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Die Frauen von Ithaka: Roman (German Edition)

Die Frauen von Ithaka: Roman (German Edition)

Titel: Die Frauen von Ithaka: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sándor Márai
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Fischknochen feierlich in die Höhe. »Diesen Stachel, der schärfer ist als die Messer von Kyrene, hat auf der Götter Geheiß einst ein Reiher deinem Vater aus dem Himmel in die Hand fallen lassen. Wie alles, was aus Zeus’ himmlischem Reich auf die Erde kommt, hatte auch das eine geheime Bedeutung. Du hast eine echte Waffe mit auf den Weg bekommen«, sagte sie ernst. »Geh in die Welt, Junge! Suche deinen Vater!«
    Im hellen Licht sahen wir einander an. Ich packte die Lanze mit beiden Händen.
    »Was soll ich ihm sagen, wenn ich ihn finde?«, fragte ich, und meine Stimme bebte vor Angst und Erregung.
    »Du musst nichts sagen.« Meine Mutter lachte bitter. »Halte die Lanze auf ihn zu. Er wird dich sofort erkennen … Aber pass auf, dass deine Hand nicht zittert.«
    Ich sah meiner Mutter in die meergrünen Augen. Ihr Augenlicht war trüb wie die Gischt in den Strudeln der Bucht von Aiaia. In diesem Augenblick zitterte meine Hand trotzdem.
    Das väterliche Erbe, die zum Todesstoß geschmiedete Lanze, der geheimnisvolle Rochenstachel, den der himmlische Vogel meinem Vater in die Hand fallen lassen hatte, und der Auftrag, mit dieser Ausrüstung in die Welt zu ziehen und meinen Vater zu suchen – all das war beängstigend und aufregend neu. Der Blick meiner Mutter bohrte sich in meine Augäpfel, so wie ein Zauberer sein Opfer ansieht, wenn er ihm im Schlaf einen Befehl erteilt. Die Welt um mich herum drehte sich. Mit beiden Händen packte ich fest die Lanze, als wollte ich mich an ihr festhalten, als wäre sie der einzige Gegenstand auf der Welt, der mich verhängnisvoll etwas anging. Wie im Halbschlaf hörte ich, wie meine Mutter ihren Befehl wiederholte, ihre geflüsterten und strengen Worte:
    »Schwöre«, zischte sie, »dass deine Hand nicht zittern wird, wenn du deinem Vater begegnest!«
    Ich schwor. Kurze Zeit darauf machte ich mich mit der Lanze in der Hand auf in die Welt, um die Menschen kennenzulernen und meinen Vater zu suchen.
    XI
    Wir hatten vereinbart, dass ich zuerst nach Sparta gehen sollte, wo Hermes meine Ankunft bereits angekündigt hatte. Meine Mutter bestand darauf, dass ich, bevor ich mich auf den Weg begab, Menelaos um Rat fragte und seine Meinung anhörte. Sie sagte, dieser berühmte Mann sei der Einzige unter den Zeitgenossen, der auf meine Fragen, wie mein Vater war und welche Abenteuer er bestanden hatte, eine fundierte und besonnene Antwort geben könne.
    »Es ist notwendig«, sagte meine Mutter beim Abschied, »dass du von einem menschlichen Wesen alles über deinen Vater erfährst. Jetzt, da du in die Welt der Menschen hinabsteigst, musst du die geheimnisvollere und dürftigere Hälfte deines Wesens – das, was an dir Mensch ist – trainieren wie ein Turner seinen Körper, bevor er zum Wettkampf antritt. Menelaos ist schon alt und geschwätzig. Aber wenn es irgendjemanden gibt, der deinen Vater aus nächster Nähe erlebt hat und gut kennt, dann ist er es. Merke dir jedes seiner Worte!«
    Wir verabschiedeten uns ohne Sentimentalitäten. Meine Mutter ließ mir ein prächtiges Schiff ausstatten, damit ich meinem Rang gemäß in die Welt hinausziehen konnte. Einige Silene, die sich auf die Kunst der Schifffahrt verstanden, begleiteten mich zu den jenseitigen Ufern. Auf dem Festland blieb ich dann allein. Ich nahm die Lanze, mein väterliches Erbe, auf die Schulter und machte mich auf den Weg nach Sparta.
    Die menschliche Welt, die ich unterwegs kennenlernte, unterschied sich auf den ersten Blick nicht sehr von der göttlichen, in der ich meine sonderbare und geheimnisvolle Kindheit verbracht und die ich nun verlassen hatte. Die Menschen, die mir begegneten, waren den Göttern ähnlich. Ihre Wohnungen und Siedlungen übertrafen die Wohnstätten der Götter sogar in vieler Hinsicht. Ihre Gebrauchsgegenstände waren manchmal einfacher, aber oft zweckmäßiger und handlicher als die Werkzeuge der Götter. Als ich die Schritte auf dem Festland landeinwärts lenkte, fielen mir Hermes’ Worte ein, die ich in jener denkwürdigen Nacht, als ich im Busch spähte, gehört hatte: Die Menschen – und alles, was ich unterwegs sah, bestätigte dies – hatten sich von den Göttern unabhängig gemacht. Offensichtlich hatten sie vieles, was sie gebrauchen konnten, einfach übernommen, dabei jedoch die veralteten, alles in allem unzeitgemäßen und aus der Mode geratenen göttlichen Werkzeuge, Zubehörteile und Modeartikel vervollkommnet. Erstaunt und mit beklommenem Herzen sah ich, dass die Götter und

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