Die Frauen von Bramble House
heraus, das wie ein Röhrchen aussah, und spähte nach links und rechts, ehe er leise keuchte: »Also, es liegt ganz bei dir.«
Und dann trat sie ihm gegen das Schienbein, und ihre Hand fuhr ihm krallend ins Gesicht, und sie stieß einen lauten Schrei aus, der so schrill war und so verzweifelt, daß sie gar nicht merkte, wie die Nadel in ihren Arm stach. Sie wußte, sie wehrte sich immer noch gegen ihn, doch dann überkam sie das Verlangen, sich hinzusetzen, aber er hatte immer noch den Arm um sie geschlungen. Wieder machte sie den Mund auf und keuchte einen schwachen Protest hervor. Aber ihre Widerstandskraft war völlig dahin.
Sie wußte nicht, wie spät es war, als sie merkte, daß sie zwischen Richard und ihrem Vater hin- und hergezerrt wurde; ihr kam es nur wie eine Sekunde später vor … oder wie eine Woche? Und dann wußte sie, daß sie an der Wand des Toilettenhäuschens lehnte und zu ihrem Vater und Richard hinabschaute, die sich auf dem Boden wälzten, und daß Leute herumeilten. Dann sah sie undeutlich, daß ihr Vater bäuchlings auf dem Weg lag, mit beiden Armen nach hinten gebogen, und daß Richard ihm ein Knie in den Rücken stemmte. Und Richard blutete im Gesicht, und sie sah, daß er die herumstehenden Gaffer anschrie.
»Los! Lauft zur Telefonzelle!« Und er spuckte Blut aus dem Mund. Dann schrie er noch einmal in das Gesicht hinauf, das sich über ihn gebeugt hatte: »Los, zur Telefonzelle am Parktor. Ruft die Polizei! Schnell!« Dann blickte er zu Emma herüber, als sei er erstaunt darüber, daß sie so bewegungslos dastand und nichts sagte.
»Was ist passiert?« Ein anderes Gesicht beugte sich zu ihm und fragte was, und Richard wollte gerade antworten, als Andrew Jones den Kopf zur Seite warf und keuchend stammelte: »Nicht … nicht die Polizei … ich … ich geh ja schon.«
»Ja, das werden Sie, aber diesmal ins Gefängnis.«
Und als Jones Anstalten machte, sich auf die Seite zu wälzen, knurrte Richard: »Noch eine Bewegung, und ich breche Ihnen die Arm. Im Ernst!«
»Aber … sie ist meine Tochter …« Jones richtete sich nun jammernd an die übrigen Gesichter, die von oben herunterglotzten, und eine Frau fragte Richard fast drohend: »Ist sie das? Ist es seine Tochter?«
»Kümmern Sie sich um Ihren eignen Kram!«
Und eine andere Stimme sagte: »Aber er ist mein Doktor! Das ist Doktor Langton, der Partner von Dr. Rice.«
Der Mann, der telefonieren gegangen war, kam zurückgelaufen. »Grad wie ich am Telefon durchgekommen bin, ist ein Streifenwagen vorbeigekommen, und ich habe die rübergewinkt, sie sind gleich da.«
Als die beiden Polizeibeamten dann über ihm aufragten, antwortete Richard auf ihre Frage »Was soll das, Sir?« nur: »Ich bin Dr. Langton. Die junge Dame da ist meine Verlobte.« Er wies auf die Frauengestalt, die immer noch wie erstarrt an der Wand des Häuschen lehnte. Dann riß er die beiden Arme, die er immer noch fest umklammert hielt, nach oben und sagte: »Und dieser Mann da ist ihr Vater. Er lebt von seiner Frau getrennt, aber er hat versucht, seine Tochter zu entführen. Ich weiß nicht, was er ihr angetan hat, aber ich fürchte, sie steht unter Drogen.«
Als Jones dann auf den Beinen war, rieb er sich die Handgelenke und schäumte: »Ja, sie ist meine Tochter, und ich habe das Recht, mit ihr zu sprechen.« Und dann, als er sich den Mantel wieder über die Schultern zurechtzog, fiel aus einer Tasche die gläserne Injektionsspritze.
Einer der Polizisten bückte sich, hob die Spritze auf und wandte sich dann um zu Emma. »Ja, da haben Sie wohl recht, Sir, es sieht so aus, als hätte man ihr was verpaßt.«
Diese plötzliche Bestätigung seiner Befürchtung ließ in Richard die Wut wieder hochwallen, und er hätte am liebsten wieder in dieses Gesicht geschlagen, das ebenso blutüberströmt war wie seines. Doch er wandte sich Emma zu, umfing sie mit dem Arm und führte sie weg. Und zu dem Polizisten sagte er: »Ich bringe sie besser ins Krankenhaus. Ich weiß nicht, was er ihr gegeben hat, aber wenn es Ihnen nichts ausmacht, nehme ich das da mit.« Er streckte die Hand nach der Spritze aus, doch der Polizist sagte: »Tut mir leid, aber das muß ich behalten. Außerdem muß ich die junge Lady und Sie, Sir, einiges fragen.«
»Sie ist dazu jetzt nicht imstande, ich muß sie rasch ins Krankenhaus bringen.«
»Nun, ich brauche ihre Adresse, und die Ihre auch, Sir. Und ich komme dann später zu Ihnen.«
»Fahren Sie zuerst mal in die Bramble Lane;
Weitere Kostenlose Bücher