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Die Frauen von der Beacon Street

Die Frauen von der Beacon Street

Titel: Die Frauen von der Beacon Street Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howe
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der Musik oder der aufgenommenen Stimmen in Gang setzt. Und der möglicherweise auch den Behälter mit der Gaze an ihren Platz schmuggelt, bevor es zur abendlichen Manifestation kommt. «
    » Aber wie kann er dabei unbeobachtet bleiben? « , fragte Professor Friend, ebenfalls nur an Benton gerichtet. » Der ganze Raum sitzt doch voller Leute und einige von ihnen sicher mit dem Gesicht zum Schränkchen. «
    » Nun, über den Boden robbend, schätze ich « , mutmaßte Benton. » Schauen Sie ihn sich an. Er ist agiler, als er aussieht. Könnte hier einfach auf dem Bauch entlangkriechen, ganz unauffällig. «
    Das Gesicht des Butlers wurde puterrot, er sagte jedoch kein Wort.
    » Aha. Sehen Sie? Dachte ich’s mir doch « , triumphierte Benton lächelnd.
    » Ich wäre Ihnen sehr verbunden « , sagte Mrs Dee hochmütig, ohne auf den Butler zu achten und direkt an die beiden Professoren gewandt, » wenn Sie auf der Stelle mein Haus verließen. «
    Benton trat hinter Sibyl, die mit finster zusammengezogenen Brauen dasaß und verzweifelt versuchte, das Geschehene zu verarbeiten. Er legte ihr leicht die Hände auf die Schultern.
    » Ich denke « , meinte er, » dass dieser jungen Frau von Ihrer Seite eine Entschuldigung zusteht. Und möglicherweise auch eine Menge Geld. «
    Mrs Dee stand am Kopfende des Tisches und richtete sich zu ihrer vollen, wenngleich wenig beeindruckenden Größe auf. » Ich werde nichts dergleichen tun « , entgegnete sie.
    Der Butler trat schützend hinter sie.
    » Die Hand « , stammelte Sibyl blinzelnd. » Die Hand meiner Mutter. War sie also … «
    Mrs Dee bedachte sie mit einem gänzlich neuen, harten Blick.
    » Und die Stimmen? All die Stimmen von Verstorbenen? Von Erwachsenen und Kindern? « Sibyl blickte fragend in das Gesicht des Mediums, als könnte sie dort eine logische Erklärung finden. Genauer gesagt, eine logische Erklärung, die nicht der entsprach, die auf der Hand lag.
    » Sie verlangen doch etwas für Ihre Dienste, oder etwa nicht? « , fragte Benton.
    » Nein, das tue ich nicht « , erwiderte Mrs Dee. Ihre Stimme klang brüchig.
    » Doch, das tun Sie! « , stieß Sibyl hervor, die langsam aus ihrer dumpfen Abwehrhaltung erwachte und spürte, wie die Wut in ihrer Brust aufwallte. » Und wie Sie etwas verlangen! «
    » Meine Liebe « , sagte die Frau. » Sie haben heute einen schrecklichen Schock erlitten. Es tut mir so unendlich leid, dass Sie durch diese gedankenlosen Bekannten von Ihnen in eine so betrübliche Lage gebracht wurden. Doch in dieser Hinsicht jedenfalls irren Sie. «
    » Ich irre mich keineswegs. « Sibyl sprang auf, denn ihre Enttäuschung gab ihr Auftrieb. Sie wandte sich an Benton. » Jedes Mal! Jedes Mal, wenn ich hierhergekommen bin, haben alle Geld dagelassen. Auf dem Ständer für die Visitenkarten in der Diele. Niemand kann das Haus verlassen, ohne zu zahlen. Manche Leute geben ziemlich viel. Sie sollten die Scheine sehen. Hunderte von Dollar. Jedes Mal. «
    » Unsinn « , widersprach die Frau aalglatt. » Wenn die Menschen, die zu mir kommen, durch das Erlebte das Bedürfnis verspüren, mir etwas zukommen zu lassen, dann ist das ihre Sache. Das hat rein gar nichts mit mir zu tun. Und zu keiner Zeit habe ich jemals etwas gefordert. Allein der Gedanke, offen über Geld zu reden, ist mir ein Graus. «
    » Damals, als ich hier war und Sie mir die Kristallkugel gegeben haben « , rief Sibyl wütend und zeigte auf den Butler. » Da hat er mich nicht gehen lassen. Ich musste bezahlen. «
    » Ein Missverständnis « , sagte Mrs Dee.
    Der Butler entgegnete nichts, sondern starrte nur aus seiner Position hinter dem Stuhl des Mediums mit bleiernem Blick in die Runde.
    » Ich « , Sibyls Stimme stockte, während ihre Wut sich allmählich zu Enttäuschung und Scham milderte. » Ich habe Ihnen geglaubt. « Sie wandte das Gesicht ab, verbarg es zitternd hinter der Hand.
    Professor Friend stand auf und fuhr sich in einer Geste der Endgültigkeit mit den Händen über die Mantelärmel. » Miss Allston, Sie sind nicht die Einzige. Und es besteht kein Anlass, sich zu schämen. Wenn sich in diesem Raum überhaupt jemand schämen sollte, dann sind es sicher nicht Sie. Es ist genau die Bekämpfung der Manipulationen skrupelloser und kaltherziger Scharlatane « , er hielt inne und schaute in die Runde, damit auch alle seine Zuhörer wussten, auf wen er sich bezog, » der sich die Gesellschaft mit ihrer Ermittlungsarbeit verschrieben hat. Diese Dame hier hat Ihre Gutmütigkeit, die

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