Die Frauen von der Beacon Street

Titel: Die Frauen von der Beacon Street Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howe

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… « Sie hielt inne, weil es ihr Angst machte, das auszusprechen, was sie dachte. » Benton, was, wenn es überhaupt nicht die Titanic war, die ich gesehen habe? «
    Er runzelte verwirrt die Stirn. » Wie bitte? Unmöglich. «
    » Aber Sie haben doch selbst gesagt, das Bild habe sich verändert, je länger ich geübt habe. Zuerst sah ich den Ozean. Dann sah ich das Schiff, aber es war Nacht. Was, wenn ich zuerst das Schiff bei Nacht gesehen habe, weil es das war, was ich erwartete? «
    » Aber Ihre Erwartungen haben sich doch nie geändert. Sie haben stets geglaubt, die letzten Momente Ihrer Angehörigen mitzuerleben. Davon waren Sie felsenfest überzeugt. «
    » Sie haben recht. « Sie blickte verzweifelt in sein Gesicht empor. » Aber Ben, ich habe mich getäuscht. Das muss einfach so sein. Tageslicht? Und dann, ganz am Ende Professor Friend? Ich habe gar nicht die Titanic gesehen. Ich sah die Lusitania ! Ach, der arme Edwin. « Ihr Stimme brach, weil ihre Schuldgefühle, das Gefühl, einen schrecklichen Fehler gemacht zu haben, ihr die Luft abdrückten wie mit einem Schraubstock.
    » Zufall. Das kann nur Zufall sein. «
    » Wie das denn? Das konnte ich mir doch nicht einfach nur ausdenken. Nicht, da doch so viele Einzelheiten exakt stimmten. Dinge, die ich unmöglich wissen konnte. «
    Benton stand auf, entfernte sich von ihr und legte die Hände auf den Kaminsims, drückte sein ganzes Gesicht auf den kalten Stein, als könnte er damit den Gedanken von sich wegschieben. » Was Sie da sagen « , meinte er und wandte ihr dabei den Rücken zu. » Ich kann es nicht akzeptieren. Es ist einfach nicht möglich. «
    Sibyl rappelte sich auf, trat zu ihm und legte eine Hand auf seinen Arm. Seine Muskeln spannten sich unter der Berührung an.
    » Ben, das kann kein Zufall sein. Das kann es einfach nicht. Tageslicht? Die Explosionen? Professor Friend, dort an Bord, ohne seine Frau? All diese Dinge kann ich mir doch unmöglich ausgedacht haben. Vielleicht das eine oder andere, aber nicht alles. « Zwei Tränen quollen aus ihren Augenwinkeln. Ein Kind würde ohne Vater aufwachsen, nur weil sie die Zeichen nicht richtig gedeutet hatte. » Wie kann man das sonst erklären? Ich habe es nicht begriffen. Ich bin gescheitert. Ich dachte, ich würde in die Vergangenheit schauen. Doch was ich sah, war die Zukunft. «
    » Und warum hätte sich dann das Bild verändert? « , fragte er mit aufgewühlter Miene. » Erklären Sie mir das. Wenn Sie etwas Reales gesehen haben, etwas, das da draußen wirklich geschehen ist, buchstäblich « , er machte eine ausladende Geste, » dann würde es sich doch nicht verändern, oder? Was Sie gesehen haben, war nur geträumt, Sibyl. Das kann nicht anders sein. Sie haben sich selbst in eine Art … eine Art … ach, ich weiß nicht, in eine Art Trance versetzt. Selbsthypnose. Es ist bekannt, dass das vorkommt, ich habe es selbst gesehen. Und dann zeigt Ihre Fantasie Ihnen eine Ansammlung von Symbolen, die speziell Ihnen angehören, Ihrem Unterbewussten. Das ist die einzige Erklärung, die halbwegs einen Sinn ergibt. Das hat nichts mit dem zu tun, was Menschen draußen in der Wirklichkeit zustoßen kann. «
    » Ich weiß. Wahrscheinlich haben Sie recht « , erwiderte sie. » Aber was, wenn … wenn diese Kristallkugel so funktioniert wie ein Musikinstrument? Oder wie ein Werkzeug? Man kann doch auch nicht gleich von Anfang an Geige spielen oder sticken. Man muss üben. Sie sollten mal das Kissen sehen, an das ich mich als Allererstes gewagt habe. Ich habe es weggeworfen, so schrecklich war es. Und Eulah – alle dachten, sie sei eine wundervolle Tänzerin, dabei musste sie die Schritte abends so oft üben, dass sie es tat, ohne weiter darüber nachzudenken, zum Beispiel, während sie die Zähne putzte. «
    Er blickte sie argwöhnisch an.
    Sibyl verstärkte den Griff um seinen Arm. » Sie sagte « , versuchte Sibyl es weiter, » Mrs Dee sagte, die Kristallkugel sei zum Sehen gedacht. Aber sie hat mir nie gesagt, was ich sehen könnte, richtig? «
    » Sie ist eine Betrügerin, Sibyl « , stellte Benton fest, und in seiner Stimme lag eine Kälte, die sie noch nie an ihm gehört hatte. » Und das wissen Sie. Das Einzige, was Sie mit Sicherheit in dieser Kugel sehen, ist das, was bereits in Ihrem Kopf ist. Sie sind einfach traurig darüber, dass Edwin wahrscheinlich nicht mehr am Leben ist. Das ist Trauer. Genau das. Und Sie fühlen sich schuldig. Aber Sie hätten nichts tun können. Keiner von uns hätte