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Die Frauen von Clare Valley

Die Frauen von Clare Valley

Titel: Die Frauen von Clare Valley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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immer macht – wenn er mir das Haar verwuschelt. Ich sag ihm immer, dass ich das nicht mag, aber das stimmt nicht, und dann hat er das bei ihr gemacht und über einen Scherz von ihr gelacht, und da war mir klar, dass sie für ihn schon wie eine zweite Tochter ist, und zwar die nettere, und das hab ich nicht mehr ausgehalten, Lola. Ich weiß, dass er mich loswerden will, dass er zu seiner neuen Familie will und ich ihm bloß im Weg bin …« Der Rest ging erneut in Schluchzen unter.
    »Ellen, Darling, hör bitte auf zu weinen. Du musst mit dem Weinen aufhören. Ich kann dir nicht helfen, wenn ich nicht mit dir reden kann.«
    »Du kannst mir sowieso nicht helfen. Niemand kann mir helfen.«
    »Wo ist dein Vater jetzt?«
    »Bei der Arbeit. Lin ist hier, unsere Haushälterin. Die ist auch sauer auf mich.«
    »Was hast du denn mit ihr gemacht?«
    Schweigen.
    »Ellen?«
    Ellen fing wieder an zu weinen. »Ich kann doch nichts dafür, Lola. Ich bin die ganze Zeit so traurig. Lin hat mich gebeten, mein Zimmer aufzuräumen, und das hab ich, und dann hat sie gesagt, ich solle bitte auch meine Bücher und meine Hausaufgaben im Wohnzimmer wegräumen, und auch damit hab ich angefangen, das war gar nicht das Problem, aber dann hat sie gesagt, dass sie Abendessen machen müsse, weil Denise und Lily kommen, aber Dad hat mir davon nichts gesagt …«
    Kein Wunder, dachte Lola still bei sich.
    »… und da bin ich wieder so wütend geworden und hab womöglich was auf den Boden geknallt.«
    »Womöglich? Was?«
    »Eine Blumenvase.«
    »Ellen, das muss aufhören.«
    »Ich weiß. Ich will wirklich, dass das aufhört, Lola. Aber wie?«
    Aber wie?, dachte Lola. »Ich ruf dich wieder an.«
    »Sie ist schier unmöglich, Lola«, sagte Glenn. Er schien keinesfalls überrascht, eher erleichtert, dass Lola ihn im Büro anrief. »Ich habe es mit harter Liebe, verständnisvoller Liebe, mit Wut, Ignorieren, mit jedem erzieherischen Ansatz versucht, den ich kenne, doch nichts zeigt Wirkung. Wir streiten unentwegt.«
    »Sie wird bald dreizehn. Das ist eine bewegte Zeit für ein junges Mädchen.«
    »Glaubst du, das wüsste ich nicht, Lola? Ich bin mit meiner Weisheit am Ende. Ich liebe Ellen, ich liebe sie sehr, und ich habe auch Anna geliebt. Das weißt du, trotz allem, was vorher zwischen uns geschehen ist, unserer Trennung …«
    »Ellen weiß davon noch immer nichts, oder?«
    »Nein. Und jetzt kann ich ihr das schon gar nicht erzählen. Sie hasst mich sowieso.«
    »Sie hasst dich nicht.«
    »Oh doch, oder zumindest empfindet sie etwas, was dem sehr nahekommt. Wenn sie jetzt erfahren würde, dass Anna und ich von Scheidung gesprochen haben, was würde das erst auslösen?«
    »Ist dir das mit dieser Denise ernst?«
    »Ja, absolut, Lola.«
    »Auch, dass du Weihnachten mit ihr und ihrer Tochter verbringen willst?«
    »Das schulde ich Denise. Sie hat eine Engelsgeduld. Sie versucht es mit Ellen, immer und immer wieder. Lily auch. Die beiden sind wirklich nett, Lola. Ich weiß nicht, was Ellen dir erzählt hat …«
    »Das wiederhole ich lieber nicht.«
    »Sie bemühen sich um Ellen. Wir alle. Doch mit der Erinnerung an Anna kann nichts und niemand konkurrieren. Aber auch ich brauche ein Leben. Ellen ist mein Ein und Alles, doch so kann sie sich nicht aufführen. Wenn sie jetzt gewinnt …«
    »Gewinnt? Ist das ein Wettstreit?«
    »Du weißt, wie ich das meine. Wir sind in einer Pattsituation. Ich habe ihr gesagt, wenn sie Weihnachten nicht mitkommen will, werde ich alles absagen. Dann machen wir eben gar nichts. Dann wird das ein ganz gewöhnlicher, langweiliger Tag.«
    »Willst du das denn wirklich?«
    »Natürlich nicht! Ich will einen schönen Tag mit Denise und ihrer Tochter verbringen, und ich möchte den Tag auch mit Ellen verbringen und sehen, dass es auch für sie ein schöner Tag ist. Doch das ist ein Ding der Unmöglichkeit. Wenn sie mitkommt, wird es für sie furchtbar. Und in dem Fall leider auch für mich.« Er seufzte tief.
    »Was, wenn sie eine separate Einladung zu Weihnachten hätte? Wenn etwas den Druck von euch beiden nähme, dir, ihr eine Atempause gewähren würde, damit ihr mal wieder zur Ruhe kommt?«
    »Einladung? Von wem?«
    »Von mir natürlich. Und zwar aus reinem Eigennutz, Glenn. Ich halte hier im Motel über Weihnachten die Stellung, und ich fürchte, ich habe mich ein wenig übernommen. Ich brauche eine Assistentin. Vorzugsweise eine zwölfjährige Assistentin, die zudem eine Verwandte ist und in Hongkong lebt.«
    »Aber

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