Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)
beschissenes Horoskop erstellen lassen? Verdammt noch mal!» Torkel blieb stehen und schlug mit den flachen Händen auf die Tischplatte. «Hier sterben Frauen!»
Es wurde mucksmäuschenstill im Raum. Draußen war ein leises Verkehrsrauschen zu hören, das vorher niemand wahrgenommen hatte. Eine Wespe brummte durch das Fenster herein, überlegte es sich jedoch rasch anders und prallte einige Male gegen die Scheibe, ehe sie wieder hinausfand. Alle saßen regungslos da und starrten irgendeinen neutralen Punkt an, um keinen anderen in der Gruppe ansehen zu müssen. Alle bis auf Ursula, die ihren Blick vom einen zum Nächsten wandern ließ und sehr zufrieden damit schien, dass sie keine Abreibung verpasst bekommen hatte. Sebastian nahm noch einen Schluck von seinem Mineralwasser. Billy drückte ein Foto an die Tafel, das bereits fest saß. Vanja zupfte an der Nagelhaut ihres Zeigefingers herum. Torkel blieb eine Weile lang an der Längsseite des Tisches stehen, bevor er mit beherrschten Bewegungen wieder zu seinem Platz ging und sich setzte. Wenn jemand die bedrückte Stimmung wieder verscheuchen musste, dann er. Er holte tief Luft.
«Wenn ich ein neues Treffen mit Hinde für euch organisiere, besteht dann die Möglichkeit, dass ihr etwas aus ihm herausbekommt?»
«Vielleicht wenn ich allein fahre», antwortete Sebastian, noch immer zurückgelehnt.
Vanja reagierte sofort. «Ach so, dann ist es also meine Schuld, dass wir nicht weitergekommen sind?»
«Das habe ich nicht gesagt.»
«Du hast gesagt, dass du ohne mich erfolgreicher wärst. Wie soll ich das bitte schön deuten?»
«Das ist mir scheißegal. Deute es, wie du willst.» Sebastian leerte den letzten Rest aus der Sprudelflasche und musste leise rülpsen, was seine Antwort unverschämter klingen ließ, als er es beabsichtigt hatte.
«Und, bist du der Meinung, dass unser Team hier funktioniert? Na? Findest du das?»
«Vanja …»
«Erinnerst du dich daran, was wir für den Fall beschlossen haben, dass es nicht funktioniert? Wir wollten ihn an die Luft setzen.»
Torkel seufzte. Er hatte die Beherrschung verloren, dabei war die Stimmung im Team ohnehin schon schlecht. Die Frage war, ob das an dem Frust lag, weil sie noch immer nichts über den Täter wussten, oder daran, dass sie Sebastian ins Team geholt hatten. Torkel wusste es nicht, aber er begriff, dass er den Streit irgendwie schlichten musste, und sei es nur für diesen Augenblick. Er stand ruhig von seinem Stuhl auf.
«Okay … Jetzt lasst uns erst mal alle durchatmen. Es ist heiß, wir müssen hart arbeiten, es ist ein langer Tag gewesen, und er ist noch nicht zu Ende.» Er ging zur Tafel und ließ seinen Blick über die Fotos schweifen. Dann wandte er sich wieder an die Runde.
«Wir müssen uns diesem Mann nähern. Wir müssen ihn kriegen. Ursula, du vergleichst die Fingerabdrücke und eventuell auch die DNA aus dem Register.»
Ursula nickte, stand auf und verließ den Raum. Torkel fuhr fort.
«Vanja, du fährst nach Södertälje und schaust, ob du Rodriguez’ Gedächtnis ein bisschen in Schwung bringen kannst.»
«Sollten wir nicht lieber erst mal abwarten, was Ursula herausfindet?»
«Das Auto, das Sebastian vermutlich verfolgt hat, kommt aus derselben Stadt. Momentan reicht das aus, um diesen Herrn Rodriguez ein wenig unter die Lupe zu nehmen.»
Vanja nickte. «Aber der da kommt nicht mit.» Sie machte eine unbestimmte Geste in Sebastians Richtung, ohne ihn auch nur anzusehen.
Torkel seufzte.
«Nein, er kommt nicht mit.»
I ch werde einfach nicht schlau aus dir.»
Torkel betrat sein Büro gemeinsam mit Sebastian.
«Da bist du nicht der Einzige.»
Sebastian ging auf das Sofa zu und setzte sich. Torkel hockte sich auf die Kante seines Schreibtischs.
«Du kämpfst so sehr darum, wieder dazuzugehören, und kaum hast du es geschafft, setzt du alles daran, wieder rauszufliegen.»
«Denkst du wirklich darüber nach, mich rauszuwerfen, nur weil ich einigen Leuten auf ihre empfindlichen Zehen getreten bin?»
«Darum geht es nicht. Nicht mehr.»
«Ich konnte nicht wissen, dass Annette Willén ermordet werden würde.»
«Ich gehe ein großes Risiko ein, wenn ich dich hierbehalte. Du hast eine Verbindung zu allen vier Opfern. Denk mal drüber nach, wie das an höherer Stelle aussieht.»
«Seit wann machst du dir über solche Dinge Gedanken?»
Torkel seufzte müde.
«Ich habe mir schon immer über solche Dinge Gedanken gemacht, denn das gibt meinem Team eine größere
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