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Die Frauen von Clare Valley

Die Frauen von Clare Valley

Titel: Die Frauen von Clare Valley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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weiteres Krachen durch die Wände drang. Danach herrschte Ruhe, dann ertönte Geheul.
    »Ja, die kleinen Lieben, was machen sie denn da?«, fragte Lola.
    »Vermutlich bauen sie sich Häuschen«, sagte Carrie und blätterte unbeirrt durch ihre Zeitschrift.
    »Willst du nicht mal nachsehen?«
    »Wenn sie sich wirklich wehtun, kommen sie schon von allein.« Carrie wartete, bis ihre Mutter mit zwei Tellern in den Speisesaal gegangen war. Es war ein ruhiger Abend, so wie meistens während der Woche. »Lola, ich brauche deinen Rat, bevor das alles wieder eskaliert. Sie macht mich wahnsinnig.«
    »Deine Mutter?« Die Vorstellung fand Lola herzerfrischend. Tja, warum nur?
    »Mum doch nicht. Bett natürlich. Was hat sie denn gerade?«
    Lola hielt sich bedeckt. »Wie meinst du das?«
    »Sie reagiert auf alles so schnippisch und aggressiv. Sie hört nicht mal zu, wenn ich ihr helfen will. Mir kommt es vor, als ob sie absichtlich das Gegenteil von allem tut, was ich ihr rate, nur um mich zu ärgern. Ich dachte, wenn wir gleichzeitig Kinder hätten, würden wir uns wieder näherkommen, doch es wird immer schlimmer. Dabei haben wir das Matthew-Drama durchgestanden, obwohl ich mir, ehrlich gesagt, manchmal wünsche, er hätte doch sie und nicht mich geheiratet … Okay, okay, lassen wir das, aber …« Sie seufzte dramatisch. »Ich hatte geglaubt, wir hätten in den letzten Jahren die Kurve bekommen, und Gott sei Dank hast du uns wieder vereint, als Anna …« Sie brach wieder ab und seufzte erneut. »Ich wünschte, Anna wäre bei uns, Lola. Sie hätte mich nie wie Bett behandelt. Sie wäre viel …«
    »O Gott, nicht auch noch du.«
    »Wie bitte?«
    »Jammer, jammer, jammer. Lass es endlich gut sein.«
    »Lola!«
    »Nun guck nicht so entsetzt. Deiner Schwester habe ich das auch gesagt, als sie sich über dich beklagt hat.«
    »Bett hat sich über mich beklagt? Wie kommt sie dazu? Sie ist doch an allem schuld!«
    »Niemand ist an irgendetwas schuld. Es ist mir ernst, Darling. Find dich damit ab. Ergib dich in dein Schicksal. Hatte ich noch einen Rat für Bett?« Lola tat so, als würde sie nachdenken. »Nein, das war wohl alles. Ihr müsst endlich damit aufhören, euch ständig übereinander zu beschweren, Darling. Sieh den Tatsachen ins Auge. Du bist ein Typ Mutter, Bett ist ein anderer, und niemals treffen sich die beiden .«
    »Mit einem Unterschied. Ich weiß, wovon ich spreche. Ich habe drei, nicht bloß zwei. Es ist ja nicht so, als würde ich ihr Ratschläge aus dem Theoriebuch geben. Da fragt sie sich, warum die beiden nicht gut schlafen! Du solltest mal sehen, womit sie ihre Kinder füttert.«
    »Mit Wodka und Würmern? Gut, dazu habe ich ihr nämlich geraten. Carrie, ich will nichts mehr hören. Oh, ich höre wohl etwas. Ich glaube, eines deiner so gesund ernährten und tadellos erzogenen Kinder ist gerade vom Tisch gefallen.«
    Wie aufs Stichwort erklang aus dem Nebenzimmer: »Mami! Delia hat mich gestoßen!«
    Carrie eilte aus der Küche, Jim kam von der Bar. Aus dem Veranstaltungsraum drang wieder lautes Kreischen von Carrie oder einem ihrer Kinder.
    Lola fuhr zusammen. »Glaubst du, Matthew muss wirklich an drei Abenden Spätdienst in der Tierklinik leisten, oder versteckt er sich bloß irgendwo?«
    Jim lächelte. »Darüber will ich nicht mal spekulieren. Alles in Ordnung, Lola? Kann ich irgendetwas für dich tun?«
    »Mich huckepack in mein Zimmer tragen? Dort eine Schalldämpfung installieren?« Sie lächelte und zuckte beim nächsten Gekreisch, diesmal eindeutig aus Kindermund, erneut zusammen. »Große Güte. Falls Carrie nach mir sucht und dabei das Wort Babysitterin erwähnt, sag ihr bitte, dass ich für sehr lange Zeit nach Irland zurückgegangen bin!«
    Auch Jim fuhr zusammen, als sich drei dumpfe Schläge in das Weinen mischten. »Unsere drei Mädchen waren nie so laut, oder?«
    »Nein. Aber ich habe sie auch meistens geknebelt.« Lola mochte es, wenn Jim sie nach der Erziehung seiner Töchter fragte. Sie sah auf die Uhr. Noch nicht einmal halb acht. Doch spät genug, um sich davonzustehlen. Sie gähnte damenhaft. »Oh, das Alter übermannt mich, Darling. Das Bett ruft. Wünsch Carrie und den Kindern eine gute Nacht von mir. Und sag ihnen, dass ich den nächsten Mittwoch kaum erwarten kann.«
    Nach all dem Getöse erschien ihr das eigene Zimmer wie eine Oase des Friedens. Lola hatte dem Raum mit einigen wenigen Besitztümern eine persönliche Note verliehen – mit einem Schal, einer Vase, einer antiken

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