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Die Frauen von Clare Valley

Die Frauen von Clare Valley

Titel: Die Frauen von Clare Valley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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hintereinander.«
    »Das tu ich sowieso schon. Und trotzdem bleibt uns keine Zeit.«
    Lola seufzte. »Bett, du hast vor sieben Monaten Zwillinge zur Welt gebracht, nicht zwei gewaltige Mühlsteine, die dir am Hals hängen. Das Wunderbare an Babys ist, sie sind mobil. Leider noch nicht auto-mobil, doch ich meine, es gäbe da diese großartige Erfindung namens Kinderwagen. Ich meine, ich hätte dich sogar mit so etwas gesehen. Mit einem doppelten. Und diese Dinger unten drunter, das sind Räder. Ihr könntet den Kinderwagen mitsamt Babys vor euch herschieben und dabei reden. Na, was sagst du jetzt?«
    »Aber wann, Lola? Wann sollen wir die Zeit für so etwas finden?«
    »Zum Beispiel morgens, bevor Daniel zur Arbeit geht? Abends, vor dem Essen? Nach dem Essen? Und, mit Sandwiches, sogar während des Essens? Zwanzig Minuten täglich, bei Wind und Wetter. Das würde dir, deiner Figur, deinen Babys und deiner Ehe guttun.«
    »Sicher, Lola. Kein Problem. Ein täglicher Spaziergang, und schon wird alles gut. Vielen Dank auch.« Bett stand auf.
    Lola rührte sich nicht. »Du beleidigte kleine Göre, setz dich sofort wieder hin.«
    Bett klappte der Mund auf. Doch sie gehorchte.
    »Ich habe gerade zwei Tage lang die Beleidigte gespielt«, sagte Lola. »Daher sehe ich, wenn eine beleidigte Leberwurst vor mir sitzt.«
    »Und weswegen warst du beleidigt?«
    »Weil Mrs Kernaghan so einen Irrsinn mit unserem Schaufenster veranstaltet hat«, schwindelte Lola.
    »Dann bau es ab. Sag doch einfach, mit dem Ding wäre irgendwas passiert und ihr müsstet etwas Neues machen. Ich fasse sowieso nicht, dass du ihr das durchgehen lässt. Es ist scheußlich. Und außerdem bin ich nicht beleidigt. Ich bin wütend. Das ist etwas ganz anderes.«
    »Beleidigtsein ist die Kehrseite der Wut. Und ich kann die Auslage nicht einfach entfernen. In zwei Tagen ist Jurierung. So schnell können wir nichts Neues aufbauen.«
    »Dann ist das eben euer Beitrag.«
    »Was, ein leeres Fenster? Wie festlich.«
    Bett stand wieder auf. »Nicht für jeden ist Weihnachten ein Fest der Freude, Lola. Viele Menschen hassen Weihnachten, weil sie Geldsorgen haben oder während der Tage nur streiten. Manche können sich nicht einmal ein Geschenk für ihre Kinder oder den Partner leisten. Du arbeitest in einem Wohltätigkeitsladen. Das ist dir doch nicht neu. Hat Len nicht Würstchen aufgehängt?«
    Lola nickte. Er hatte sie zu Kränzen gewunden. Es sah wirklich unappetitlich aus.
    »Und warum macht ihr nicht was zum Thema Wohltätigkeit?«, fragte Bett.
    »Vielleicht im nächsten Jahr. Dieses Jahr ist es zu spät.«
    »Was hast du uns immer gepredigt? Es ist nie zu spät zu retten, was gerettet werden muss.« Sie beugte sich vor und gab ihrer Großmutter einen Kuss auf die Wange. »Ich fahre jetzt nach Hause. Wenigstens schimpft Daniel nicht so viel wie du.«
    »Das würde er nicht wagen. Er weiß ja, dass das mein Job ist.«
    Wieder lächelte Bett. Diesmal richtig. »Ich bezweifle zwar, dass du mir sehr geholfen hast, trotzdem danke.«
    »Immerhin sind die Tränen versiegt. Und was wirst du nun tun?«
    »Was mir meine gestrenge Großmutter aufgetragen hat. Meinen Mann und meine Babys ins Freie zerren.«
    »Braves Mädchen. Aber vorher springst du kurz bei deiner Mutter rein und sagst Hallo.«
    »Selbstverständlich. Das tu ich immer.«
    »Das höre ich gern.«
    Bett und Carrie gaben sich fast die Klinke in die Hand, sodass Lola nicht weiter über das Schaufensterproblem nachdenken konnte. Doch während sich Carrie lang und breit über Matthew ausließ, kamen Lola Betts Worte wieder in den Sinn. Gab es einen Ausweg? Sie musste Mrs Kernaghans Aufbau ja nicht willentlich zerstören, doch falls jemand versehentlich die Tür offen stehen ließ …
    »Lola, hörst du mir überhaupt zu?«
    »Natürlich, Carrie.«
    »Und was habe ich gerade gesagt?«
    »Du hast gesagt, dass Matthew dich wahnsinnig macht, er nie im Haushalt hilft, nie kocht und du ihn wirklich leid bist, und ob er etwa glaubt, dass sich die Wäsche von allein wäscht und die Böden von allein putzen …«
    »Das mit den Böden habe ich nicht gesagt, aber du hast recht, die schrubbt er nie, und die Vorhänge wäscht er auch nicht, und …«
    »Dann lass dich scheiden, Carrie.«
    »Und nicht mal – was hast du gerade gesagt?«
    »Lass dich scheiden. Du warst in dieser Ehe doch nie wirklich glücklich. Reich die Scheidung ein, zieh mit den drei Kindern fort, und mit etwas Glück findest du bald einen neuen

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