Die Frauen von Clare Valley
Mann.«
»Aber ich liebe Matthew. Ich will mich nicht scheiden lassen.«
»Und warum sitzt du dann seit gefühlten sechs Stunden vor mir und jammerst über deinen Mann?«
»Weil Frauen nun mal über ihre Männer jammern.« Carrie stand abrupt auf. »Dein Problem ist, Lola, dass deine Ehe geendet hat, bevor du Hass auf deinen Mann entwickeln konntest.«
»Ja, Carrie, leider.«
»Ich muss los. Matthew geht die Wände hoch, wenn er allein auf die Kinder aufpassen muss.«
»Also keine Scheidung?«
»Noch nicht. Ich gebe ihm eine letzte Chance. Und auf dem Rückweg halte ich am Buchladen und kaufe ihm ein Kochbuch für Küchenidioten.«
»Das klingt schon besser«, sagte Lola. »Aber vorher springst du kurz bei deiner Mutter rein und sagst Hallo.«
»Selbstverständlich. Warum erwähnst du das?«
»Nur für alle Fälle«, sagte Lola.
Kapitel 12
Am nächsten Morgen war Lola schon bei Sonnenaufgang wach. Sie schaltete den Fernseher ein und wartete voller Ungeduld auf den Wetterbericht. Dass sie so etwas einmal sagen würde, hätte sie auch nicht gedacht, doch Gott sei Dank sollte die Hitzewelle anhalten, und außerdem wurden, noch besser, starke Winde angekündigt. Bei diesem Wetter stieg das Risiko für Buschfeuer ganz entsetzlich, das Potenzial für Schaufenster-Vandalismus jedoch auch.
Bargen ihre Pläne ein moralisches Dilemma? Oder sollte sie Mrs Kernaghan ihre Zeit im Rampenlicht gönnen? Schließlich war auch sie eine Ehrenamtliche, selbst wenn sie nicht wirklich Hand anlegte. »Ich bin eher Strategin als Arbeitsbiene«, hatte sie zuletzt auf die Bitte hin erwidert, sich in den Stundenplan des Ladens einzutragen.
Nein, dieses Ding im Fenster musste weg. Sie waren zur Lachnummer geworden. Und außerdem würde das die Chance auf den Gewinn wohl kaum verringern …
Patricia war bereits im Laden. Sie sortierte einen Kleiderbeutel, der nachts vor die Tür gestellt worden war. Mit angewiderter Miene zog sie eine dreckige Windel hervor. »Ist es zu fassen? Manche scheinen uns mit einem Müllcontainer zu verwechseln.«
»Vielleicht steckt irgendwo in einer Tasche die Adresse, und wir können die Windel zurückgeben«, sagte Lola.
Leider waren in dem Beutel keine Hinweise. Lola freute sich trotzdem, dass Patricia mehrere Teile fand, die eine Reinigung und einen Weiterverkauf lohnten. Vielleicht war die Windel aus Versehen zwischen die Kleider gelangt. Eher aber nicht, dachte Lola. Doch wenn man von seinen Mitmenschen immer nur das Schlimmste annahm, na, dann konnte man es gleich lassen …
Da sie gerade bei dem Thema war. »Patricia, ich wollte dich darüber informieren, dass ich beabsichtige, heute Mrs Kernaghans Schaufenstergestaltung zu sabotieren.«
Ein breites Lächeln war die Antwort. »Oh, Gott sei Dank, Lola. Wir haben uns schon alle Sorgen gemacht. Wir konnten nicht fassen, dass du das so einfach hinnimmst. Es ist scheußlich, und natürlich haben wir keine Chance auf den Gewinn, und es ist ja nur ein kleiner Wettbewerb unter den hiesigen Geschäftsleuten, aber mir war so zuwider, dass sie hier einfach anmarschiert und alles bestimmt und …«
Lola brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Patricia, es tut mir wirklich leid. Ich hatte keine Ahnung, dass ihr so darunter leidet. Ich habe wie ein Krokodil im Flachwasser gelauert und auf den Moment gewartet zuzuschnappen. Tut mir leid, wenn ihr euch gegrämt habt.«
»Ich kann es nur nicht ertragen, von ihr überrollt zu werden. Ist dir übrigens schon aufgefallen, dass sie sich nicht mehr blicken lässt, seit sich alle über das Schaufenster lustig machen?«
»Oh ja, das ist mir sehr wohl aufgefallen.«
»Und morgen ist schon die Jurierung. Da wird man wieder Spott und Hohn über uns ausgießen. Schrecklich. Für eine neue Gestaltung bleibt uns keine Zeit, oder? Wir könnten Joan natürlich bitten, ihre Krippe wieder mitzubringen …«
»Ich habe da eine Idee. Eine Bemerkung meiner Enkelin hat mich inspiriert. Darf ich dir davon erzählen?«
Patricia lauschte und nickte begeistert, noch bevor Lola zu Ende gesprochen hatte. Kay reagierte ebenso. Wie auch Margaret.
Nun mussten sie nur noch die momentane Gestaltung aus dem Weg räumen.
»Ich mache es«, sagte Lola.
»Nein, ich«, sagte Margaret.
»Ich bin die Jüngste«, sagte Kay.
»Machen wir es doch gemeinsam«, schlug Patricia vor.
Im Quartett schritten sie zur Tür und rissen sie sperrangelweit auf. Die Hitze strömte in den Laden. Margaret schaltete rasch die Klimaanlage aus.
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