tun haben sollte –, das ist ganz und gar unwahrscheinlich. Es sind vier Opfer! Vier Frauen, mit denen ich im Bett war! Es gibt einen Zusammenhang!»
Erneutes Schweigen. Sie wussten, dass Sebastian recht hatte. Das Muster war unmöglich abzustreiten, sosehr sie es sich auch wünschten.
Ursula stand auf und ging zu der Tafel mit den Frauenfotos hinüber.
«Warum jetzt? Warum passiert es ausgerechnet jetzt? Die Hinde-Morde geschahen vor über fünfzehn Jahren.»
«Das müssen wir herausfinden», antwortete Torkel, der plötzlich eingesehen hatte, dass Sebastian unabdingbar der Schlüssel zur Lösung war. Er sah ihn an. «Hattest du in irgendeiner Form Kontakt zu Hinde, seit du ihn in den Neunzigern verhört hast?»
«Nein. Gar nicht.»
Wieder schwiegen alle. Torkel betrachtete sein Team. Jeden Einzelnen. Er hatte schon lange nicht mehr eine solche Mischung aus Verwunderung, Schock und Wut gesehen. Und plötzlich begriff er, was er tun musste. Vermutlich würde es niemand sonst verstehen. Aber er war sich sicher. Torkel kannte Edward Hinde nicht so gut wie Sebastian, aber gut genug, um zu wissen, dass dessen Gegenspieler ein berechnender und hyperintelligenter Psychopath war. Bei den damaligen Ermittlungen war er ihnen immer einen Schritt voraus gewesen – so lange, bis sie Sebastian Bergman mit ins Boot geholt hatten.
Auch damals waren die meisten in der Gruppe skeptisch gewesen, den egozentrischen Psychologen zum Zug kommen zu lassen, aber Torkel hatte seine Meinung auf jeden Fall geändert. Erst als Sebastian ein vollwertiges Mitglied des Teams gewesen war, hatten sie die Muster aufspüren können, die schließlich zur Festnahme Hindes geführt hatte. Das war die Wahrheit. Er brauchte Sebastian. Auch diesmal. Er wandte sich vor allem Vanja und Ursula zu und räusperte sich.
«Ihr werdet nicht meiner Meinung sein. Aber ihr müsst mir vertrauen. Ich will, dass Sebastian mitfährt und Hinde verhört.»
«Du willst was?» Vanja, die sich zwischenzeitlich beruhigt zu haben schien, schöpfte neue Energie. Ihre Wangen färbten sich zartrot. Vor Wut.
«Ihr müsst mir vertrauen. Wenn Hinde Sebastian als seinen Gegenspieler betrachtet, und wenn er bereit ist, so weit zu gehen, um zu demonstrieren …» Torkel unterbrach sich und sah zu Sebastian hinüber, der merkwürdig gleichgültig wirkte. «Dann soll er ihn auch als Gegner bekommen. Und zwar ernsthaft.»
«Warum?» Die Frage kam erneut von Vanja. Natürlich. «Was haben wir davon?»
«Es besteht das Risiko, dass er sonst weitermacht. So lange, bis wir zu erkennen geben, dass wir ihn verstanden haben.»
«Das heißt, du denkst, er würde aufhören, wenn Sebastian ihm gegenübertritt?»
«Vielleicht. Bestenfalls. Ich weiß es nicht.»
Die anderen schwiegen weiterhin. Keiner von ihnen wusste, wo sie überhaupt anfangen sollten.
Torkel richtete sich an Vanja. «Du begleitest Sebastian morgen nach Lövhaga.»
«Im Leben nicht! Wir sind noch mehr in dieser Gruppe.»
«Aber du bist diejenige, die Sebastian im Auge behalten wird. Jemand muss ihm
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