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Die Frauen von der Beacon Street

Die Frauen von der Beacon Street

Titel: Die Frauen von der Beacon Street Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howe
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werd’s dir erzählen « , begann er und zündete sich eine Zigarette an, während die drei anderen jungen Männer die Ohren spitzten. » Ist eine ziemlich gute Geschichte. «
    » Ich wusste es « , sagte Bickering zu Townsend, der die Augenbrauen hob.
    » Es hat mit einer gewissen jungen Dame zu tun « , fuhr Harlan fort. » Über die ich nichts weiter verraten kann, aus Angst um ihren Ruf. Ihr versteht schon. «
    » Na, komm schon! « , protestierte Rawlings. » Kann ein Mann nicht einmal innerhalb seines Clubs frei sprechen, wenn er von Gentlemen umgeben ist? «
    Townsend und Bickering pflichteten ihm hörbar bei.
    Harlan ließ sich noch ein wenig bitten, bevor er weitersprach.
    » Na gut. Ich bin mir sicher, ihr wisst, es wäre nicht das erste Mal, dass ein Mitglied des schönen Geschlechts einen Fuß in unser bescheidenes Domizil in Cambridge gesetzt hat. Und so lud ich besagte Dame aus meiner Bekanntschaft zu einem Drink und gepflegten Gesprächen auf mein Zimmer ein. «
    » So kennen wir ihn. « Bickering rammte Rawlings den Ellbogen in die Rippen. Rawlings grinste, ohne die Pfeife aus dem Mund zu nehmen.
    » Und da waren wir also, im Kamin brannte ein hübsches Feuerchen, dazu ein paar ausgezeichnet gemixte Cocktails … « , fuhr Harlan fort.
    » Nicht zu vergessen die gepflegten Gespräche « , warf Bickering ein.
    » Als sie urplötzlich ohnmächtig wird « , sagte Harlan in gespielter Überraschung.
    » Die Ärmste! « , quetschte Rawlings durch seine Pfeife hervor.
    » Na ja, was blieb mir anderes übrig. « Harlan breitete hilflos die Arme aus. » Ich habe ihr dabei geholfen, ihr Kleid zu öffnen. Damenunterwäsche kann schrecklich einengend sein, wisst ihr. «
    » Ich bin auch für eine Kleiderreform. Ist so viel moderner. So viel … zugänglicher « , sinnierte Bickering.
    » Na ja, aber wisst ihr, dann hat unser Tutor ausgerechnet diesen überaus unpassenden Moment gewählt, um bei mir vorbeizuschauen. « Harlan seufzte. Entsetzte Aufschreie wurden am Tisch laut. Dabei war das gar nicht gelogen.
    » Doch nicht etwa Baker, oder? « , wollte Rawlings wissen.
    » Hatte selbst ein paar unangenehme Begegnungen mit Baker, bevor ich mich aus dem Crimson Goliath verabschiedet habe « , bemerkte Bickering.
    » Na, dann seid ihr ja im Bilde, Leute. Der Feuerwerker, der mit seinem eigenen Pulver in die Luft gesprengt wird. « Harlan nahm einen letzten Zug von seiner Zigarette und drückte sie auf dem Messingtablett auf dem Tisch aus. Townsend mischte müßig die Karten und hielt seine Hände ständig in Bewegung, während Rawlings gespannt die Lippen um das Mundstück seiner Pfeife schloss.
    » Nun denn, Allston « , sagte Bickering und schlug einen scherzhaft schulmeisterlichen Ton an. » Da fehlt aber ein wichtiges Element in deiner Schilderung. «
    » Ach ja? « , fragte Harlan, die Unschuld in Person.
    » Der Name der ruchlosen Dame. Die Dynamitbraut « , drängte Bickering.
    Harlan stand auf, verhakte die Daumen in seinem Hosenbund und blickte schmollend auf die anderen Männer am Kartentisch hinab. » Ach, den möchtet ihr also wissen? «
    » Ihr Name! « , forderten Rawlings, Townsend und Bickering im Chor.
    » Ach Rolly, das weißt du nicht? Ich dachte, deine Schwester hätte es dir gegenüber erwähnt « , sagte Harlan, warf sich schwungvoll eine Erdnuss in den Mund und zog sich mit einer ironischen Verbeugung vom Tisch zurück. Am Tisch war es mucksmäuschenstill geworden.
    Während Harlan einen Moment lang in der Tür des St. Swithin Clubs stehen blieb und zum Schutz gegen den kühlen Abend den Kragen seines Mantels hochschlug, sah er die Gestalt eines Mannes, der in beiläufiger Langsamkeit auf ihn zukam. Die Straßenlaternen warfen seinen unsteten Schatten über die gepflasterte Straße. Schuldbewusst verfluchte Harlan sein Pech, duckte den Kopf tiefer in den Kragen und sprang hastig die Treppenstufen hinab, um an dem Mann vorbeizueilen, der ihm entgegenkam. Zu spät – der Mann packte ihn am Ellbogen.
    » Na, ist das nicht Harley Allston? « , sagte er.
    » Benton « , begrüßte Harlan ihn und verlieh seiner Stimme die nötige Herzlichkeit. » Gut, Sie zu sehen. Muss aber, fürchte ich, gehen. «
    » Einen Moment mal « , sagte Benton Derby, ohne den Griff um seinen Ellbogen zu lockern.
    » Würde ich gerne, aber ich kann nicht « , sagte Harlan lächelnd und mit einem Achselzucken. » Ich werde erwartet. «
    Der junge Mann ließ Harlan los und strich den Ärmel seines Mantels glatt. » Na gut

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