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Die Frauen von der Beacon Street

Die Frauen von der Beacon Street

Titel: Die Frauen von der Beacon Street Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howe
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Schätze, wir sind einfach zu gewöhnlich, um die Angelegenheiten von Blaublütern zu verstehen, stimmt’s, Sibyl? « , bemerkte Dovie, lehnte sich in ihrem Stuhl zurück, das eine Bein übers Knie geschlagen, und sah die Frau mit einer Miene offener Herausforderung an. » Aber ich habe auch gehört, dass die Luft da oben auf dem Olymp ganz schön dünn ist, und man weiß ja, dass das schreckliche Auswirkungen auf den Verstand haben kann. Ganz zu schweigen davon, was es mit dem Gesicht einer Frau anrichtet. «
    Sibyl stockte der Atem – vor Schreck, aber auch, wenn sie ehrlich war, vor Vergnügen. Sie hatte nie den Mut aufgebracht, irgendjemandem außer Eulah zu sagen, was sie von Mildred Seaver hielt, und Dovie hatte es einfach gespürt, fast ohne dass ein Wort gefallen war. Um ihre Freude nicht allzu deutlich zu zeigen, wagte sie es kaum, die junge Frau anzuschauen, die ihr gegenüber am Gartentisch saß.
    Mrs Coombs schnappte nach Luft, als hätte ihr jemand einen Schlag auf den Solarplexus versetzt. Sibyl sah Dovie an, die ihren Blick mit einem spitzbübischen Lächeln erwiderte. Eine seltsame Mischung aus peinlicher Berührtheit und köstlichem Übermut stieg in ihr auf, und Sibyl spürte, wie sie rot wurde. Sie hatte schreckliche Angst davor, dass sie gleich anfangen würde zu lachen.
    » Meine Güte « , brachte Mrs Coombs gerade noch hervor. Offenbar beschloss sie, die Oberhand zurückzugewinnen, indem sie Sibyl allein ansprach. » Was für eine unkonventionelle Begleitung Sie sich da ausgesucht haben. Aber die Allstons hatten immer schon einen besonders erlesenen Geschmack, was ihre Freunde angeht. Das ist schließlich eine ihrer Stärken, wissen Sie. Das habe ich immer schon gesagt. Sie sind so offen nach allen Seiten, dass Sie wirklich jeden in ihr Herz schließen. Wie überaus fortschrittlich Sie sind! «
    Mit diesen Worten machte Mrs Leonard Coombs auf ihren klobigen Absätzen kehrt und galoppierte durch die hohen Glastüren zurück in den Club, hinter denen man deutlich Geflüster vernehmen konnte. Sibyl schaffte es gerade noch bis zu dem Moment, als sie glaubte, Mildred sei außer Hörweite, dann brach das Gelächter aus ihr heraus, so heftig, dass sie sich die Arme um den Leib schlingen und nach vorn beugen musste. Ihre Schultern bebten.
    Dovie sah der Frau hinterher, und die Feindseligkeit, die buchstäblich in Wellen von ihrem kleinen Körper abgestrahlt hatte, ebbte allmählich ab. Dann machte sich ein kleines Lächeln auf dem Gesicht des Mädchens breit. Es wurde breiter und breiter, und dann begann auch Dovie zu lachen.
    » O nein, o nein! « , rief Sibyl und wischte sich den Augenwinkel mit einer Serviette. » Ach, wenn Sie nur eine Ahnung hätten, wie lange ich der so etwas schon sagte wollte! Die ist unausstehlich, seit wir Mädchen waren. «
    Dovie grinste und zuckte mit den Achseln.
    Als ihr Lachen endlich einem leisen Glucksen wich, wurde Sibyl auf einmal bewusst, wie still es in dem Speisesaal geworden war. Sie beugte sich vor und bedeutete Dovie, mit ihrem Ohr näher zu kommen.
    » Ich glaube, meine Liebe, wir gehen besser « , flüsterte sie.
    » Ich bin noch nicht einmal mit meinem Kuchen fertig! « , protestierte Dovie in gespielter Unschuld. » Aber wenn Sie finden, wir müssen, dann müssen wir! «
    » Oh, auf keinen Fall, essen Sie ruhig zuerst Ihren Kuchen zu Ende « , sagte Sibyl mitten in einem nervösen Kichern. Die Stille im Clubhaus schwelte weiter.
    Dovie nahm den letzten Bissen Teekuchen und stopfte ihn sich in den Mund. Ihre Wangen blähten sich auf wie die eines Eichhörnchens. » Fertig « , sagte sie mampfend. Dabei fielen ihr ein paar Krümel aus dem Mund, und sie fing sie mit der Hand auf.
    Sibyl, deren Augen vor Belustigung funkelten, stand auf. » Na gut. Dann können wir also gehen. «
    Sie schlang dem Mädchen den Arm um die Taille, und so stolzierten sie Seite an Seite aus dem Speisesaal, die Köpfe stolz hochgereckt, vorbei an mehreren Dutzend Augenpaaren, die sie schweigend beobachteten, musterten, bewerteten. Als sie an Mrs Rowland vorbeikamen, sah Sibyl, dass ein boshaftes Lächeln um die Lippen der Matrone spielte. Sibyl und Dovie beschleunigten ihre Schritte, bis sie fast liefen. Und so verließen sie, hinter sich eine Spur Kuchenkrümel, den Oceanus Club, um nie wieder einen Fuß hineinzusetzen.
    An jenem Abend saßen die beiden jungen Frauen einander gegenüber im kleinen Salon, im Kamin brannte ein Feuer. Sibyl hockte in Lans altem Lehnstuhl, über eine

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