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Die Frauen von der Beacon Street

Die Frauen von der Beacon Street

Titel: Die Frauen von der Beacon Street Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howe
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Haarmähne gekrönt wurde. Die Frau schenkte ihnen ein eisiges Lächeln, das jegliche Freude über das Wiedersehen Lügen strafte.
    » Ach Miss Seaver « , begrüßte Sibyl sie. » Wir haben uns schon so lange nicht mehr gesehen. «
    » Das kann man wohl sagen! « , stimmte die Pferdefrau ihr zu. » Ewigkeiten. Aber ich bin keine Miss Seaver mehr. Jetzt Mrs Leonard Coombs. «
    » Wie dumm von mir, natürlich. « Sibyl lächelte gequält. Sie wusste, dass Mildred Seaver geheiratet hatte. Und sie wusste, dass Leonard Coombs der Glückliche war. Leonard Coombs, ein freundlicher Zeitgenosse von der Universität Yale, der während Sibyls erster Saison in der Gesellschaft zusammen mit Benton Derby um Sibyls Aufmerksamkeit gebuhlt hatte. Statt das Tanzbein zu schwingen, worin Sibyl sowieso nicht besonders gut war, hatten sie ewig auf irgendwelchen Treppen herumgesessen, aufregenderweise die Knie aneinandergepresst und mit leiser Stimme über Bücher geredet. Mildred Seaver, die sowohl in Sibyls Nähzirkel als auch in ihrem Tanzkurs war, ein ungelenkes, aber durchaus raffiniertes Mädchen, hatte sich mithilfe einer ganzen Reihe von Manövern, die zu entlarven es Sibyl noch immer an gesellschaftlicher Könnerschaft mangelte, an den jungen Bücherwurm heranscharwenzelt und ihn schließlich als Trophäe heimgeführt, eine Eheschließung, die im folgenden Winter von allen Gazetten mit Pauken und Trompeten gefeiert worden war. Zehntausend Orangenblüten, hatten die Boulevardblätter atemlos verkündet.
    » Und wie geht es Mister Coombs? « , erkundigte sich Sibyl.
    » Könnte nicht besser sein! « , strahlte die frühere Miss Seaver und zeigte die ganze Pracht ihres Pferdegebisses. » Er ist gerade eben zum Partner in Daddys Firma ernannt worden. Und Lenny junior liebt er abgöttisch. «
    » Aha « , sagte Sibyl. Lenny junior. Noch ein weiterer Beweis dafür, dass die Allstons endgültig von der Besuchsliste der Coombs gestrichen waren. Nicht einmal eine Karte hatte man ihnen geschickt. » Nun, das habe ich gar nicht gehört. Herzlichen Glückwunsch. «
    Mrs Coombs lächelte affektiert und bewegte steif die Hüften. » Ach ja! « , stöhnte sie und führte eine Hand an die Brust, um zu zeigen, wie sehr sie bei der Geburt ihres Stammhalters gelitten hatte. » Nun, vielen Dank. Es war einfach nur furchtbar, wissen Sie. Wirklich, so schrecklich, man glaubt es kaum. Sie können sich sooo glücklich schätzen, dass Ihnen das alles erspart bleibt. Mir kann das, ehrlich gesagt, gestohlen bleiben. Überhaupt ist es, glaube ich, besser, gar nicht erst zu heiraten. Und, wer ist das? «
    Sie ließ einen abschätzenden Blick zu Sibyls Lunch-Begleiterin wandern, die sich noch tiefer in ihren Gartenstuhl drückte.
    » Mrs Coombs, darf ich Ihnen Miss Dovie Whistler vorstellen « , sagte Sibyl. Als sie auf Dovie wies, sah sie, dass das Mädchen vor langsam angestauter Wut ganz rot angelaufen war.
    » Whistler! « , wieherte Mrs Coombs und führte nachdenklich einen Finger an ihr knochiges Kinn. » Whistler. Hm. New York? «
    » Nie dort gewesen « , erwiderte Dovie und verschränkte die Arme vor der Brust.
    » Nein? Na, das ist komisch. Die einzigen Whistlers, die ich kenne, wohnen in New York. Wir sehen sie jeden Sommer in Newport, wenn wir zur Regatta runterfahren. «
    » Weder verwandt noch verschwägert. « Dovies smaragdgrüne Augen hatten einen dunklen Ton angenommen.
    » Nun, das ist wirklich schade. Es sind nette Leute. Er stammt aus einer Bankerfamilie, und sie haben eine entzückende kleine Ketsch, die mich immer ganz blau vor Neid macht! Blau! «
    » Man wird nicht blau vor Neid « , sagte Dovie jetzt mit einer Stimme, die nach einer normalen Plauderei klang, jedoch den ganzen Raum füllte. » Vielleicht liegt das ja an dem guten blauen Newport-Blut, an das Sie denken. Sie müssen es ja wissen. «
    » Wie bitte? « , stammelte Mrs Coombs.
    Sibyl musste unwillkürlich lachen. » Ich fürchte, sie hat recht, Mildred. « Ihr Herz pochte vor Schadenfreude, als sie ihrer ehemaligen Konkurrentin den endgültigen Gnadenstoß versetzte. » Die Farbe des Neides ist Grün, nicht Blau. Aber das sollten Sie eigentlich wissen. «
    » Na, so was! « , prustete die Frau empört und kippte vor Überraschung fast aus dem hufähnlichen Schuhwerk. » Meine Güte, Miss Allston. Ich weiß nicht, wo Sie dieses Geschöpf hier aufgetrieben haben. « Sie starrte finster auf Dovie herab und versprühte förmlich Wellen der gesellschaftlichen Verachtung.
    »

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