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Die Frauen von Bramble House

Die Frauen von Bramble House

Titel: Die Frauen von Bramble House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
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verstanden habe. Und hast du gewußt, daß dein lieber Andrew ein Handelsvertreter ist? Und wie das nun mal angeblich bei Handelsvertretern so geht – du weißt ja, was man über Matrosen sagt –, haben die anscheinend auch in jedem Hafen eine feste Braut.«
    »Schweig! Halt den Mund! Das bereitet dir wohl auch noch Vergnügen!«
    »Ja, Urgroßmama, ein unglaubliches Vergnügen, weil damit die Scheidung endlich möglich wird, ich meine, daß ich mich von ihm scheiden lasse.«
    »Das wirst du nicht. Das wirst du nicht wagen. Ich will einen solchen Skandal nicht. Man wird ihn wieder zur Vernunft bringen. Aber ich denke immer noch, daß du an dem allem die Schuld trägst. Wärest du für ihn eine gute Frau gewesen, dann hätte er gewiß nicht anderswo … Trost suchen müssen. Nein, hier liegt der Grund, ja, das ist der Grund, warum er es getan hat. Ich werde mit ihm sprechen, und dann wird sich alles klären. Ich mache dem ein Ende. Aber kein Wort mehr von Scheidung. Nicht in diesem Haus.«
    »Aber leider wirst du da nichts tun können, Urgroßmutter. Gar nichts!«
    Und damit machte Peggy kehrt und ging langsam aus dem Zimmer. Und die Stimme der Greisin schrillte hinter ihr drein: »Hah! Das wirst du noch sehen! Oh, wie du sehen wirst, was ich tun kann! Du wirst es sehen!«
    Und die ganzen Treppenstufen hinab wiederholte Peggy im Geiste: Sie kann nichts tun. Sie kann es nicht aufhalten … und dennoch blieb da dieser überhebliche Echoton: Hah! Ich kann! Du wirst es sehen!
    Und wieder einmal wurde Peggy unsicher.

2. Kapitel
    Mrs. Funnell behielt recht; sie konnte etwas unternehmen, und sie tat es. Sie informierte ihre Urenkelin dahingehend, daß sie im Falle, daß Peggy sich von ihm scheiden lassen wollte, sich auf Andrews Seite stellen werde. Sie werde aussagen, daß er sich eine Geliebte genommen und schließlich versucht habe, Selbstmord zu begehen, und daß alles nur geschehen sei, weil Peggy sich ihm gegenüber nie wie eine echte Ehefrau verhalten hätte. Und folglich wendete er also seine wirkliche Liebe seiner Tochter zu. Und sollte es zu einem Scheidungsverfahren kommen, dann würde sie vor Gericht beantragen, daß das Sorgerecht für seine Tochter ihm übertragen werde, bis sie volljährig sei.
    Am Morgen nach dem theatralischen Selbstmordversuch war Peggy zu Andrew ins Zimmer gegangen und hatte ihn ziemlich gelassen gefragt: »Soll ich Rosie anrufen und ihr sagen, daß du indisponiert bist und wohl kaum in der Lage, Freitagabend zu Besuch zu kommen, wie üblich?«
    Einen Augenblick lang dachte sie, er würde vor Schreck einen Schlaganfall bekommen, aber er fing sich und flüsterte: »Also, nun weißt du es also. Und was willst du machen?« Und sie hatte ihm nur geantwortet: »Mich scheiden lassen.«
    Und dann war sie aus dem Zimmer gegangen.
    Als dann Mrs. Funnell ihn aufsuchte, hatte sie ihn zunächst nachdrücklich gemaßregelt, und er hatte mit äußerst quengeliger Stimme gesagt: »Aber ich bin ein Mann. Und es ging eben darum, daß ich mir entweder eine diskrete anständige Frau suche, oder eben irgendwelche flüchtigen Abenteuer. Ich habe mich für das entschieden, was ich für das Beste hielt.«
    Als Mrs. Funnell später dann ihre Urenkelin von diesem Gespräch unterrichtete, sagte sie abschließend und endgültig: »Und ich verstehe seine Begründung vollkommen. Doch er hat mir versprochen, diese Liaison zu beenden. Also ist das Ganze damit erledigt.«
    Aber als dann Peggy mit Bestimmtheit gekontert hatte, daß die Sache damit keineswegs erledigt sei, sondern daß sie erst damit beginne, hatte Mrs. Funnell ihr endgültig klargemacht, auf wessen Seite sie stand.
     
    Für Peggy war es allerdings weitaus wichtiger, was für Auswirkungen die ganze Angelegenheit auf ihre Tochter hatte. Darum saß sie vier Monate später mit Emma im Wartezimmer der Praxis von Dr. Rice.
    Als die Sprechstundenhilfe ihr sagte, sie könne jetzt zum Doktor hineingehen, wandte Peggy sich Emma zu und sagte: »Bleib noch einen Moment hier sitzen, ja? Ich möchte erst mal allein mit ihm reden.« Aber als sie dann ins Sprechzimmer trat, blieb sie stehen und schaute den fremden Mann verwirrt an. Einen jungen Mann, und sie wollte schon sagen, »aber eigentlich wollte ich Dr. Rice konsultieren«, als der Mann aufstand und auf den Sessel zeigte. »Dr. Rice ist heute morgen nicht in der Praxis. Ich vertrete ihn.« Dann lächelte er und setzte hinzu: »Wie es aussieht, ziemlich schlecht, denn ich scheine bereits die Hälfte

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