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Die Frauen von Clare Valley

Die Frauen von Clare Valley

Titel: Die Frauen von Clare Valley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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Kochen und das Servieren übernahm. Wenn sie ehrlich war, war Kochen nie ihre Stärke gewesen, und mittlerweile war sie recht schwach in den Gelenken, zu schwach, um schwere Teller und Schüsseln zu tragen. Aber irgendetwas würde ihr schon einfallen.
    Nun war sie viel zu aufgeregt. Sie konnte nicht warten, bis sie wieder in den Laden und dort an den Computer kam. Sie holte eine Schachtel aus dem Schrank, die mit »Lästiges, Rechnungen etc.« beschriftet war, und zog das Internetkabel daraus hervor. Jim und Geraldine waren hoffentlich zu beschäftigt, Carries Kindern die Notaufnahme zu ersparen, um Lola zu bemerken. Und zwar nicht nur im Büro, sondern vor allem am Computer, der gleich wundersamerweise wieder mit dem Internet verbunden wäre. Im schlimmsten Fall würde sie behaupten, dass sie – tja, was? Schlafwandelte?
    Darüber wollte sie sich Gedanken machen, falls es so weit käme. Fünf Minuten später saß sie im Dunkeln, im Büro, nur der Monitor glühte. Das Internet funktionierte einwandfrei. Erstaunlich, was so ein Kabel ausmachte. Sie legte ein neues Word-Dokument an, weil sie die Fragen erst entwerfen und dann versenden wollte. Wie sollte sie die Datei benennen? Es musste unverfänglich klingen, falls jemand im Anschluss den Computer nutzen und sich fragen sollte, was sie dort getrieben hatte. Nein, zur Hölle mit unverfänglich. Und so erhielt das Dokument den Namen »Lolas Geheimnis«.
    Sie musste die Fragen mit Bedacht formulieren. Schließlich wollte sie unter dem Vorwand der besonderen Kundenfreundlichkeit möglichst viel über ihre Gäste in Erfahrung bringen. Sie schloss die Augen, stellte sich die Szenerie unter den Bäumen vor und ließ die Finger über die Tastatur gleiten.
    Als sie mit den Fragen fertig war, öffnete sie ihr E-Mail-Account und fasste ein kurzes Anschreiben ab. Luke hatte ihr beigebracht, E-Mails an mehrere Empfänger als sogenannte Blindkopien zu versenden. »Niemand mag es, wenn die eigene E-Mail-Adresse für Fremde sichtbar ist«, hatte er erklärt.
    Lieber Ehrengast , schrieb Lola, nochmals danke für Ihre Rückmeldung und die herzlichsten Glückwünsche zum Gewinn unserer Weihnachtsaktion aus drei Übernachtungen in unserem wunderschönen Valley View Motel. Ich garantiere Ihnen ein unvergessliches Weihnachtsfest!
    Um mir und meinem Team – an der Stelle musste Lola laut lachen – die Vorbereitung zu erleichtern, möchte ich Sie um folgende Angaben bitten:
    Sie kopierte rasch die Fragen aus dem Word-Dokument. Es war nicht die feine Art, sich selbst zu loben, trotzdem klopfte sich Lola innerlich auf die Schulter. Dieser ganze Computer-Zauber ging ihr immer besser von der Hand.
    Lieblingsfarbe
    Lieblingsessen
    Lieblingsgetränk
    Liebstes Weihnachtslied
    Liebster Weihnachtswitz
    Alter
    Beruf
    Grund Ihres Aufenthalts im Valley View Motel
    Die letzten drei Fragen waren für die Planung der Weihnachtsfeier nicht wirklich nötig. Doch Lola war so neugierig auf ihre Gäste! Besonders auf die beiden Alleinreisenden. Um in diese Richtung zu denken, war es viel zu früh, doch ein, mutmaßlich, männlicher Single und ein, mutmaßlich, weiblicher Single – na, warum sollte sie bei der Gelegenheit nicht ein wenig Kupplerin spielen? Und vielleicht waren die beiden Kinder im richtigen Alter für Ellens Spielzeugsammlung, die für Gäste stets bereitstand.
    Ich versichere Ihnen, dass diese Angaben ausschließlich zur Steigerung der Weihnachtsstimmung im Valley View Motel verwendet und im Anschluss umgehend gelöscht werden. Ich freue mich, von Ihnen zu hören, und noch einmal meinen Glückwunsch – auf ein sehr frohes Weihnachten!
    Lola Quinlan
    Inhaberin
    Sie hatte die E-Mails gerade abgeschickt, als ihr siebter Sinn ihr riet, sich umzudrehen. Geraldine war lautlos ins Büro getreten. Auch dies gehörte zu den vielen Dingen, die Lola an ihrer Schwiegertochter so missfielen – die Angewohnheit, vernünftige Schuhe zu tragen, mit denen man geistergleich über den Boden schwebte. Lola bevorzugte, wann immer die Gelegenheit es zuließ, einen hohen Absatz. Das wirkte so viel eleganter, zur Hölle mit Bequemlichkeit! Das Thema Modegeschmack riss einen weiteren Graben zwischen ihnen auf – ihre Schwiegertochter favorisierte konservative Kleidung wie helle Blusen und schlichte Röcke, trug dazu ein ausgesprochen dezentes Make-up und eine kurze, praktische Frisur. Wieso, blieb Lola ein Rätsel.
    »Hallo, meine Liebe«, sagte Lola und drehte sich mitsamt Bürostuhl um, um den Bildschirm zu

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