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Die Frauen von der Beacon Street

Die Frauen von der Beacon Street

Titel: Die Frauen von der Beacon Street Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howe
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Wirklich « , bekräftigte sie, über seinen beginnenden Protest hinweg. » Oder sie denken, du wärst von irgendwelchen Gaunern überfallen worden, die ich wahrscheinlich mit dir bekannt gemacht habe, da ich ja so ein liederliches Frauenzimmer bin. «
    » Als würde ich mir Geld von Gangstern leihen. Komm schon « , Harlan verzog den Mund zu einem schiefen Grinsen, » so viel habe ich gar nicht verloren. «
    » Harley, du solltest wirklich … « begann Dovie, hielt aber inne, weil jemand auf leisen Sohlen an ihrer verschlossenen Schlafzimmertür vorbeiging. Die Schritte hielten an, gefolgt vom Rascheln von Taft, als würde jemand an der Tür lauschen. Harlan riss die Augen auf und schlug sich in komödiantischer Übertreibung eine Hand vor den Mund. Dovie lächelte zu ihm hinab, einen Finger auf die Lippen gepresst. Ein paar Sekunden verstrichen, dann war das musikalische Räuspern einer jungen Irin auf dem Flur zu hören, bevor sich die Schritte wieder entfernten.
    Lachend hob Harlan ein Kissen auf und warf es nach Dovie, an deren zerbrechlicher Schulter es mit einem gedämpften Laut abprallte. Sie quietschte, lachte und ließ sich in die Laken fallen, während sich Harlan auf sie rollte, die Ellbogen aufgestützt. » Psst! « , flüsterte sie und fuhr ihm zärtlich mit den Händen durchs Haar, während er viele kleine Küsschen auf ihre Stirn, die Wange, den Winkel ihres rubinroten Mundes und die Kuhle unter ihrem Schlüsselbein regnen ließ. » Harley! « , protestierte sie, und unterdrücktes Gelächter brachte ihren Körper zum Beben.
    » Psst « , konterte er und fuhr mit der Nase zärtlich über die cremeweißen Stellen ihres Halses, wo er in die Schulter überging. Ihre Haut war köstlich, und die feinen Härchen in ihrem Nacken kitzelten ihn an den Lippen. Er liebte Dovies mädchenhaften Duft, der wie Weihrauch auf ihrer Haut lag.
    » Wirklich, du musst ihnen die Wahrheit sagen. Sonst werden die mich nie mögen. «
    » Später « , wisperte er in ihr Haar. » Dafür ist noch genug Zeit. Später. «
    » Sibyl, bitte hören Sie mir zu « , protestierte Benton, während sie den Eingangsbereich des Hauses an der Beacon Street betraten, Sibyl mit flinken Schritten, als könnte sie auf der Schwelle auch seine Zweifel hinter sich lassen. Draußen auf der Straße fuhr das Automobil mit Professor Friend mit einem lauten Knattern des Auspuffs davon, und als der Wagen die Beacon Street entlangrollte, winkte ihnen der Professor zum Abschied durch das Rückfenster zu.
    » Ist mir egal « , beharrte sie, schlüpfte ungeduldig aus dem Mantel und warf das Kleidungsstück schwungvoll in Richtung Garderobenständer. Es verfehlte sein Ziel und blieb auf dem Boden liegen, doch Sibyl machte sich nicht die Mühe, den Mantel aufzuheben. » Sie können sagen, was Sie wollen, Sie können auch so viel analysieren, wie Sie mögen. Aber ich weiß, was ich gesehen habe. Ich war da. Ich weiß, dass es geschehen ist. «
    Im Schatten des hinteren Flurs, umrahmt vom La Farge, beobachtete die reglose Gestalt von Mrs Doherty ihre Ankunft. Sibyl begegnete nur kurz ihrem Blick, der, wie sie feststellte, ernst und besorgt wirkte, als hätte sie ihr etwas zu sagen, doch Sibyl bedachte die Haushälterin mit einem kurzen Kopfschütteln, und so verzog die Matrone nur unmutig das Gesicht und verschwand in der Küche.
    Sibyl marschierte in den großen Salon und kaute dabei an einem Daumennagel. Der Nachmittag ging in den Abend über, und sie wusste, dass binnen Kurzem die anderen Mitglieder der Familie Allston im Haus eintrudeln würden. Lan würde aus dem Büro heimkommen, wo er den ganzen Tag über irgendwelchen Importzahlen gegrübelt hatte.
    Harlan würde entweder zum Abendessen erscheinen oder nicht. Im Zuge seiner Genesung verschwand er mit zunehmender Regelmäßigkeit, und oft war Dovie zur gleichen Zeit abwesend. Sibyl vermutete, dass sie vor all den beobachtenden Augenpaaren im Haus auf der Flucht waren, obwohl eigentlich niemand nach ihrem Verbleib fragte, wenn Sibyl nicht bei ihnen war.
    Dovie war wahrscheinlich oben und zog sich um, oder sie lag auf ihrem Bett und blätterte in einem ihrer Klatschmagazine. Sibyl hatte ihre Rückkehr schon vor Stunden angekündigt, und aus irgendeinem Grund machte sie sich Sorgen, Dovie würde es ihr krummnehmen, dass sie so spät kam.
    Die Uhr auf dem Kaminsims im kleinen Salon zeigte dreißig Minuten vor ihrer gewohnten Abendessenszeit an. Sie hörte das geschäftige Hin- und Hereilen von Mrs Doherty,

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