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Die Frauen von Bramble House

Die Frauen von Bramble House

Titel: Die Frauen von Bramble House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
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mehr. Und wo ich schon dabei bin, laß mich dir noch etwas sagen: Ich hasse dieses Haus hier, und ich werde froh sein, wenn ich von hier weg bin. So lange ich zurückdenken kann, hat es hier nie Glück oder echte Freude gegeben. Immer war einer gerade dabei, einem andren an die Kehle zu springen. Und jetzt, Mutter, würdest du bitte von der Tür da weggehen? Wenn nicht, muß ich eben durch die Hintertür. Und sag bitte auch nicht, du möchtest mir am liebsten ins Gesicht schlagen.«
    Peggy bezwang sich und trat zwei Schritte von der Vordertür weg, und fort auch von dem Mädchen, dieser schönen Mädchenfrau, die ihr so fremd geworden war; nicht über Nacht, sondern in wenigen Minuten. Langsam wandte sie sich ab, und ebenso langsam öffnete Emma die Tür und sagte dabei: »Charlie hat gesagt, du würdest an meiner Seite stehen, aber da hat er sich wohl getäuscht, wie?«
    Sie war schon halb am Tor, als sie stehenblieb und die Hand fest auf den Mund preßte. Was war nur über sie gekommen? Es tat ihr nicht leid, was sie zu ihrer Ururgroßmutter und zu ihrer Großmutter gesagt hatte, doch warum hatte sie in diesem Ton mit ihrer Mutter gesprochen? Sie liebte sie doch! Sie spürte den Drang, umzukehren, zurückzulaufen und ihre Mutter zu umarmen und zu sagen: »Es tut mir leid.« Aber sie wußte auch, wenn sie das täte, würde man sie überreden, die Dinge so zu lassen, wie sie waren. Und das konnte sie nicht tun.
    Ihr Treffpunkt im Park war eine Bank, keine zehn Meter von der Damentoilette entfernt, und wenn Ricky nicht zur vereinbarten Zeit dort war, wartete sie lieber dort drinnen, statt auf der Parkbank, wo sie von Vorüberkommenden angestarrt werden konnte.
    An diesem Abend war Ricky noch nicht da, und auch auf dem Weg sah sie niemand, der hinter dem Häuschen zum See führte, und das Gelände hinter der Bank war durch eine hohe Rhododendronhecke abgeschirmt.
    Sie war noch immer ganz erregt, hauptsächlich wegen der Art, wie sie ihre Mutter angefahren hatte. Sie war nicht bange, wie Richard reagieren würde, wenn sie ihm vorschlug, sie sollten früher heiraten; sie wußte, er liebte sie so heftig, daß er auch ihre Leidenschaft zum Auflodern brachte. Das hatte sich gezeigt, als sie sich nach jenem einen und einzigen Besuch in seinem Apartment trennten. Er hatte lachend gesagt: »Miss, Sie sind eine Gefahr für die Menschheit! Und das war das erste und das letzte Mal, daß Sie hier waren, bis wir Brief und Siegel haben. Ist das klar?« Und sie hatte demütig geantwortet: »Ja, Doktor, ich habe Sie verstanden.«
    Sie saß auf der Bank und blickte zum Haupttor. Dort kamen etliche Leute herein, aber nur eine einzelne Frau ging an ihr vorbei; die übrigen nahmen die Abkürzung über den Rasen zum unteren Ausgang.
    Sie blickte auf die Uhr und machte eine ungeduldige Kopfbewegung. Die Uhr ging schon wieder vor, fast eine Viertelstunde, und in der Ferne hörte sie die Uhr auf dem Markt gerade fünf schlagen.
    Und als sie das Rascheln in ihrem Rücken hörte, wandte sie sich nicht um; oft schlichen hinter der Hecke Kinder herum und stürzten dann brüllend auf einander los. Doch als die Hand sich auf ihre Schulter legte und die Stimme sagte: »Keine Angst! Sei still! Ganz still!« … da erstarrte sie regelrecht zu Eis. Sie hätte auch nicht aufspringen können, es war, als wäre sie auf der Bank festgefroren. Und als dann auch noch die andere Hand ihre Schulter umklammerte, schien das Eis in ihr auch ihre Stimme zu überwachsen, denn sie konnte nur noch krächzen: »Da … Dad … oh, Dad, bitte, geh bitte weg und laß mich in Ruhe.«
    »Nein … ich geh nicht weg, Baby. Ich habe so lange gewartet, zu lange. Und jetzt hörst du mir zu. Du gehst mit mir, hast du verstanden?«
    »Nein! Das tue ich nicht! Nein! « Und plötzlich war ihre Stimme gellend. Und als sie dann aufzuspringen versuchte, riß er sie wieder mit einem Ruck auf die Bank zurück, und dann stand er vor ihr, und seine Hände krallten sich in ihre Arme und hielten sie fest. Aber seine Stimme klang leise und weich: »Ich … kann ohne dich nicht weiterleben. Ich … ich habe alles verloren. Aber … ich muß doch auch was haben. Und alles, was ich will, bist du. Verstehst du denn nicht? Ich will dich! Alles, was ich je haben wollte, bist du!«
    »Laß mich los! «
    »Hör zu! Hör mir zu! Du kommst entweder still mit, oder ich werde dich dazu zwingen.« Er gab jetzt einen ihrer Arme frei und steckte die Hand in die Manteltasche, und von dort zog er etwas

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