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Die Frauen von Bramble House

Die Frauen von Bramble House

Titel: Die Frauen von Bramble House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
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sie an und sagte sehr leise: »Es war nicht bloß meine Schuld. Du warst auch ganz schön scharf drauf und durchaus bereit.«
    »Das war ich nicht! Du hast mir vorgemacht, daß es dort ein Pferd gibt und ein junges Pony, um das sich niemand kümmert.«
    »Die waren da auch mal.«
    »Das kann schon sein, aber die waren schon lange weg.«
    »Na, viel Überredung hat es nicht grad gebraucht …«
    Sie wandte den Kopf von ihm fort und blickte zu der braungestrichenen Tür. Er hatte recht; er hatte ja wirklich recht. Sie war neugierig gewesen, hatte unbedingt erwachsen werden wollen. Schon lange hatte sie in sich eine Unruhe gespürt, die teilweise aus ihrem Verlangen entsprang, von zu Hause wegzukommen, und vor allem von ihrem Vater. Nein, sie mochte den Mann wirklich nicht, hatte ihn nie gemocht. Aber nachdem sie zum erstenmal mit Andrew zusammen gewesen war und geglaubt hatte, sie müsse sterben … warum war sie dann wieder zurückgegangen? Und auch nach dem zweiten und dritten und vierten Mal? Ja, warum war sie immer wieder mit ihm zusammengekommen? Und dann … dann hatte er sie einfach abgeschüttelt … und nicht bloß mit einem Baby, sondern er hatte sie ganz einfach sitzengelassen. Es lag nicht in ihrer Absicht, das auszusprechen, was sie als nächstes sagte, denn es klang billig und vulgär, und sie hatte ähnliche Sätze aus dem Mund ihrer Großmutter und Urgroßmutter gehört … aber auf einmal hörte sie sich selbst eben diese Worte sagen: »Nachdem du gekriegt hattest, was du wolltest, hast du dich mit eingekniffenem Schwanz verzogen und bist abgehauen«, sagte sie.
    Sie beobachtete ihn jetzt genau. Er zog die Schultern hoch und machte eine abwehrende Bewegung mit dem Kinn. »Aber es war doch gar nicht so, nicht wie du glaubst. Ja, sicher, ich hab gekniffen, weil … weil ich …« Er reckte jetzt den Kopf hoch und zischte sie an: »Ich hatte Angst, daß das passiert, was jetzt los ist. Aber du … du warst doch so bereit und so … so … Ach!« Er drehte ihr wieder den Rücken zu und blickte aus dem Fenster.
    Aber war sie wirklich so bereit und willig gewesen? Sie betrachtete seinen Rücken. Der war schmal; er sah aus wie ein kleiner Junge, nicht wie siebzehn, fast achtzehn. Hatte sie jemals nachts von ihm geträumt, sich danach gesehnt, bei ihm zu sein? In diesem Augenblick empfand sie ihn überhaupt nicht als attraktiv und mochte ihn eigentlich überhaupt nicht. Wie war es nur dazu gekommen, daß sie sich von ihm hatte berühren lassen? … Habe ich gedacht, »berühren«? Nein, mehr als bloß anfassen … tun lassen, was er mit ihr gemacht hatte! Wieso? Warum? Sie konnte noch nicht akzeptieren, daß sie jetzt eine ganz andere Persönlichkeit war als das Mädchen, das sie noch vor drei Monaten gewesen war.
    Inzwischen hatte er sich wieder zu ihr umgewandt, und sie erkannte plötzlich, daß er wirklich noch ein Junge war, jedenfalls sehr viel weniger reif als sie selber. Dabei hatte er auf sie doch immer so gewirkt, als wäre er fast ein Erwachsener. Wahrscheinlich war seine geschwätzige Zunge daran schuld, dachte sie; wie hatte Charlie das einmal genannt? Das »Gewäsch, das aus einem Froschmaul quakt«. Charlie hatte ihn nie gemocht. Einmal war er ihnen begegnet, als sie gerade vom Feld und der Scheune zurückkamen, und da hatte er es doch glatt fertiggebracht, Andrew komplett zu ignorieren; aber der hatte die ganze Zeit gequasselt und gelacht und sich aufgespielt. An dem Tag hatte sie sich seinetwegen ein bißchen geschämt.
    Aber wieso dachte sie auf einmal an Charlie? Sie mußte doch die Geschichte hier irgendwie in Ordnung kriegen! Ach, gütiger Gott im Himmel! Sie wollte nicht heiraten. Aber es gab wohl keinen anderen Weg, das wußte sie.
    Als hätte Andrew ihre Gedanken gehört, fragte er: »Du willst doch nicht, daß wir heiraten, oder?«
    Sie schwieg eine ganze Weile. Dann sagte sie sachlich: »Ich muß.«
    Sein ganzer Körper schüttelte sich, als wollte er aus seinen Kleidern fahren. »Ja, und wo sollen wir hin? Hier können wir doch nicht wohnen.«
    »Oh – nein! « Es klang sehr nachdrücklich.
    »Also, du hast doch gesagt, daß dein Papa …« Seine Stimme versagte, und sie fegte sofort beiseite, was er, wie sie ahnte, sagen wollte. »Der hat damit nichts zu tun, mit dem Haus, meine ich. Das Haus gehört meiner Uroma. Es gibt da einen Anbau. Mit genügend Zimmern. Sie … sie würden das bestimmt herrichten.«
    Beim Sprechen war sie sich die ganze Zeit mit der rechten Hand den Schenkel

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